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Ölpreis steigt – echte Stärke bei gleichzeitiger Dollar-Rally

Der Ölpreis steigt, und das bei gleichzeitiger Dollar-Stärke. Die Angebotsverknappung überwiegt bärische Faktoren.

Öl-Lagertanks in Indonesien
Öl-Lagertanks in Indonesien. Photographer: Dimas Ardian/Bloomberg

Eigentlich schwächelt so ziemlich alles, was gegen den Dollar gehandelt wird, wenn er steigt. So sieht man es derzeit bei Gold. Aber nicht so am Ölmarkt. Der Ölpreis steigt in den letzten 24 Stunden wieder spürbar an. Amerikanisches WTI-Öl steigt seit gestern früh von 88,40 Dollar auf 91,31 Dollar, europäisches Brent-Öl von 92 Dollar auf 94,58 Dollar. Im folgenden TradingView Chart sehen wir als blaue Linie seit Anfang des Monats den steigenden WTI-Ölpreis, der nach einer kurzen Verschnaufpause jetzt wieder die Rally aufgenommen hat. Und in orange im Vergleich dazu sehen wir den weiter steigenden Dollar in Form des Währungskorbs Dollar-Index.

Steigender Ölpreis im Vergleich zum steigenden US-Dollar

Eigentlich belastende Faktoren für den Ölpreis

Jüngst klettern die Renditen für Anleihen in Europa und den USA weiter nach oben. Die Zentralbankzinsen werden laut jüngsten Aussagen der Zentralbanker weiter oben bleiben, was auf die Volkswirtschaften dämpfend wirken sollte. Entsprechend sollte dies die Ölnachfrage belasten, und damit auch den Ölpreis. Aber wie wir sehen: Nach einer gut einwöchigen Schwäche im Ölpreis wird die Rally, die vorher mehrere Wochen lang anhielt, jetzt offenbar wieder aufgenommen. Die Gründe für weiter steigende Preise scheinen wichtiger zu sein als hohe Renditen und auch ein steigender Dollar. Auch helfen wohl jüngst getroffene äußerst bullische Szenarien von beispielsweise 150 Dollar pro Barrel Öl, weil die Fracking-Produktionin den USA rückläufig ist, und die US-Regierung unter dem Demokraten sich offenbar „ziert“, neue Ölfeld-Erschließungen zu unterstützen. Damit entsteht eine Drohkulisse der Unterversorgung am US-Ölmarkt.

Angebotsverknappung überstimmt die Bären am Ölmarkt

Der Ölpreis steigt an, da ein sich verengender Markt die Gewinne des Dollar und eine allgemeine Risk Off- Stimmung, die durch die Aussicht auf höhere Zinssätze ausgelöst wurde, aufwiegt – so formuliert Bloomberg die aktuelle Gemengelage am Ölmarkt. Die Prämie für kurzfristige Terminlaufzeiten bei US-Öl ist so hoch wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr, was auf ein Defizit hinweist. Offizielle Daten, die heute um 16:30 Uhr veröffentlicht werden, könnten einen weiteren Rückgang der Rohölvorräte in einem wichtigen US-Lager bestätigen.

„Die Fundamentaldaten im Ölpreis sind nach wie vor solide, und es gibt keine wesentlichen Abwärtstreiber“, sagte Gao Jian, Analyst bei Qisheng Futures, und fügte hinzu, dass die Händler den makroökonomischen Gegenwind und die Stimmung an den Aktienmärkten beobachten werden. „Der Handel befindet sich nach wie vor im Korrekturmodus, und es besteht noch kein Risiko, dass der Ölpreis einbricht.

Die Futures stehen vor dem größten Quartalsanstieg seit Anfang 2022, da die OPEC aufgrund von Förderkürzungen durch Saudi-Arabien und Russland ab Oktober ein Defizit von bis zu 3 Millionen Barrel pro Tag erwartet. Während die Rally die Diskussion über die 100-Dollar-Rohölpreise neu entfacht hat, sind die Gewinne in der vergangenen Woche kurzzeitig ins Stocken geraten. Und Analysten, darunter die Eurasia Group, haben davor gewarnt, dass das Kartell und seine Verbündeten die Drosselungen im nächsten Jahr möglicherweise verlängern müssen, um einen Absturz im Ölpreis zu verhindern.

Am Dienstag meldete das von der amerikanischen Ölindustrie finanzierte American Petroleum Institute, dass die Bestände am Lagerzentrum in Cushing, Oklahoma, in der vergangenen Woche erneut zurückgegangen sind, obwohl die landesweiten Bestände nach Angaben einer mit den Daten vertrauten Person gestiegen sind. Eine separate Schätzung der AlphaBBL Corp. deutete ebenfalls auf einen Rückgang in Cushing hin, wo die Bestände bereits auf den niedrigsten Stand seit Mitte 2022 gesunken sind.

FMW: Heute Nachmittag um 16:30 Uhr erwartet der Ölmarkt also die staatlich ermittelten wöchentlichen Lagerdaten für Rohöl, Benzin etc. Sie könnten dem Ölpreis einen neuen Impuls geben. Erneute Rückgänge der Lagerbestände könnten dem Ölpreis einen weiteren Aufwärtsimpuls verleihen. Ole Hansen von der Saxo Bank sagt aktuell zum Ölmarkt: „Die Backwardation von WTI und Brent zwischen Dezember 2023 und Dezember 2024 steigt weiter an, da die Händler die derzeitige Verknappung gegen steigende Rezessionsrisiken (Nachfrage) im Jahr 2024 einpreisen.“

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Meistens ist es so wenn alle auf einen weiter steigende Ölpreise setzen, das dann genau das Gegenteil passiert. Aus meiner Sicht ist sind das spekulative Positionierungen, und keine fundamentalen Treiber.

  2. In dem obigen Bericht wird ja auch auf die jüngste bullische Prognose der US-Ölindustrie auf den Ölpreis verwiesen. Ich gehe davon aus, daß Hedgefonds diese für Ölpreiswetten genutzt haben, die der erneuten Steigerung des Ölpreises geschuldet sind.

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