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Drohender Zahlungsausfall Signa: Gläubiger prüfen möglichen Verstoß gegen Anleihe-Bedingungen

Das Immobilien-Unternehmen Signa ist nach Jahren der aggressiven Expansion in existenzielle Liquiditätsschwierigkeiten geraten.

Gescheiterstes Bauprojekt von Signa in Hamburg
Foto: Maria Feck/Bloomberg

Ein Konsortium von Anleihen-Investoren der Signa Development Selection prüft, ob das Immobilien-Unternehmen gegen die vereinbarten Konditionen bestimmter Anleihen verstoßen hat. Hintergrund sind Hunderte von Millionen Euro an Außenständen, die innerhalb der Signa-Gruppe existieren.

Rene Benko gerät unter zunehmenden Druck der Anleihe-Investoren von Signa
Gründer der Signa Holding Rene Benko Foto: Sebastian Widmann/Getty Images

Drohender Zahlungsausfall bei Signa

Die Anleihe-Investoren prüfen aktuell gemäß Insidern die Emissionsprospekte im Hinblick darauf, ob das Management gegen die Interessen des Unternehmens gehandelt und damit Bestimmungen verletzt hat. Ein Verstoß gegen diese Bestimmungen könnte einen Zahlungsausfall zur Folge haben, da die Gläubiger die Anleihen sofort fällig stellen lassen könnten. Das Unternehmen verfügt aktuell aber nicht über liquide Mittel in Höhe von ca. 300 Millionen Euro, um die betroffenen Anleihen zu tilgen.

Bereits am 6. November wurden die Anleihen von Signa von der Agentur Fitch Ratings auf Junk (Schrott) herabgestuft. Seit Anfang Oktober haben die Schuldverschreibungen des österreichischen Bauträgers fast zwei Drittel ihres Wertes verloren.

Bei einer Telefonkonferenz zu den Halbjahreszahlen vergangene Woche hatte Finanzvorstand Manuel Pirolt laut Bloomberg News erklärt, Signa Development habe rund 600 Millionen Euro an Forderungen gegen verbundene Unternehmen. Die gesamten Forderungen waren im ersten Halbjahr um 45 Prozent auf 659 Millionen Euro angestiegen.

Das Management sagte in der Telefonkonferenz, dass es derartige Transaktionen einstellen und versuchen werde, kurzfristig 100 Millionen Euro aus Darlehen zurückzuerhalten, um die Liquidität zu stärken. Die Gläubiger halten am heutigen Donnerstag um 16:00 Uhr Londoner Zeit eine Telefonkonferenz mit dem Treuhänder Deloitte ab.

Signa Development antwortete bislang nicht auf Anrufe und E-Mails von Bloomberg News mit der Bitte um einen Kommentar.

Die großen Nöte von Signa

Signa Development prüft derzeit gemeinsam mit Rothschild & Co. und der Kanzlei White & Case seine Kapitalstruktur. Angesichts der sich verschlechternden Marktbedingungen im Immobiliensektor und steigender Zinssätze für Anleihen steckt der Immobilien-Entwickler in einer Liquiditätsklemme. Beim Hauptaktionär Signa Holding arbeitet inzwischen der Sanierungsexperte Arndt Geiwitz an einer Restrukturierung.

Ein Ausfallereignis und die sofortige Fälligstellung der 300 Millionen Euro schweren Anleihe der Signa Development würde die Nöte der Gruppe schlagartig vergrößern. Die Anleihen – das einzige öffentlich gehandelte Instrument der Gruppe – werden aktuell laut Bloomberg-Preisdaten mit etwa 30 Cent je Euro notiert. Der Kreditfonds Arini hat dabei eine der größten Positionen in der Anleihe.

Die Signa Developments Schwesterfirma Signa Prime Selection sucht derzeit nach Investoren, um eine Finanzierungslücke von 2 Milliarden Euro bis Juni 2024 zu schließen.

Vom Saulus zum Paulus

Mit hohen Renditen lockte der Firmengründer René Benko Investoren in seine Immobilien-Projekte. Aus einem Zwei-Mann-Unternehmen aus Innsbruck (damals noch „Immofina“) wurde innerhalb von 23 Jahren ein gesamteuropäisches Immobilien- und Handelsunternehmen mit Bürostandorten in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien und Luxemburg.

Die Geschichte von Signa ist geprägt von rasantem Wachstum durch zahlreiche fremdfinanzierte Zukäufe. Einige Groß-Projekte waren aber auch schon früher umstritten. So z. B. die Übernahme der Warenhausgesellschaften Karstadt im Jahr 2013 und Galeria Kaufhof im Jahr 2018. De Befürchtungen wuchsen, dass sich das Unternehmen, auch mangels Zukunftskonzepten für die Kaufhausketten, übernehmen könnte.

Seit dem signifikanten Anstieg der Finanzierungskosten für Immobilien scheint sich diese Befürchtung nun für Signa zu bewahrheiten.

FMW/Bloomberg

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2 Kommentare

  1. Rene Benko………der Herr Schneider der Neuzeit !

  2. René, ein Mann mit einer Begabung.
    Er ist nicht der Blender, der Verführer.
    Das sind schon die, die sich Ver blenden, Ver führen lassen.
    Wir möchten halt wissen.
    Wie machte er das?
    Was für Mechanismen bringt solche Leute hoch?
    Buch: HOCHSTABELN FÜR ANFÄNGER.

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