Ölpreis steigt an – Huthi-Angriffe erhöhen Verknappungsängste

Der Ölpreis steigt. Amerikanisches WTI-Öl steigt seit Donnerstag früh bis jetzt um gut 2,50 Dollar auf 78,22 Dollar. Die folgende Grafik zeigt den Preisverlauf auf CFD-Basis seit dem 28.12.2023. Wochenlang gab es eine gewisse Seitwärtsrange, die zuletzt nach oben durchbrochen wurde. Obwohl eine Öl-Flut aus den USA und eine vermutete globale Nachfrageschwäche nach Öl gegen höhere Preise sprechen, helfen jüngste Meldungen aus dem Nahen Osten den Bullen. Das schauen wir uns etwas genauer an.

Ölpreis steigt – tote US-Soldaten

Bei einem nächtlichen Drohnenangriff auf einen kleinen US-Außenposten in Jordanien wurden drei US-Soldaten getötet und mehr als 30 verletzt, wie US-Beamte dem Sender CNN mitteilten. Es ist das erste Mal seit Beginn des Gaza-Krieges, dass US-Soldaten im Nahen Osten durch feindliches Feuer getötet wurden. „Wir werden darauf reagieren“, so US-Präsident Joe Biden dazu. Dies ist eine erhebliche Eskalation der bereits prekären Lage im Nahen Osten. Offiziellen Angaben zufolge wurde die Drohne von Kämpfern abgefeuert, die vom Iran unterstützt werden. Warum deswegen der Ölpreis übers Wochenende einen kleinen Sprung nach oben machte? Mehr geostrategische Instabilität erhöht die Verknappungsgefahr bei der Belieferung von Öl für den Weltmarkt.

Angriffe auf Öl-Tanker

Am Freitag gab es Huthi-Angriffe auf den Öl-Tanker Marlin Luanda. Ebenfalls am Freitag gab es einen Angriff auf ein Schiff der Trafigura-Gruppe, das russischen Treibstoff transportierte. Es war der bislang schwerste Angriff auf ein Schiff, das Öl transportiert. Der Ölpreis reagiert, wenn das Risiko für Öl-Tanker zunimmt. Wenn auch sie nun – wie bereits die großen Containerschiffe – vermehrt die große Umleitung um Südafrika nehmen zu den Verbraucherländern beispielsweise in Europa, droht eine verknappte Versorgung mit Öl. Bisher war man offenbar davon ausgegangen, dass Schiffe, die wirtschaftliche Verbindungen zu Russland haben, weiterhin sicher am Jemen vorbeifahren können. Aber das ist offenkundig nicht der Fall.

Blick auf das Gesamtbild

Die Gründe für einen schwachen Ölpreis sind nicht verschwunden. Die USA fördern Ölmengen auf Rekordniveau, Europa und China schwächeln wirtschaftlich, was weniger Ölnachfrage bedeuten könnte. Und die Öl-Fördermengenkürzungen der OPEC scheinen viel zu gering zu sein, um den Ölpreis hoch pushen zu können. Aber aktuell werden diese Themen überlagert durch die vermehrten Huthi-Angriffe und die zunehmende Instabilität in der Region, die sehr viel Öl auf den Weltmarkt liefert. Der zuletzt steigende Ölpreis ist sozusagen eine Einpreisung dieses erhöhten Risikos einer Verknappung bei den Öl-Lieferungen.