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Putin verspricht den Menschen in Russland blühende Landschaften

Wladimir Putin will in Kriegszeiten bei der Bevölkerung punkten, und verspricht blühende Landschaften in Russland.

Wolkenkratzer in Moskau
Wolkenkratzer in Moskau. Foto: gerain0812 - Freepik.com

Drohte Wladimir Putin in seiner Rede der Nation dem Westen mit nuklearer Vergeltung, verspricht er der Heimatfront „blühende Landschaften“. Sozialprogramme zum Umzug aus Notunterkünften und zur Verlegung von Wasser- und Gasanschlüssen soll die ärgsten Probleme in Russland lösen. Notunterkünfte sind nach russischer Lesart keine Zelte oder Wohncontainer für Flüchtlinge, sondern baufällige und einsturzgefährdete Wohnblöcke aus Sowjetzeiten, in denen keine Instandsetzung erfolgte, aber noch Menschen leben. Die massenhafte Abwanderung aus dieser Wohnmisere in einstigen Bergbaugebieten und Kolchosen will Putin sozial abfedern. Die baufälligen Gebäude bleiben in der Landschaft einfach zurück und geben eine Art Bild eines Krieges im eigenen Land ab.

Putin nimmt die Regierung in die Pflicht für blühende Landschaften in Russland

„Mit Unterstützung des Bundes konnten viele Regionen die Umsiedlungsrate von havarierten Wohnungen erheblich steigern. Insgesamt sind in den letzten 16 Jahren 1.730.000 Menschen in neue Wohnungen gezogen. In den nächsten sechs Jahren gilt es, diese Dynamik nicht zu verringern. Ich bitte die Regierung, ein neues Programm zur Umsiedlung von Notunterkünften vorzubereiten und zu starten“, sagte Putin. Bilder, wie solche baufälligen Wohnblöcke aussehen, zeigen auf YouTube etwa Filme zur arktischen Geisterstadt Workuta oder jüngst zu zehntausenden verlassenen Wohnungen rund um Moskau vom Blogger Sergej Wolkow auf seinem Kanal Russische Geheimnisse. Seit mehr als 10 Jahren erkundet er verlassene Orte in Russland und der ehemaligen Sowjetunion. Er gibt den Zurückgebliebenen eine Stimme.

Ein Video vom Januar auf YouTube vom Dokumentarfilmkanal currenttime.tv zeigt, wie es fernab von Moskau in einem halb verlassenen Bergbauort in Nordossetien aussieht. Eingefallene und verlassene Häuser und die letzten Bewohner, die sich ohne medizinische Einrichtungen, Post, Geschäfte durchs Leben kämpfen. Dass das kein Einzelfall ist, legt Kommentator zum Video nahe: „In den letzten fünf Jahren habe ich viele Orte bereist, von der Magadan-Region bis zum Nordkaukasus. Die Situation in diesen Orten in Russland ist überall gleich, plus oder minus. Es scheint, als gäbe es überall Erz, Öl und Gold – das gesamte Periodensystem, wie man sagt. Allerdings gibt es fast keine Menschen mehr, nur eine Handvoll Ureinwohner warten noch auf die Renaissance und einen Anstieg der Immobilienpreise. Diese Gedanken beschäftigen mich rund um die Uhr, ich verstehe nicht, warum…“. Putins Antwort ist, die Regierung mit einem Umsiedlungsprogramm zu beauftragen.

Geld für Modernisierung und sauberes Trinkwasser ist bereitgestellt

Hinterlassenschaften bleiben in der Landschaft stehen, ob fernab oder im Umkreis von Moskau, und verwittert zu Ruinen. Russland ist groß. Wen kümmert es, wenn Traktoren, Mähdrescher, Autos oder Schiffstechnik an der Wolga vor sich hin rosten. „Was die kommunale Wohnungs- und Versorgungswirtschaft und Wohnungsbau betrifft, werden wir das Tempo der Modernisierung der Versorgungsinfrastruktur erhöhen. Bis 2030 werden für diese Zwecke insgesamt 4,5 Billionen Rubel (umgerechnet rund 45 Milliarden Euro) bereitgestellt, einschließlich privater Unternehmen“, verhieß Putin, um diese Missstände zu beheben.

