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Ölpreis vor Korrektur? Internationale Energie-Agentur mit Blick auf Gesamtbild

Öl-Bohrinsel im Meer

Steht dem Ölpreis eine Korrekturphase bevor? Die Internationale Energie-Agentur (IEA) hat in ihrem heute veröffentlichten Ölmarktbericht für den Monat November interessante Aussagen präsentiert. So sagt man unter anderem, dass der globale Ölmarkt nach wie vor angespannt sei – aber eine Pause von der Rallye im Ölpreis könnte sich laut IEA abzeichnen. Entgegen den Hoffnungen, die auf der Klimakonferenz COP26 in Glasgow geäußert wurden, sei dies nicht auf einen Nachfragerückgang zurückzuführen, sondern vielmehr auf ein steigendes Angebot an Öl. Nach einem weiteren kräftigen Rückgang der Lagerbestände im September stiegen die Rohölpreise um 9 Dollar pro Barrel auf neue Höchststände über 86 Dollar pro Barrel für Brent und 84 Dollar pro Barrel für WTI. Vorläufige Daten und Satellitenbeobachtungen der Bestandsveränderungen im Oktober deuten laut IEA jedoch darauf hin, dass sich das Blatt wenden könnte.

Steigende Fördermenge wird gegen den Ölpreis drücken?

Die weltweite Ölproduktion nimmt laut IEA bereits zu. Im Oktober sei das Ölangebot sprunghaft um 1,4 Millionen Barrels pro Tag auf 97,7 Millionen Barrels pro Tag angestiegen, wobei die Hälfte des Anstiegs auf die Erholung in den USA nach den heftigen Stürmen zurückzuführen sei. Für November und Dezember rechnet die Internationale Energie-Agentur mit einem weiteren Anstieg um 1,5 Millionen Barrels pro Tag, auch wenn die OPEC+ die Bitten der Großverbraucher, die Förderung über die monatlich zugewiesenen 400.000 Barrels pro Tag hinaus zu erhöhen, um die Preise abzukühlen, nicht beachtet hat.

In diesem Zeitraum werden laut der IEA die USA nun den größten Anstieg des Angebots aller Länder verzeichnen. Sie hat ihre Prognose für die USA um 300.000 Barrels pro Tag für das 4. Quartal 2021 und um durchschnittlich 200.000 Barrels pro Tag für das Jahr 2022 angehoben, da die derzeitigen Preise einen starken Anreiz zur Steigerung der Förderaktivität bieten würden, selbst wenn die Betreiber sich an ihre Zusagen zur Kapitaldisziplin halten. Auf die USA dürften laut IEA 60 Prozent des Angebotszuwachses bei den Nicht-OPEC+-Lieferungen im Jahr 2022 entfallen, der jetzt auf 1,9 Millionen Barrels pro Tag geschätzt wird. Dieser Anstieg werde in gewissem Maße dazu beitragen die steigende Nachfrage zu decken, die sich immer noch von dem Covid-Einbruch im Jahr 2020 erholt.

Die Raffinerietätigkeit nimmt laut IEA nach den Wartungsarbeiten im Herbst wieder zu, während die Nachfrage der Endverbraucher weiter steigen dürfte, da sich immer mehr Länder für den internationalen Reiseverkehr öffnen, die Mobilität zunimmt und die Impfkampagnen an Fahrt gewinnen. Dennoch würden neue Covid-Ausbrüche in der nördlichen Hemisphäre, eine etwas schwächere Industrietätigkeit und höhere Ölpreise die Zuwächse dämpfen, so dass die Prognose der IEA für das Wachstum der Ölnachfrage mit 5,5 Millionen Barrels pro Tag im Jahr 2021 und 3,4 Millionen Barrels pro Tag im Jahr 2022 gegenüber dem Bericht vom letzten Monat weitgehend unverändert bleibt.

Strategische Öl-Reserve der USA belastet

Seit letztem Wochenende lastet mal ganz abgesehen vom heutigen Bericht der IEA vor allem auf dem Ölpreis, dass die US-Regierung jederzeit verkünden könnte, dass man seine strategische Öl-Reserve anzapft, um durch mehr Angebot auf dem US-Markt den Ölpreis zu senken. Dazu wurde US-Präsident Joe Biden erst am Sonntag vom demokratischen Mehrheitsführer im US-Senat explizit aufgefordert. Kommt diese Entscheidung, könnte der Ölpreis plötzlich abrutschen.



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