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Griechenland: So verdiente Athen Milliarden mit seinen kaputten Banken

In Deutschland kosteten die kaputten Banken den Staat Milliarden. In Griechenland verdient der Staat noch verdammt gutes Geld mit seinem völlig kaputten Bankensektor, der quasi nur noch aus nicht bedienten Schrottkrediten besteht (zuletzt Anteil von 46,9% an allen Krediten). Wie geht das? Sollte die deutsche Politik da mal...

FMW-Redaktion

In Deutschland kosteten die kaputten Banken den Staat Milliarden. In Griechenland verdient der Staat noch verdammt gutes Geld mit seinem völlig kaputten Bankensektor, der quasi nur noch aus nicht bedienten Schrottkrediten besteht (zuletzt Anteil von 46,9% an allen Krediten). Wie geht das? Sollte die deutsche Politik da mal vom Erfolg der Griechen lernen? (Scherz)

Der Kniff geht so. Seit der Finanzkrise haben die Griechen enorme Summen an Bargeld von ihren Banken abgehoben, weil sie Angst vor einer Bankenpleite hatten. Das hätte damals jeder so gemacht – erstmal das eigene Geld in bar unter die Matratze legen. Damit erodierten aber die Bücher der Banken. Denn was an Krediten ausgegeben ist, muss gleichzeitig auch an Mittelherkünften in den Büchern gegengebucht sein.

Also sprang die EZB ein mit ihren ELA-Krediten (Emergency Liquidity Assistance). Letztlich ist das nichts anders als ein Dispo, von Zentralbanken für Geschäftsbanken. Die griechische Notenbank (Bank of Greece), als Teil des Euro-Systems das ausführende Organ der EZB vor Ort in Griechenland, war und ist zuständig für die Vergabe dieser Kredite, die aber in Frankfurt genehmigt werden müssen. Wie normale Dispos für Privatkunden sind auch diese Dispos für Geschäftsbanken vergeben durch Zentralbanken sehr teuer, damit es auch so richtig weh tut. Die Geschäftsbank soll sich ja nicht auf den ELA´s ausruhen, sondern versuchen schnellstmöglich wieder echte Einlagen ranzuholen – daher auch der hohe Zins.

So verkündete diese Woche auch gerade erst die „National Bank of Greece“ (nicht die Notenbank, sondern eine private Geschäftsbank), dass man es nun endlich geschafft habe die ELA´s-Schulden bei der griechischen Zentralbank auf 0 runterzufahren. Aus der Äußerung der Bank sah man, dass man nun wirklich froh ist diesen teuren „Dispo“ los zu sein. Auch die Piräus Bank plant die ELA´s im laufenden Jahr auf 0 runterzubekommen.

Die gesamte an griechische Geschäftsbanken vergebene ELA-Summe lag vor zwei Jahren schon fast bei 100 Milliarden Euro. Anfang 2018 sank sie nun auf 22 Milliarden Euro (zuletzt -2,8 Milliarden Euro). Das sagt nichts darüber aus, wie kaputt oder wie gesund die Banken sind. Das zeigt nur, dass die griechischen Geschäftsbanken aktuell in der Lage sind wieder echte Kundeneinlagen einzuwerben, welche die EZB-Dispos in den Büchern als „Mittelherkunft“ ersetzen können. Die Quote der Schrottkredite von 46,9% zeigt aber nach wie vor, dass die Banken tatsächlich so richtig kaputt sind! Nur das kurzfristige Vertrauen der Kleinsparer ist zuletzt eben wieder gestiegen, dass keine Bankenpleiten bevorstehen.

Ein Segen für den griechischen Staat

Die ELA´s waren ein Segen für die griechische Notenbank, und somit auch für den Staat. Die Notenbank hat gestern ihre Jahreszahlen für 2017 präsentiert. Für so eine kleine Notenbank ein erstaunlich guter Gewinn in Höhe von 941 Millionen Euro, der fast komplett in den Staatshaushalt überführt wird. Zitat:

The Bank’s profit for 2017 amounted to €941.8 million, compared with €1,092.3 million in 2016. This profit shall be distributed in accordance with Article 71 of the Bank’s Statute. After the distribution of dividend to shareholders, an amount of €928.5 million shall be transferred to the Government in accordance with Article 71(1) and (3) of the Bank’s Statute.

Die Bruttoeinnahmen der Bank lagen mit 1,44 Milliarden Euro 16% tiefer als 2016 mit 1,73 Milliarden Euro. Nach den eigenen Worten der Notenbanker ist dieser Rückgang hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die ELA´s in 2017 rückläufig waren (also weniger Zinseinnahmen). Auch aus anderen Detaildaten kann man daher schließen, dass die griechische Notenbank große oder sehr große Teil ihres sehr guten Gewinns aus diesen ELA-Notkrediten ziehen konnte. So gesehen waren die ELA´s in den letzten Jahren ein Segen für die griechische Staatskasse.

The total net income arising from the implementation of the Eurosystem’s single monetary policy, emergency liquidity assistance, interest on the Bank’s portfolios, commissions and other income from domestic and foreign operations amounted to €1,441.7 million, having decreased by 16.6% from €1,728.2 million in 2016. This change was mainly due to credit institutions’ decreased recourse to ELA funding by the Bank of Greece.

Das Dumme an der ganzen Geldverdienerei ist nur, dass die ELA-Kredite jüngst immer weiter zurückgehen, weil private Einlagen wieder in die Banken fließen, und die Banken die ELA´s wieder an die Zentralbank zurückführen können. Das bedeutet letztlich weniger Gewinn für den griechischen Staatshaushalt. In 2018 werden die ELA´s in Griechenland wohl fast komplett auf 0 sinken. Das wird wohl ein Loch in die griechische Staatskasse reißen, wenn vielleicht locker 1 Milliarden Euro pro Jahr an Zinszahlungen der Geschäftsbanken fehlt. Was für ein irrwitziger Geldkreislauf!



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