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Zehnjährige Anleiherendite könnte auf 4,5% steigen S&P 500: Können die Aktienmärkte höhere Renditen verkraften?

Die stark gestiegenen US-Renditen sorgten im August für reichlich Gegenwind an den Aktienmärkten. Als die BenchmarkRendite für 10-jährige Anleihen Anfang August deutlich über die viel beachtete Marke von 4 % angestiegen war, endete schließlich die Aktienrally im marktbreiten S&P 500 Index. In der Folge setzte sich der Ausverkauf an den US-Anleihemärkten fort und trieb die 10-jährige Anleiherendite auf ein 16-Jahres-Hoch bei 4,35%. Angesichts der anhaltend robusten US-Wirtschaft stellten sich die Marktteilnehmer darauf ein, dass die Zinssätze auch nach dem Ende der Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed hoch bleiben werden.

Nach zuletzt schwächeren Konjunkturdaten gaben die Renditen wieder leicht nach – die 10-jährige Anleiherendite notiert aktuell bei knapp 4,2% – was den Aktienindizes wie dem S&P 500 zu einer Erholung verholfen hat. Doch noch ist zu früh, eine Trendwende zu verkünden. Die Renditen haben weiterhin das Potenzial bis auf 4,5 % anzusteigen. Wie würden die Aktienmärkte auf einen derartigen Anstieg reagieren? Besteht dann das Risiko eines erneuten Einbruchs im S&P 500? Laut der jüngsten von Bloomberg durchgeführten Markets Live Pulse-Umfrage, sagen Investoren, dass die Aktienmarktrallye höhere Anleiherenditen überstehen könnten. Eine Korrektur von bis zu 10 % halten sie aber für wahrscheinlich.

S&P 500: Investoren bleiben optimistisch

Die diesjährige Rallye am US-Aktienmarkt ist stark genug, um einen weiteren Anstieg der Anleiherenditen zu überstehen, so die jüngste Markets Live Pulse Umfrage von Bloomberg.

Die Mehrheit der 331 Befragten geht davon aus, dass die Verluste des S&P 500 Index auf weniger als 10 % begrenzt werden können, falls die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen wieder steigen und 4,5 % erreichen. Damit könnte der US-Aktienindex einen Großteil seiner seit Jahresbeginn erzielten Gewinne von 18 % beibehalten.

Steigen die Renditen auf 4,5%, korriegiert der S&P 500 weniger als 10%
Steigen die 10-jährigen Anleiherenditen auf 4,5%, wird der S&P 500…

Anstieg der 10-jährigen Renditen

„Wenn wir höhere Zinssätze und Anleiherenditen bekommen, dann wahrscheinlich, weil die Makroökonomie positiv überrascht“, sagte Christopher Hiorns, Portfoliomanager bei EdenTree Investment Management Ltd. „Aktien, die einen Schutz gegen die Inflation bieten, sind also im Vergleich zu Anleihen vielleicht gar nicht so schlecht aufgestellt.

Die Renditen der 10-jährigen Anleihe erreichten im August mit 4,35 % ein 16-Jahres-Hoch, da die Anleger aufgrund der anhaltend robusten US-Wirtschaft darauf wetten, dass die Zinssätze hoch bleiben werden. Der sprunghafte Anstieg der Renditen machte den August zum schlechtesten Monat für den S&P 500 seit Februar, auch wenn der Aktienindex nach wie vor deutlich höher notiert als in früheren Perioden, in denen die Renditen so hoch waren wie jetzt.

Da die Federal Reserve bereit ist, die Kreditkosten so lange hoch zu halten, bis sich die Inflation auf einem überzeugenden Weg in Richtung des 2 %-Ziels der US-Notenbank befindet, gibt es mehr Spielraum für einen weiteren Anstieg der Renditen. Strategen gehen jedoch davon aus, dass ein weiterer Anstieg bei 4,5 % begrenzt sein wird. Eine solche Rendite für 10-jährige Staatsanleihen würde das Jahresendziel des US-Aktienstrategieteams der HSBC für den S&P 500 Index von 4.600 auf 4.500 sinken lassen, so dass der Aktienindex im Jahr 2023 immer noch einen Anstieg um 17 % vorweisen könnte.

Investoren rechnen langfristig mit fallenden Renditen

Einige Strategen rechnen mit sinkenden Renditen. Wouter Sturkenboom, Chef-Anlagestratege für EMEA & Asien-Pazifik bei Northern Trust Asset Management, erwartet, dass die Rendite der 10-jährigen Anleihe bis zum Ende des Jahres bei 4 % liegen wird.

Die Umfrageteilnehmer gehen auch davon aus, dass die Rendite 10-jähriger inflationsgeschützter Staatsanleihen in fünf Jahren niedriger sein wird, was darauf hindeutet, dass die Realzinsen, definiert als Nominalzinsen abzüglich Inflation, sinken werden.

Inzwischen ist die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen seit Anfang 2022 positiv, da sich die Märkte auf die Straffungsmaßnahmen der Fed zur Eindämmung der steigenden Inflation eingestellt haben. Etwas mehr als 50 % der Befragten gehen davon aus, dass sich diese Beziehung bis Ende dieses Jahres ins Negative drehen und damit zum langfristigen Trend dieses Jahrhunderts zurückkehren wird.

Anleihen und Aktien bewegen sich seit Anfang 2022 im Gleichschritt. Es wird erwartet, dass die Korrelation negativ wird

Macht ein 60/40 Portfolio noch Sinn?

Gleichzeitig ergab die Umfrage, dass 59 % der Anleger ein Portfolio, das zu 60 % aus Aktien und zu 40 % aus Anleihen besteht, nach wie vor für eine sinnvolle Anlagestrategie halten. Solche Portfolios wurden im vergangenen Jahr unter Beschuss genommen, als beide Anlageklassen gleichzeitig fielen, was die schlechteste Performance dieser Strategie seit 2008 bedeutete. In diesem Jahr ist sie hingegen um 12 % gestiegen.

Die Robustheit der US-Aktienrallye im Jahr 2023 hat einige Marktteilnehmer überrascht. Die Bullen verweisen indessen auf das solide Wirtschaftswachstum angesichts der hohen Zinsen als Zeichen des Vertrauens. Überdurchschnittlich gut abschneidende Tech-Werte, die von der Begeisterung für die künstliche Intelligenz profitieren, haben der Rally den nötigen Auftrieb verliehen und sorgen zudem dafür, dass die Gewinne halten.

Aktien und Anleihen – Ist ein 60/40-Portfolio noch eine gute Strategie?

Renditen: Tech-Werte könnten die Verlierer sein

Dennoch sehen die meisten Befragten in der MLIV-Umfrage Immobilien und Technologie als die größten Risiken bei einer Rendite von 4,5 % für Staatsanleihen, während mehr als die Hälfte der Befragten der Meinung sind, dass die Banken die größten Gewinner sein werden. Ein Abschwung bei den Technologiewerten wäre wohl beträchtlich, da der Nasdaq 100 Index im Jahr 2023 bisher um 42 % gestiegen ist.

„Wir sollten uns Sorgen um die verlustbringenden Teile des Technologiesektors machen. Allerdings erwarte ich, dass die profitablen Technologieunternehmen, die große und sehr bedeutende Gewinnbeiträge zu den Indizes leisten, gegen höhere Renditen einigermaßen immun sein sollten“, sagte Rajeev De Mello, ein globaler Makro-Portfoliomanager bei Gama Asset Management.

S&P 500: Korrektur als Chance?

Die wachsende Besorgnis über Aktien mit hohen Bewertungen, wie beispielsweise im Technologiesektor, spiegelt sich auch darin wider, dass mehr als 50 % der Teilnehmer an der MLIV-Umfrage erwarten, dass Value-Aktien ihre Growth-Pendants bis Ende des Jahres einholen oder sogar übertreffen werden. Bislang übertrifft der S&P 500 Growth Index – zu dem auch Apple und Nvidia gehören – den S&P 500 Value Index so stark wie seit 2020 nicht mehr.

„Wir sind der Ansicht, dass die Renditen ihren Höhepunkt erreicht haben. Die Portfolio-Manager, die zuletzt unterdurchschnittlich abgeschnitten haben, könnten eine Korrektur im S&P 500 für Käufe nutzen, um ihre Performance bis zum Jahresende aufzubessern. Folglich könnten die Gewinnschätzungen für die Aktienmärkte weiterhin leicht nach oben korrigiert werden“, so Thomas Hayes, Vorsitzender von Great Hill Capital. „Ein Goldilocks-Umfeld“.

FMW/Bloomberg

A trader on the floor of the New York Stock Exchange in New York, US. Photographer: Michael Nagle/Bloomberg


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