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Robert Habeck zerbröseln seine Energiewende-Leuchtturmprojekte

Derzeit zerbröseln einige Energiewende-Projekte von Robert Habeck. Hier ein Blick auf Elektroautos, Wasserstoff und Batterien.

Robert Habeck
Robert Habeck. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Große Leuchtturmprojekte von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zerbröseln derzeit. Auch wenn er in seinen Reden einen ganz anderen Eindruck vermittelt – die aktuelle Lage sieht ziemlich trist aus. Wir blicken in diesem Artikel auf die Projekte Equinor (Wasserstoff aus Norwegen), den großen Absturz beim zentralen Thema Elektroautos, auf eine wacklige Batterieproduktion und weitere große Projekte.

Wasserstoff-Desaster für Robert Habeck in Norwegen

Wasserstoff ist eines der Hype-Themen der Grünen. Wasserstoff soll bei der Energiewende und der Transformation der Wirtschaft massiv helfen, und ist daher auch für Robert Habeck einer der Schwerpunkte. Aktuell, so darf man vermuten, möchte er über das Thema wohl nicht so gerne reden? Letzte Woche Freitag gab es eine große blamable Absage aus Norwegen. Der dortige Energiekonzern Equinor gab laut Bloomberg nämlich bekannt, dass man die Pläne zum Bau einer Pipeline für den Transport von Wasserstoff von Norwegen nach Deutschland mit dem Partner RWE nicht weiterverfolgen wird.

Norwegens größtes Öl- und Gasunternehmen stellt das Projekt aufgrund fehlender Kunden, Liefermöglichkeiten und eines angemessenen regulatorischen Rahmens ein, wie Equinor-Sprecher Magnus Frantzen Eidsvold am Freitag mitteilte. Equinor und RWE hatten im Januar letzten Jahres ihre Pläne zur Zusammenarbeit bei Wasserstoffprojekten vorgestellt, um die Energie-Unabhängigkeit Deutschlands zu stärken und die norwegische Wirtschaft bei der Diversifizierung weg vom Verkauf von Öl und Gas zu unterstützen. Die Pläne zur Entwicklung neuer wasserstofftauglicher Gaskraftwerke schreiten voran, befinden sich aber noch in einem sehr frühen Stadium, so Eidsvold. FMW: Für die Pläne von Robert Habeck zur grünen Transformation ist das wohl ein herber Rückschlag. Denn man will die Belieferung mit Wasserstoff aus dem Ausland eigentlich so schnell wie möglich vorantreiben.

Autogipfel ohne jedes Aufbruchsignal

Wer sich gestern – wie ich – die Pressekonferenz von Robert Habeck nach dem „Autogipfel“ in voller Länge angetan hat, dürfte sich danach gefragt haben: Das war alles? Wo war das große Aufbruchsignal, das „In die Hände spucken“, das „Anpacken“? Nichts war davon zu spüren. Im Dezember 2023 hatte die Bundesregierung die staatlichen Zuschüsse für Elektroautos komplett gestrichen, uns siehe da: Seitdem bricht der Absatz von Elektroautos in Deutschland massiv ein. Alleine im August ist der Absatz im Jahresvergleich um 69 % eingebrochen. Es ist ein Desaster für Robert Habeck. Die Themen Heizungen und Autos dürften für ihn die beiden Hauptthemen sein. Der Bundeshaushalt gibt gar nichts mehr her derzeit. Liebend gerne würde Robert Habeck – so meine Vermutung – sofort neue umfangreiche Zuschüsse für Elektroauto-Käufer ausgeben. Aber er schwieg zu dem Thema gestern komplett.

Er sagte nur sinngemäß, man habe dazu Ideen und werde es intern besprechen. Meine Vermutung: Er schielt auf die frei gewordenen 10 Milliarden Euro aus der nicht stattgefundenen Intel-Subvention. Aber dieses Geld wird Christian Lindner sicherlich nur zu gerne für sein Haushaltsloch verwenden wollen. Ohne neue Zuschüsse bekommt man die deutschen Autokäufer derzeit offenbar kaum dazu, endlich wieder mehr Elektroautos zu kaufen? Meine Meinung dazu: Besser wäre es, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen, sondern den ersten vor dem zweiten Schritt. Erstmal landesweit und europaweit massiv Ladestationen ausbauen und Elektroautos zu erträglichen Preisen (ohne Zuschuss) anbieten.

