Märkte

Ölpreis steigt deutlich nach Hamas-Angriff auf Israel

Der massive Angriff der Hamas auf Israel lässt den Ölpreis aktuell sprunghaft ansteigen. Versorgungsängste für den Weltmarkt kommen auf.

Angriff auf den Gaza-Streifen
Angriff auf den Gaza-Streifen. Photographer: Mohammed Abed/AFP/Getty Images

Von völlig unerwarteter Stelle erlebt der Ölpreis heute früh Auftrieb. Durch den massiven Angriff der Hamas auf Israel und die nun bevorstehenden heftigen Auseinandersetzungen im Gaza-Streifen wird die Spannung im Nahen Osten erhöht. Wie auch schon bei vielen anderen kriegerischen oder kriegsähnlichen Ereignissen im Nahen Osten in den letzten Jahren, steigt der Ölpreis. Denn solche Kriege, Angriffe oder sonstigen geopolitischen Spannungen in dieser Öl-Region erhöhen die Versorgungsängste für den Weltmarkt.

Ölpreis steigt – Angriff schürt Spannungen im Nahen Osten

Der WTI-Ölpreis steigt aktuell gegenüber Freitag Abend um 3,07 Dollar auf aktuell 85,86 Dollar. Das europäische Brent-Öl steigt um 3,02 Dollar auf 87,40 Dollar. Der Chart zeigt WTI-Öl seit dem 18. September – der rote Kreis zeigt den aktuellen Anstieg wegen dem Hamas-Angriff. Man sieht seit diesem Wochenende den umfangreichsten und blutigsten Angriff auf Israel seit Jahrzehnten, die Spannungen im Nahen Osten nehmen zu. Es ist eine Angst vor Verknappung bei Öl, die teilweise bereits greifbar ist.

Kursverlauf im WTI-Ölpreis seit dem 18. September

Dazu kommentiert Bloomberg aktuell: Die jüngsten Ereignisse in Israel stellen zwar keine unmittelbare Bedrohung für die Ölströme dar, aber es besteht die Gefahr, dass sich der Konflikt zu einem noch verheerenderen Stellvertreterkrieg ausweitet, in den die USA und der Iran verwickelt sind. Wichtig für den Ölpreis: Jegliche Vergeltungsmaßnahmen gegen Teheran, das an den Anschlägen beteiligt gewesen sein soll, könnten die Durchfahrt von Schiffen durch die Straße von Hormuz gefährden, eine lebenswichtige Wasserstraße, mit deren Schließung der Iran bereits gedroht hat.

„Das Worst-Case-Szenario eines regionalen Krieges muss zwar im Auge behalten werden, aber es ist nicht mein Basisszenario“, sagte Vandana Hari, Gründerin des in Singapur ansässigen Analyseunternehmens Vanda Insights. „Zurückhaltung und Besonnenheit werden sich durchsetzen, denn in einem größeren Krieg wird es nur Verlierer auf allen Seiten geben.“

Die WTI- und Brent-Futures waren in diesem Monat stark gefallen – vor dem Angriff auf Israel sank der Terminmarkt-Ölpreis um rund 10 Dollar pro Barrel, da Sorgen über hohe Zinssätze und eine Verlangsamung des Wachstums die Nachfrageaussichten trübten. Diese Befürchtungen überschatteten die Hausse, die im dritten Quartal zu einem steilen Anstieg im Ölpreis führte, als sich die physischen Ölmengen aufgrund der anhaltenden saudischen Produktionskürzungen für Rohöl verengten.

Geopolitik und Öl

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas verringert die Erwartungen, dass Saudi-Arabien seine Produktionsbeschränkungen von 1 Million Barrel pro Tag reduziert oder aufhebt, so die Analysten Ed Morse und Eric Lee von der Citigroup in einer Mitteilung. Auch die Gefahr eines Angriffs Israels auf den Iran nehme zu, so die Analysten.

Die Angriffe kommen nach Monaten der Entspannung zwischen Washington und Teheran, in denen die Rohöllieferungen aus dem Iran mit Amerikas stillschweigendem Segen auf ein Fünfjahreshoch gestiegen sind. Im Extremfall könnte der Iran Vergeltung üben und die Straße von Hormuz ins Visier nehmen, sollte sich die Islamische Republik in die Enge getrieben fühlen. Die Wasserstraße ist für den Transport von fast 17 Millionen Barrel Rohöl und Kondensat pro Tag unerlässlich.

„Wir glauben, dass es für die Biden-Administration schwierig sein wird, ein derartig freizügiges Sanktionsregime beizubehalten, wenn Israel den Iran direkt beschuldigt“, so Helima Croft, Analystin bei RBC Capital Markets, in einer Mitteilung. „Wir gehen davon aus, dass Kritiker im Kongress und anderswo behaupten werden, dass das Weiße Haus den Iran mit den finanziellen Mitteln ausstattet, um solche bösartigen Akteure zu unterstützen.

Die Ereignisse des Wochenendes spiegelten sich in der Ölpreis-Terminkurve wider, auch wenn die Bewegungen nicht dramatisch waren. Der Prompt Spread für WTI stieg von 1,51 Dollar am Freitag auf 1,75 Dollar pro Barrel in Backwardation – eine bullischen Marktstruktur, die Nervosität über das Angebot signalisiert.

„Der Mangel an Bewegung bei den WTI-Timespreads deutet darauf hin, dass sich die Fundamentaldaten zwischen Angebot und Nachfrage derzeit kaum ändern“, sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Groep NV. „Die Ungewissheit darüber, wie sich die Situation entwickelt, dürfte die Preise stützen.

Kommentar

FMW: Es kann sein, dass Öl weitere Sprünge macht, wenn der Krieg im Gaza-Streifen in den nächsten Tagen noch mehr eskaliert. Auf Sicht von mehreren Wochen kann es sein, dass die Verknappungsangst wieder verfliegt, und der Ölpreis seine Gewinne wieder abgibt – wenn den Marktteilnehmern klar wird, dass es aus dem Nahen Osten keine eingeschränkte Versorgung mit Öl für den Weltmarkt gibt. Aber sollte klar werden, dass der Iran als massiver Unterstützter der Hamas-Angriffe fungierte, könnte diesmal die Spannung in der Straße von Hormus deutlich zunehmen, die als Ausgangstor aus dem persischen Golf für die weltweite Versorgung mit Rohöl sehr wichtig ist.

FMW/Bloomberg/Chart TradingView



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Der Ölpreis ist nunmehr so gestiegen, wie es FMW am Wochenende als mögliche Entwicklung ansah. Die Ölversorgung des OPEC+-Mitgliedslandes Islamische Republik Iran bleibt nunmehr, auch unabhängig vom von FMW genannten Thema Straße von Hormus(,)abzuwarten.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage