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Wall Street-Strategen revidieren ihre Prognosen S&P 500: Der größte Wall Street Bär wirft das Handtuch

Der Wall Street Bär und Leiter der US-Aktien- Derivatestrategie bei BNP Paribas, Greg Boutle, revidiert seine Prognose für den marktbreiten S&P 500. Nachdem der Markt seine düstere Rezessionsprognose getrotzt hatte, hat er seine pessimistische Vorhersage für einen deutlichen Rückgang im S&P 500 in diesem Jahr zurückgenommen. Ungeachtet dessen sieht er weiteres Korrekturpotenzial am US-amerikanischen Aktienmarkt.

Greg Boutle, Chef-Stratege bei BNP Paribas, hatte vorausgesagt, dass der Leitindex das Jahr bei 3.400 Punkten beenden würde, was einem Rückgang von 11 % gegenüber dem Stand von 2022 und einem Rückgang von 26 % gegenüber dem Höchststand vom Juli entspricht. Dies war das niedrigste Ziel unter den von Bloomberg befragten Strategen.

Wall Street-Bären revidieren S&P 500-Prognosen

Doch in dieser Woche, nachdem der Markt der düsteren Prognose getrotzt hatte, kapitulierte er. Boutle hob sein Ziel auf 4.150 Punkte an und erwartete damit einen geringeren Rückgang in den letzten vier Monaten des Jahres als Mike Wilson von Morgan Stanley (3.900) oder Michael Kantrowitz von Piper Sandler & Co. (3.600-3.800). Zuvor prognostizierten die beiden Strategen ein Ziel von 3.200 bis 3.400 Punkten. Der S&P 500 schloss am Donnerstag bei 4.451 Zählern.

Die revidierte Prognose spiegelt die wachsende Erwartung wider, dass die US-Wirtschaft in diesem Jahr eine Rezession vermeiden könnte, die einst allgemein als Folge der aggressiven Zinserhöhungen der Federal Reserve erwartet wurde. Zuletzt milderten gute US-Konjunkturdaten die Sorgen vor einer Rezession ab. Was für die Wirtschaft erfreulich ist, belastet allerdings den Aktienmarkt, denn starke US-Konjunkturdaten schüren die Befürchtung einer anhaltend straffen Geldpolitik der Fed. Seine bärische Haltung gibt er daher auch nicht vollends auf. Stattdessen sagte Boutle, er erwarte, dass die Aktien nach unten driften werden, da sich das Wachstum abkühlt und die Analysten ihre Prognosen für die Unternehmensgewinne senken.

Der S&P 500 notiert deutlich über den Prognosen der Strategen (Boutle, Wilson, etc.)
Der S&P 500 notiert deutlich über den Prognosen der Strategen

Robuste Wirtschaft führt zum Umdenken

„Unser Ausblick für dieses Jahr basierte immer auf der Vorstellung einer Rezession in den USA“, sagte Boutle in einem Interview. „Ich denke, dass wir und viele andere an der Börse von der Widerstandsfähigkeit der Daten in den USA überrascht worden sind.

Boutle gehört zu den Prognostikern, die von der überraschenden Stärke der Wirtschaft überrascht wurden. Dies führte zu einem starken Anstieg der Aktienkurse, da die Anleger die Erwartung einpreisten, dass die USA eine Rezession vermeiden wird, während die Fed ihre Zinserhöhungen verlangsamt bzw. pausiert. Trotz des Rückschlags seit Anfang August liegt der S&P 500 im Jahr 2023 immer noch fast 16 % im Plus.

Auf dem diesjährigen Höchststand im Juli übertraf der S&P 500 das durchschnittliche Jahresendziel der Wall Street-Analysten um so viel wie seit September 2020 nicht mehr, so die von Bloomberg zusammengestellten Daten. Dieser unerwartete Anstieg – und die optimistischeren Aussichten – haben dazu geführt, dass eine Reihe von Strategen ihre S&P-Prognosen nach oben korrigiert haben.

S&P 500: Best-Case-Szenario bereits eingepreist

BNP Paribas hielt an seinem Ziel von 3.400 Punkten fest – selbst als der Index 4.600 Punkte testete – und zwar „länger, als es notwendigerweise optimal wäre“, so Boutle.