Keine Batterien aus Kaiserslautern

Was als Thema in der breiten medialen Öffentlichkeit kaum stattfand: Bereits im Juni wurde der Bau einer großen Produktionsanlage für Batterien in Kaiserslautern auf Eis gelegt. Europäische Autohersteller wollten eigentlich Batterien für Elektroautos bauen. Die technologischen Grundlagen der Batterien sollen aber offenbar erstmal auf den Prüfstand kommen. Eigentlich sollten 2.000 Mitarbeiter Batteriezellen und Module für 600.000 Elektroautos pro Jahr produzieren. Aber daraus wird erstmal nichts.

Northvolt Heide wackelt?

Der schwedische Batteriezellenhersteller Northvolt wurde einige Zeit lang massiv hochgejubelt. Eine Batteriezellenfabrik in Heide bei Hamburg soll gerade gebaut werden. Aber wird sie doch noch abgesagt? Angeblich will sich das Unternehmen im Herbst dazu äußern. Aber die aktuellen schwarzen Wolken über dem Unternehmen werden immer dunkler. Man entlässt ein fünftel der Belegschaft. Gestern sagte Robert Habeck, er sei laufend im Kontakt mit Northvolt – mehr wollte er dazu nicht sagen. Wenn die Schweden ihre Heide-Fabrik jetzt auch noch einstampfen, wie sähe das denn bitte aus?

Laut NDR sagte Northvolt gestern, dass die Arbeiten in Heide von den heutigen Entscheidungen (Entlassungen) nicht betroffen seien und die Baumaßnahmen „in gewohnter Weise“ weiterliefen. Aber er sagte auch: „Über eventuelle Anpassungen der Zeitpläne wurde noch nicht entschieden.“

Heute berichtet Bloomberg wie folgt über Northvolt: Das schwedische Unternehmen Northvolt hat das Beratungsunternehmen Teneo mit der Beratung bei der Umstrukturierung beauftragt, einschließlich einer Notfallplanung für den Fall, dass der Hersteller Batterien die überarbeiteten Bedingungen mit seinen Kreditgebern nicht erreicht, so Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind.

Die Vorbereitungen sind Teil der Reaktion von Northvolt auf eine sich schnell entwickelnde Liquiditätskrise, so die Personen, die nicht genannt werden wollten, da es sich um eine private Angelegenheit handelt. Die Ernennung von Teneo unterstreicht den Ernst der Finanzkrise von Northvolt, während der Elektrofahrzeughersteller mit Kreditgebern über mögliche Zugeständnisse verhandelt.

Die finanziellen Herausforderungen haben sich im Zuge eines langwierigen Produktionsanlaufs, der dem Batteriehersteller dringend benötigte Einnahmen vorenthalten hat, schnell verschärft. Dem Unternehmen geht das Geld aus, und das weniger als ein Jahr, nachdem es eine grüne Darlehensfazilität in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar erhalten hat, wodurch sich die Gesamtverschuldung und die Eigenkapitalzusagen auf mehr als 13 Milliarden US-Dollar erhöhten.

Während die Verhandlungen mit Kreditgebern und Investoren weitergehen, kündigte das Unternehmen am Montag an, dass man weltweit etwa 20 % seiner Belegschaft abbauen werde, um sich auf die Steigerung der Produktion in seinem Hauptwerk in Skelleftea in Nordschweden zu konzentrieren. Northvolt hat in den letzten Wochen erhebliche Fortschritte bei den Finanzierungsgesprächen erzielt, wie ein Unternehmenssprecher in einer E-Mail mitteilte, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen. Teneo, ein globales Beratungsunternehmen, lehnte eine Stellungnahme ab.