In ländlichen Regionen gibt es meistens keinen Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung. Geschirr wird im Hohen Norden etwa im nahegelegenen Fluss abgewaschen. Auch dafür hat Putin die Lösung parat. „Wir werden die Umsetzung unseres Projekts „Sauberes Wasser“ fortsetzen. Für viele unserer Städte und ländlichen Siedlungen ist dieses Problem äußerst drängend. Zunächst einmal geht es um eine zuverlässige Versorgung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser“, bekräftigte er.

Kostenlose Gasanschlüsse in Russland und LNG sollen helfen

Auch mit Gas und LNG kämpft Putin um die Gunst der Bevölkerung und wendet sich bis in den letzten Winkel des Landes mit Versprechungen. „Es ist geplant, die Städte und Regionen Jakutien, Burjatien, Chabarowsk, Primorski, die Transbaikalgebiete, die Regionen Murmansk und Amur, das Jüdische Autonome Gebiet, Karelien und eine so große russische Stadt wie Krasnojarsk mit diesem umweltfreundlichen Brennstoff zu versorgen. Wir nutzen LNG, um die Region Kamtschatka und einige andere Gebiete mit Gas zu versorgen“, zählte Putin die geographischen Eckpunkte im Programm zur Gasversorgung in Russland. Mehr kostenlose Gasanschlüsse soll es für Familien mit Angehörigen im Einsatz der sogenannten militärischen Spezialoperation in der Ukraine und auch für Gartenbaugesellschaften geben, die im Sozialprogramm zur Gasversorgung bisher nicht berücksichtigt waren.

Im Dienst dafür steht der russische Gaskonzern Gazprom. Im letzten Dezember verabschiedete dieser eine Rekordsumme, um 2024 das Tempo der Arbeit für Gasnetzanschlüsse im Land weiter zu erhöhen. „Für diese Zwecke haben wir einen Rekordbetrag von 270,3 Milliarden Rubel, umgerechnet rund 2,7 Milliarden Euro bereitgestellt.“ Dies seien 33,5 Milliarden Rubel (knapp 34 Millionen Euro) mehr als 2023, sagte Unternehmenschef Alexej Miller am 26. Dezember im Arbeitstreffen mit Putin. Den Anteil der Gasanschlüsse an technisch möglichen Netzanschlüssen in Russland gab er zum 1. Januar 2024 mit 89 Prozent an. Über 400 Siedlungen ließen sich im letzten Jahr ans Gasnetz anschließen, und 2.900 Kilometer Gasleitungen seien verlegt worden. „Daher wird Ihre Aufgabenstellung, bis zum Jahr 2030 in Russland eine 100-prozentige Gasanschlussrate zu erreichen, absolut erfüllt“, bekräftigte Miller gegenüber Putin.

„Zar Putin“ wird es richten

Vizepremier Alexander Nowak sprang im russischen Fernsehen Anfang März für seinen Präsidenten in die Bresche. Die kostenlose Verlegung von Gasleitungen bis an Grundstücksgrenzen von Gartenbaugesellschaften werde den wachsenden Netzanschlüssen im Land einen Impuls geben. Zum Pilotprojekt Kamtschatka an der nordöstlichen Peripherie des Landes malte er aus, dass an einem künftigen Regasifizierungsterminal an der Küste von Kamtschatka LNG-Tanker anlegen würden, um für Wärmekraftwerke und die Bevölkerung Brennstoff zu liefern.

Dass die LNG-Verheißung dauern kann, weil der Tankerbau aufgrund von Sanktionen stockt, ließ Nowak offen. Das ist für Präsident und Gefolgsleute kein Thema. Hauptsache ist, durch Worte den Eindruck zu vermitteln, sich um alle im Land zu kümmern, sind die Lebensbedingungen auch noch so schwer. Die Botschaft lautet: Zar Putin wird es richten und für blühende Landschaften in Russland sorgen. Kriegs- und Rohstoffwirtschaft lassen Rubel sprudeln. Das Streben nach einem russischen Großreich nach dem Vorbild der Sowjetunion und Proklamationen zur Planerfüllung wie von Miller gegenüber Putin belebt zugleich die Tradition der Potemkin’schen Dörfer. Damit unleidliche Bilder in und aus Russland schwinden, dürfte YouTube nach der Präsidentenwahl Mitte März womöglich zum Ziel Nummer 1 werden, um diese Informationsquelle endgültig zu schließen.



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16 Kommentare

  1. Nun ja Putin verspricht blühende Landschaften und Scholz das nicht einsteigen in den Krieg, während seine Soldaten von Verbündeten und Feinden abgehört werden und Einsatzsenarios besprechen (oder war das ein versteckter Hilferuf der BW, bevor man wieder mangels Munition die Hose runterlassen muss). Ich hoffe mal zu Gunsten beide Völker, halten beide ihr Versprechen.

  2. Staatspräsident Dr. Wladimir Putin und Staatspräsident Dr. Bashar-Hafiz al-Assad haben auch deswegen entsprechende Zustimmungswerte bei ihren Bürgern, weil die Wirtschaft in der Russische Föderation und in der Arabische Republik Syrien trotz massivster Sanktionen vergleichsweise noch immer entsprechend aufgestellt ist. Man stelle sich nur einmal vor, unsere jetzige vor sich hin dümpelnde deutsche Wirtschaft würde noch zusätzlich mit solchen Sanktionen konfrontiert. Warum sprechen wir uns also nicht für eine entsprechende multipolare Außenwirtschaftspolitik mit Russland und Syrien in den Branchen Ölindustrie, Landwirtschaft, hochwertiges Olivenöl, Gesundheitswirtschaft, Optik, Investitionen der Ölindustrie in die Filmindustrie aus? Russland jedenfalls hat auf seiner Agenda die Beendigung der Besatzung Syriens, wozu die Golan-Höhen und der Öldiebstahl gehören. Das Sanktionsregime gegen den Iran ist ebenfalls gescheitert. Hinzu kommt noch BRICS. Den aktuellen Umfragewerten der Parteien bei uns in Deutschland entnehme ich, daß sich die Bürger von einer interessenorientierten Politik mehr versprechen, als von einer werteorientierten Politik. Bei letzterem gilt eben auch die Souveränität und territoriale Integrität eines jenen UN-Mitgliedslandes auf Grundlage der UN-Charta zu berücksichtigen.

    1. @Holger Voss. Dieser verbale Mist stinkt zum Himmel. Waren Sie schon einmal in Sibirien oder im zerbombten Syrien? In einem dortigen Altersheim? Haben Sie irgendeine Vorstellung, was Sie für Qualen erleiden, falls Sie mit einer schweren Erkrankung in ein Krankenhaus müssen? Hauptsache man zelebriert seine Namen/Titel-Wahn. Der tägliche Irrsinn.

      1. @Columbo Fan.
        Wir wollen doch mal festhalten das der Westen und der Terrorstaat USA in Syrien eingefallen sind.Das sind die wahren Kriegsverbrechen.
        Noch heute sitzen diese Verbrecher in diesem Land und haben Stützpunkte ,rauben das Öl und Gas und verhängen Sanktionen ,einfach widerlich .
        Ohne Russland würde dieses Land im Chaos versinken.
        Soviel dazu .

        1. @Deutscher. Das ist wohl die unglaublichste Falschdarstellung des Tages. Wer hat denn Assad an der Macht gehalten, indem er Städte bombardiert hat? Assad ist über 23 Jahre an der Macht, hat Hunderttausende auf dem Gewissen, jeder zweite Syrer ist auf der Flucht. Wo haben die USA denn Stützpunkte in Syrien und rauben Öl?

          1. @Columbo
            Aha,Assad hat also die eigenen Städte bombadiert.
            Viele Grüße von der Tagesschau

          2. @Deutscher
            Als wahrer, echter Deutscher sollten Sie sich erst einmal die fundamentale Fähigkeit aneignen, Ihrer Muttersprache mächtig zu sein. Der Fragesatz Wer hat denn Assad an der Macht gehalten, indem er Städte bombardiert hat? ist völlig eindeutig und nicht interpretierbar. Der Nebensatz bezieht sich ganz klar auf das FragewortWer als Subjekt im Hauptsatz, und nicht auf das Akkusativobjekt Assad.
            Ansonsten hätte die Frage gelautet: Wer hat denn Assad an der Macht gehalten, der Städte bombardiert hat?
            Vielleicht hilft das hier weiter:
            https://www.lernort-mint.de/sprache/deutsch/satzaufbau/stellung-von-satzgliedern-in-einem-fragesatz/

            Ihr anhaltendes Framing mittels Trolling als Kreml-Bot und Putinfreund ist leider nur allzu durchsichtig.
            Viel mehr als billiges Diskreditieren deutscher Medien, vor allem der Tagesschau, durchschaubare Sinnentstellungen und Wortverdrehereien sind Ihren Kommentaren der letzten Wochen und Monate nicht zu entnehmen.

