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Seit 104 Quartalen keine Rezession mehr in Australien: Der Tanz auf dem Vulkan geht fröhlich weiter

Ja, kein Witz. Seit 104 Quartalen oder umgerechnet 26 Jahren gab es in Australien inzwischen keine Rezession mehr. Das ist ein Weltrekord. Das ist so als wenn man sagen würde ein Mensch hatte 26 Jahre...

FMW-Redaktion

Ja, kein Witz. Seit 104 Quartalen oder umgerechnet 26 Jahren gab es in Australien inzwischen keine Rezession mehr. Das ist ein Weltrekord. Das ist so als wenn man sagen würde ein Mensch hatte 26 Jahre lang keine Erkältung, und auch sonst überhaupt keine gesundheitlichen Beschwerden. Von einer Rezession spricht der Ökonom, wenn die Wirtschaftsleistung in einem Land zwei Quartale nacheinander rückläufig ist.

Ja, warum ist das denn ein Tanz auf dem Vulkan, wenn es endlich mal eine Volkswirtschaft gibt, wo es einfach nur gut läuft? Ja, die Frage könnte man sich stellen. Wie die australischen Statistiker heute verkündeten, lag das australische BIP im Quartalsvergleich jüngst bei +0,8%. Im Vergleich zum Vorjahr liegt das Wachstum bei +1,8%. Ordentliche Werte!

Neben einer steigenden Industrieproduktion von satten +1,8% im Quartal stützt vor allem der Inlandskonsum der Australier das BIP mit +1,0%. Dabei geht es um Mehrausgaben für Lebensmittel, Kleidung und Möbel. Die Preise für Export-Rohstoffe hingegen wirken mit -6% extrem dämpfend, wo zu Kohle und Eisenerz gehören.

Australien ist extremst abhängig von China und dessen Energiehunger. Umso positiver ist es daher, dass die gesamte Wirtschaftsleistung bisher von den Nachfrageinbrüchen der asiatischen Käufer in den letzten Jahren nie wirklich runtergezogen wurde. Das Hauptproblem der Australier ist aber ihr Konsum und ihre Verschuldung, wohl noch schlimmer als in den USA, und eher vergleichbar mit der Mentalität in Kanada. Immer neue Schulden der Konsumenten treiben die Volkswirtschaft an – das geht aber nur solange gut, bis die Spitze der Pyramide erreicht ist.

Bei vielen Immobilien-Besitzern in Australien läuft es so. Die Immobilienpreise steigen immer weiter, man kauft ein Haus auf Kredit. Auf den steigenden Hauswert kann man dank der netten Banken noch einen Zusatzkredit aufnehmen, und kauft damit noch ein weiteres Haus usw usw. Und da die Wirtschaft ja ständig nur wächst, und die Immobilienpreise ja ständig nur steigen, kann es ja immer so weiter gehen. Nicht wahr? Wir haben die Entwicklung in den letzten Jahren schon mehrmals angesprochen, und müssen zu unserem Erstaunen feststellen, dass die positive Entwicklung im BIP auch jetzt noch anhält.

Man mag uns für Dauernörgler halten, aber die Fallhöhe der australischen Kreditnehmer und Hausbesitzer wird immer höher. Gerade durch die Ketten-Kreditaufnahmen wird die ganze Sache zu einem sehr wackligen Kartenhaus. Wenn der Zusammenbruch kommt, dann richtig. Aber heute erst einmal Glückwunsch von unserer Seite, die kreditgetriebene Volkswirtschaft wächst und wächst und wächst!

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Der australische Aktienindex ASX 200 hatte die Finanzkrise im Jahr 2008 zwar mitgemacht (Chart seit 2003) mit einem drastischen Einbruch und der anschließenden Erholung, aber die Volkswirtschaft hatte den Einbruch zumindest oberflächlich ausgeblendet, was man im BIP sehen kann.


Die Oper von Sydney ist fast schon ein australisches Wahrzeichen. Foto: Thomas Schoch at http://www.retas.de/thomas/travel/australia2005/index.html (CC BY-SA 2.5)



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3 Kommentare

  1. Ja, auch in Australien ist es die Frage: Wie lange kann das noch gut gehen? Alle ungesunden Übertreibungen finden einmal ihr Ende. Je größer die Übertreibung, desto bitterer das Ende.

    1. Grundsätzlich denke ich auch so, Walter S., aber ab wann ist es eine Übertreibung? Und ist die dann bereits schon so ausgeprägt, dass es sie ungesund ist? Vor dieser Frage stehen wir immer wieder.
      Nun ist Australien für mich viel zu weit weg, ich habe Null Ahnung, was da abgeht. Meine Vorstellung aber ist dahingehend, dass der Kontinent vor ein
      paar Hundert Jahren vergleichsweise menschenleer war. Wer von der Alten Welt wollte da schon freiwillig hin? Heutzutage genießt das Land ungeheure Anziehungskraft. Mindestens eine australische Großstadt ist ganz vorne angesiedelt beim „Städteranking“.
      Wenn nun die Einwohnerzahl in den letzten Jahrzehnten stetig nach oben ginge, was ich mal unterstelle aber nicht geprüft habe, warum sollten dann die Preise für Grundvermögen nicht auch nach oben gehen?
      Wo fängt da die Übertreibung an?

      Was kostet heute wohl ein Quadratmeter Bauland auf Grönland?
      Falls nun der Klimawandel fortschreitet, könnte Grönland zu einer der beliebtesten Regionen weltweit aufsteigen. Eine Millarde Afrikaner würden dann als Wunschziel nicht mehr Deutschland sondern Grönland angeben.
      Die Preise für Bauland würden sich im Verlauf vertausendfachen!
      Wenn ich das Drumherum nicht betrachte, würde ich natürlich dann auch von einer maßlos ungesunden Übertreibung sprechen. Aber wäre es das wirklich?

      Mittlerweile bin ich beim Lesen der Berichte von FMW nicht mehr ganz so erschreckt wie zu Anfang, wo mich die nackten Zahlen beinahe in tiefen Börsen-Pessimismus haben versinken lassen. Heute frage ich mich, steckt hinter dieser oder jenen beunruhigenden statistischen Zahl womöglich nicht doch auch ein plausibler Grund, der dem Ganzen das auf den ersten Blick Furchterregende nehmen könnte.

  2. Wie ich heute am Radio gehört habe hat Australien sehr stark vom kreditgetriebener Wachstum von China profitiert, hauptsächlich von Kohle u.Stahl, d. h.Australien korelliert stark mit China,u. wenns dann in China bum macht ,machts dann in Australien bumbum.

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