Die aufkommende Krise markiert eine abrupte Wende für ein Unternehmen, das Anfang des Jahres einen ersten Börsengang im Visier hatte. Dann kam es zu Qualitätsproblemen, die BMW im Juni dazu veranlassten, einen Auftrag über 2 Milliarden Euro zurückzuziehen, zu einem langsamer als erwarteten Anstieg der Zellproduktion in Skelleftea und zu einer allgemeinen Verlangsamung der Nachfrage nach Elektroautos. Unterdessen verschärfte sich der Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen, die die Produktion von Elektrofahrzeugbatterien dominieren.

Diese Entwicklungen gefährden das Überleben von Northvolt und sind gleichzeitig ein Schlag gegen die Bemühungen Europas, eine unabhängige Lieferkette für Elektrofahrzeugzellen aufzubauen. Während das Unternehmen mehr als 20 Milliarden US-Dollar an Investitionen und öffentlichen Zuschüssen für den Aufbau eines europäischen Batterie-Champions erhalten hat, musste es Vermögenswerte verkaufen und den Betrieb einschränken, da die Barmittel schwinden. FMW: Bereits so viele Zuschüsse sind geflossen. Könnte Robert Habeck bei einem drohenden Scheitern vom Standort Heide in Brüssel intervenieren, damit dort nochmal irgendein Fördertopf angezapft wird? Gut möglich!

Bloomberg berichtet weiter: Berichten der lokalen Presse zufolge hat Northvolt mit Kreditgebern über einen möglichen Verstoß gegen die Bedingungen des 5-Milliarden-Dollar-Umweltdarlehens, eines der größten seiner Art, verhandelt. Wie Bloomberg News letzte Woche berichtete, haben die Gläubiger PJT Partners als Finanzberater ausgewählt, während Milbank als Rechtsberater fungiert. Dagens Industri berichtete diesen Monat, dass das Unternehmen 7,5 Milliarden Kronen (737 Millionen US-Dollar) aufbringen wolle, um die Gehälter für September zu bezahlen.

Andere Versuche, die Batterieproduktion in Europa aufrechtzuerhalten, unterstreichen die Schwierigkeit der Aufgabe. In diesem Monat kürzte Italien die Finanzierung für ein Batteriewerkprojekt, das von Stellantis und Mercedes-Benz unterstützt wird, aufgrund des Einbruchs bei Elektroautos. Das britische Batterie-Startup Britishvolt Ltd. geriet letztes Jahr in die Insolvenz, bevor es einen geplanten Standort im Wert von 3,8 Milliarden Pfund eröffnen konnte.

Northvolt hat im Rahmen einer strategischen Überprüfung an seinem Geschäftsplan gearbeitet und wird auch von seiner langjährigen Investmentbank Rothschild und der Anwaltskanzlei A&O Shearman beraten, wie Bloomberg News bereits früher berichtete. Volkswagen, mit einem Anteil von etwa 20 % der größte Anteilseigner von Northvolt, bekräftigte am Montag seine Unterstützung für die Aufstockung der bestehenden Produktionslinien des Unternehmens. Zu finanziellen Investitionen wollte man sich nicht äußern.

BMW gab an, seine Beteiligung an dem Batteriehersteller, die Ende 2023 bei 2,8 % lag, nicht geändert zu haben und auch nicht zu planen, dies zu tun. Ein Sprecher lehnte es ab, sich dazu zu äußern, ob das Unternehmen an weiteren Investitionsrunden teilnehmen würde, um seine Beteiligungsquote zu halten. Die schwedische Regierung bekräftigte am Montag ihre Haltung, dass es keine Soforthilfe zur Unterstützung des Batterieherstellers geben werde. Stattdessen forderte sie das Unternehmen auf, den Dialog mit dem staatlich unterstützten Kreditgeber SEK und dem Schuldenamt fortzusetzen.

