Der Schweizer Franken erweist sich in einem volatilen Jahr für die globalen Märkte als der kräftigste Währungshafen, und erreicht in dieser Woche ein Vier-Dekaden-Hoch gegenüber seinem traditionellen Rivalen, dem japanischen Yen. Der Schweizer Franken hat den höchsten Stand seit 1980 erreicht, da die Anleger laut Bloomberg darauf wetten, dass die Bank of Japan ihre ultralockere Geldpolitik am Freitag unverändert beibehalten wird (Leitzins bei -0,10 %), eine Entscheidung, die den Yen belasten könnte. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat letztes Jahr die Negativzinsen abgeschafft und ihren Zinserhöhungszyklus eingeleitet. Auch der Handel erweist sich als Belastung für den Yen, der selbst ein traditioneller Währungshafen ist, da Japan im März den 17. Monat in Folge ein Defizit verzeichnete. Die Handelsbilanz der Schweiz hingegen weist einen Überschuss auf.
Schweizer Franken im Aufwind – Analystenaussage
Die Strategen von RBC Capital Markets gehen davon aus, dass sich die Outperformance des Schweizer Franken fortsetzen wird (Ziel 153,50), sollte die Bank of Japan an ihrer Zinspolitik festhalten. Der Yen wird heute um die 151,50 pro Schweizer Franken gehandelt. „Wir positionieren uns opportunistisch für unsere längerfristige Ansicht, dass der Dollar-Yen zu einem Aufwärtstrend zurückkehren kann“, so schrieb es ein Team um Elsa Lignos. „Die Risiken im Zusammenhang mit der US-Schuldenobergrenze und die Flut von Gewinnmeldungen für das erste Quartal legen es jedoch nahe, Dollar-Trades in dieser Woche zu vermeiden, und wir gehen stattdessen auf eine Long-Position im Schweizer Franken gegenüber dem Yen.“
Yen auch schwach gegenüber Euro
Der Schweizer Franken ist nicht die einzige europäische Währung, die gegenüber dem Yen im Aufwind ist. Der Euro ist in diesem Jahr gegenüber seinem japanischen Pendant um mehr als 5 % gestiegen, da Händler auf weitere Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank setzen (hier dazu die aktuellsten Aussagen des EZB-Chefvolkswirts).
Für Marito Ueda, General Manager der Marktforschungsabteilung bei SBI Liquidity Market bedeutet diese Dynamik, dass der Euro zum ersten Mal seit der globalen Finanzkrise auf 150 Yen steigen könnte, selbst wenn die Bank of Japan ihre Politik ändern sollte. „Im besten Fall wird die BOJ nur ihre Zinskurvensteuerung anpassen, so dass der Yen zumindest nicht zu stark aufwerten wird“, so Ueda. „Der Yen wird sich allmählich abschwächen, so dass der Euro die 150er-Marke durchbrechen könnte.“
Zinsdifferenzen Schweiz vs Japan
FMW: Blicken wir abschließend auf die Zinsen. Im folgenden TradingView Chart sehen wir seit dem Jahr 2005 den Leitzins in der Schweiz (blaue) im Vergleich zum Leitzins in Japan (orange). Man sieht: Nach mehreren Jahren bei einem globalen rekordtiefen Leitzins in der Schweiz von -0,75 % wurde er in den letzten zwölf Monaten erhöht auf 1,50 %. Japan aber hält seinen Leitzins seit 2016 strikt bei -0,10 %. Auch durch diese veränderte Zinsdifferenz wurde der Schweizer Franken im Vergleich zum japanischen Yen attraktiver.
FMW/Bloomberg
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