„Das lag nicht daran, dass wir uns der Preisentwicklung nicht bewusst waren“, sagte er. „Vielmehr wollten wir sicherstellen, dass wir nicht den Marktpreis markieren, sondern unsere Einschätzung auf eine logisch konsistente Prognose stützen.

Der jüngste makroökonomische Ausblick des Unternehmens impliziert, dass die Gewinnschätzungen für 2024 zurückgeschraubt werden, da das Wachstum abflaut. Doch selbst wenn sich die Wirtschaft wieder beschleunigt und die Gewinnschätzungen nach oben gehen, ist das bullische Szenario laut Boutle bereits weitgehend eingepreist.

Für den Moment, so Boutle, bleibe BNP’s Basisfall „im Bereich der Unsicherheit“.

FMW/Bloomberg

New York – Traders work on the floor of the New York Stock Exchange (Photo by Michael M. Santiago/Getty Images) – Bloomberg


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9 Kommentare

  1. Zinserhöhungen müssen nicht in eine Rezession führen, nur weil sie es früher einmal gemacht haben.
    Vor allem nicht in den USA.
    Zu lange in den Rückspiegel zu blicken, kann bekanntermaßen zu Unfällen führen.

  2. Ja ja robuste Wirtschaft. 16 $ schulden für 1 $ Wachstum. Das ist alles ws die „Wirtschaft“ plus machen lässt.
    Lass die Staatsvörderungen weg und weg ist das „Wachstum“

  3. Schlecht informiert, FMW hat schon mehrmals Charts gezeigt wo die meisten Zinserhöhungen Rezessionen herbeiführten.Nach dem Ende einer noch nie dagewesene Schuldenwirtschaft und schnell,stark anziehenden Zinsen gibt es keinen Ausweg.

    1. „… wo die meisten Zinserhöhungen Rezessionen herbeiführten…“

      Die meisten eben, aber nicht alle. Jede Situation, jede Zeit ist anders, Prognosen sind immer nur Möglichkeiten, Wahrscheinlichkeiten.
      Wobei zwischen einer moderaten bis mittleren Rezession und einem 1929er Crash dann doch ein leiser Unterschied besteht. Vor allem hat dieser Seltenheitswert, obwohl manche ihn geradezu herbeizusehnen scheinen. Geborene Pessimisten sind halt so.
      Gerade bei den USA mache ich mir keine allzu großen Sorgen.
      Und wenn der Aktienmarkt sich, sagen wir mal halbiert, geht die Welt auch nicht unter, dann muss man halt zugreifen, bevor er wieder steigt.

  4. Auch bei der revidierten Prognose wären es also immer noch 7% Korrektur bis Ende Jahr.Bei einer gut situierten Person ( pensionierter Arzt mit 3Mio.Vermögen) wären das immer noch ca. 200000.- Euro.
    @ Columbo, jetzt gehen sie ins fachliche über, leider nicht besser, die jetzige Situation ist die überrissenste die es je gegeben hat. Dr. Schaarschmidt hat oft genug gewarnt.

    1. @Schwarzer Oktober

      Die Wahl Ihres Nicknamens sagt alles: Da kann es nur schwarz enden.
      Sie haben mein ganzes Mitgefühl.

  5. Schlechte Karten für Rezessionsleugner. Bericht auf Investing.com de. Inflationsmonster schlägt zu.

  6. 1.10. Müssen Student Loans zurück gezahlt werden, was über 60% laut Umfragen nicht machen/können werden.

    Walmart als größter Arbeitgeber stellt seit Juli zu niedrigeren Löhnen ein.

    Das soll eine starke Wirtschaft sein?

    Der Einbruch auf dem Arbeitsmarkt kommt immer zeitverzögert.
    Geschichte wiederholt sich immer!

  7. …zum Glück hat der Wilson Mike keinen wichtigen bzw. relevanten Job gelernt, sondern ist nur Wertpapier- und Wirtschaftsanalyst geworden…wenn man sich vorstellt der wäre Arzt, Elektriker oder irgendwas relevantes geworden, dann wäre sein Track-Record für die Kundschaft tödlich bzw. als Elektriker sogar für ihn…es ist also gut so wie alles ist…weiter so Mike…

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