Robert Habeck sagte am Montag, die Regierung stehe in ständigem Kontakt mit Northvolt. Er wies darauf hin, dass Produktionsausfälle zwangsläufig Auswirkungen auf die Einnahmen haben. Letzte Woche berichtete Bloomberg News über ein Zeichen des Fortschritts auf operativer Ebene – die wöchentliche Produktion von Batteriezellen erreichte im Werk Skelleftea einen Rekord, so das Unternehmen.

Grüner Stahl

Thema Grüner Stahl: Bei Thyssenkrupp und Co geht die grüne Transformation in großen Schritten voran, so die offizielle Leitlinie. In Wirklichkeit erhielt alleine Thyssenkrupp 2 Milliarden Euro Steuergeld, um seine Produktion umzustellen. Auch Stahl-Holding-Saar und Salzgitter wurden üppig bedacht. Dabei wird das Endprodukt dadurch in keinster Weise besser als der Stahl aus China. Stahl bleibt Stahl. Statt grundlegend Energiepreise für ernergieintensive Betriebe durch ein größeres verlässliches Energieangebot zu senken, wird planwirtschaftlich von Robert Habeck vorgegeben, wie Stahl in Zukunft produziert werden soll. Wer die Problematik des Themas „Grüner Stahl“ besser beleuchten möchte, dem empfehle ich die Aussagen von Capital-Kolumnist Bernd Ziesemer aus Januar: Seine Headline-Aussage lautet „Die deutsche Stahlindustrie hängt für die nächsten Jahrzehnte am Subventionstropf“. HIER finden Sie den Artikel.

Intel-Absage

Auch wenn das Intel-Werk in Magdeburg nichts mit der Energiewende zu tun hat: Bei den unzähligen Insolvenzen, Werkschließungen und Produktionsverlagerungen ins Ausland wollten Robert Habeck und Olaf Scholz wohl unbedingt glänzen, und genehmigten letztes Jahr die größte jemals gezahlte Subvention in Deutschland. 10 Milliadren Euro sollte es geben für das neue Chipwerk von Intel in Magdeburg. Mehrere Millionen Euro Subvention pro Arbeitsplatz – davon können Handwerker und Metzgermeister nur träumen, wenn sie neue Jobs schaffen wollen. Aber man hatte wohl nicht all zu genau hingeschaut, ob Intel wirklich ein solides Unternehmen ist.

In den 90er-Jahren noch der globale Chip-Gigant, hat Intel seit Jahren massiv eingebüßt. Zuletzt gab es Milliarden-Verluste, die Konkurrenz ist längst vorbei gezogen. Das Unternehmen entlässt jetzt viele Mitarbeiter und spart Kosten. Und so wurde jüngst auch verkündet, dass das Intel-Werk in Magdeburg erstmal nicht gebaut wird. Eine große Blamage für Robert Habeck und Olaf Scholz bei ihrem Versuch, zu zeigen, dass der Standort Deutschland doch noch die ganz großen Investitionen anlocken kann. By the way: TSMC hat sein ebenfalls massiv subventioniertes Werk in Dresden noch nicht abgesagt. Das ist ja immerhin schon mal was.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Hinzuzufügen wären im Sand verlaufene Wasserstoffproduktionen in Namibia und Katar. Erstaunlich ist, dass sich eine Reihe von europäischen Firmen auf Habecks Phantastereien eingelassen haben, um dann auf dem Bauch zu landen. Die Ölscheichs und die Afrikaner sind intelligenter als so mancher europäischer Konzernchef oder ein deutscher Bundeskanzler.

  2. Das wird nicht das letzte Luftschloss von Robert Habeck sein, bei dem die angeblich begeisterten Vertragspartner ihn dann doch auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
    Auch deutscher Stahl, hergestellt mit Wasserstoff, wird wird so enden.
    Praktisch alles wo Wasserstoff draufsteht wird so enden, oder unbezahlbar teuer werden.
    Auch die Gaskraftwerke, die angeblich einmal mit Wasserstoff betrieben werden sollen, werden so enden. Und viele andere Vorhaben auch.
    Aber da muss Deutschland jetzt durch.
    Es wird aber sehr, sehr teuer werden.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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