        2. @Deutscher
          ja, so sind unsere „stolzen Deutschen“: Russen helfen dem syrischen Autokraten beim Abschlachten der eigenen Bevölkerung. der „Deutsche“ so: völlig ok. Kriegsverbrecher? so lange es die Russen machen: kein Problem. Ob Giftgas in Syrien, zivile Infrastruktur in der Ukraine: gibt’s denen.
          Demokratie, Menschenrechte? völlig überbewertet. Man kann nur hoffen, dass diese sog „Patrioten“ niemals in Deutschland was zu sagen haben. Sonst gibt’s wieder Lager, Menschen, die nicht „deutsch“ genug sind, werden abgeschoben und die Demokratie? Ach, weg mit dem Scheiß.
          Aber Hauptsache, die Amis sind schuld….

      2. An FMW-Nutzer Columbo-Fan: Ihre Antwort, die weiteren Antworten, und mögliche weitere ähnliche hierzu als demokratisch zur Kenntnis genommen.

        1. @Holger Voss. Jawoll, Mr. Seltsam.

    2. @Holger Voss
      Also, Sie wollen uns erzaehlen, dass Putin hohe Zustimmungswerte hat, weill ein Teil der Bevoelkerung noch in, so woertlich von Herrn Dr. Putin in „Notungerkuenften“ leben muss? Ich haette nun wirklich nicht gedacht, dass 30 Jahre nach Ende der glorreichen Sowjetunion es immer noch Plattenbauten gibt. Die waren ja schon zur Sowjetzeiten greulich, da waren die Platten in der Sowjetisch Besetzten Zone der reinste Luxus. Hatten uns nicht @otttonorma von den tollen Wohnstaetten in Putin’s Reich erzaehlt? Jetzt erzaehlt und Putin hoechstselbst, dass diese Luxusanlagen noch nicht mal Gas- und Wasseranschluss haben? Hatte uns nicht Putin erzaehlt, dass Russland Europa wirtschaflich uueberholt haette? Man moege mich eines besseren belehren: Wo muessen, ausser Fluechtlinge in Menschen
      in“Notunterkuenfte“ leben?

      Nun, da sich der Vorhang der Nacht von der Bühne hebt, kann das Spiel beginn’n, das uns vom Drama einer Kultur berichtet: Naemlich die Wahrheit, dass Russland in grossen Teil ein in Vergleich zum Rest Europas ein bitterarmes Land ist. Interessant wird auch noch sein, wie Putin das bezahlen will. Der Staatsfont ist irgendwie auch schon ziemlich leer. Euro und USD sind weg, nur noch Yuan und Gold sind da. Und damit keine Missverstaendnisse auftauchen: Nein, Euro und USD wurden nicht ausgeglichen, sonder der Staatsschat schmilzt und schmilzt und beim jetzigen Tempo ist er in einem Jahr leer.

  3. „Blühende Landschaften“ hat damals auch Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl versprochen…

    1. Klar, das ist ja nach ihm zum geflügelten Wort geworden, dass sarkastisch verwendet wird, ähnlich wie „lupenreiner Demokrat“. Das Motto: über Russland nur Schlechtes, so als wären wir hier beim Schwarzen Kanal.

      Mal eine positive Nachricht aus der Weltpolitik: Victoria „Farbrevolution“ Nuland ist zurückgetreten. Ich wäre allerdings vorsichtig damit, sie ganz abzuschreiben.

      1. Bei dieser Frau heißt „Ruhestand“ oder Rücktritt“, dass sie eine größere Schweinerei organisiert. Ein Wahlbetrug oder einen Regimechange vielleicht?

        1. Sie sprach noch vor 2 Wochen davon, dass auf die Russen ein paar „nasty surprises“ warten würden, was auch immer das heißen mag. vermutlich eine Reihe von Terroranschlägen, „um Putin zu schwächen“. Da wirkte sie nicht, als wäre sie in resignativer Stimmung. Sie ist auch erst 62. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie noch einen Karriereschritt plant.

          1. Es gibt Jobs, aus denen kommt man nur schwer heraus. Aus manchen nur durch Sterben. Und einige wird man nie wieder los, Sekretärin Satans z.B..

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