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Über die Fallhöhe der Aktienmärkte S&P 500: Rezession – Game of Trades nimmt Chips vom Tisch

Rezession Game of Trades S&P 500

Die Macher von Game of Trades haben bisher ein gutes Marktgespür bewiesen: Bereits im November letzten Jahres wurden auf Finanzmarktwelt mehrere Artikel über die Analysen von Game of Trades veröffentlicht, die alle anhand verschiedener makroökonomischer und technischer Indikatoren darlegten, dass der S&P 500 mit hoher Wahrscheinlichkeit vor mehr als nur einer kurzen Bärenmarktrallye stehe.

S&P 500: Rezession – ist nur eine Bärenmarktrally, sagt Game of Trades

Rückblickend betrachtet waren die Analysen sehr akkurat und zutreffend. Nun ändern aber die Analysten ihre Marktmeinung und nehmen eine deutlich defensivere Position ein. Welche Indikatoren haben sich nachteilig entwickelt und veranlassen die Analysten, ihre bullische Interpretation der Märkte zu ändern? In ihrem neusten Videos geben die Macher von Game of Trades erneut Einblick in ihren „Think-Tank“ und teilen ihre neusten Analysen über den S&P 500 auf YouTube mit.

Rückblick: Welche Indikatoren sprachen trotz kommender Rezession für steigende Kurse im S&P 500?

Neben den sich abschwächenden Inflationsdaten und Erzeugerpreisen, den sinkenden Anleihen-Renditen in den USA und Japan, dem Dollar-Basket, den Junk-Bond-Renditen, den US-Erstanträgen auf Arbeitslosigkeit, dem Hausbauer-Index und dem Consumer Sentiment der University of Michigan (UMCSENT), wurden noch weitere technische Indikatoren hinzugezogen, die in der Summe insgesamt ein positives Marktbild ergaben. Nicht alle Indikatoren haben sich seitdem deutlich eingetrübt, aber wie man im folgenden Chart sieht, wurde der Aufschwung im S&P 500 zuletzt von den Junk-Bonds nicht mehr unterstützt:

S&P 500 Rezession Game of Trades

Während der S&P 500 munter weiter gestiegen ist, sind die Kurse der Junk-Bonds seitwärts gelaufen und nach einem kurzen Ausbruch nach oben nun sogar unter die zuvor ausgebildete Seitwärtsrange gefallen. Dies mahnt zur Vorsicht. Auch der US-Dollar Index hat sich von seinen Tiefs absetzen können. In Turbulenten Börsenphasen neigen Anleger häufig dazu, das Risiko zu minimieren und in den vermeintlich „sicheren Hafen“ US-Dollar zu investieren.

SInverse Zinsstrukturkurve deutet auf kommende Rezession hin

Die inverse Zinsstrukturkurve gilt weiterhin als bester Indikator einer kommenden Rezession, und selbst wenn die Analysen von Game of Trades noch im November zu dem Ergebnis kamen, dass sich ein Zeitfenster für eine technische Rallye geöffnet hätte, drohe sich dieses nun langsam zu schließen.

In einem ihrer neusten Videos stellt Peter von Game of Trades den Indikator „S&P 500 Down Pressure“ vor, der den Verkaufsdruck an Verlusttagen misst. Über diesen täglich errechneten Wert wird ein 150-tägiger gleitender Durchschnitt gelegt, um dem Chart mehr Aussagekraft zu verleihen.

Obwohl dieser Indikator historisch betrachtet bei bestimmten Zielmarken oft den Boden einer Abwärtsbewegung angezeigt hat, gab es einen statistischen Ausreißer, nämlich Anfang 2008. Damals wurde mit Erreichen der Zielmarke der Startschuss für eines der schlechtesten Börsenjahre dieses Jahrhunderts abgegeben; ein Schuss übrigens, den damals wohl nur wenige Marktteilnehmer gehört hatten.

Der entscheidende Unterschied sei aber das makroökonomische Umfeld gewesen, so Peter von Game of Trades. Dies habe den Markt 2008 im Gegensatz zu allen anderen Zeitpunkten, als der Indikator dieses Niveau erreichte (2012, 2015), im weiteren Verlauf nach unten gezogen. Und dieses Umfeld von damals sei durchaus mit dem heutigen Umfeld vergleichbar, folgert er weiter, ohne direkt von einer Wiederholung der Finanzkrise von 2008 sprechen zu wollen. Aber ein Blick auf die inverse Zinsstrukturkurve, die ihren tiefsten Punkt gerade erst erreicht hat, sei mahnend genug, schließt Peter seine Ausführungen zu diesem Indikator. Hier ein Chart der Renditen der US zehnjährigen- minus der US zweijährigen-Anleihen, der das Ausmaß der Inversion verdeutlicht:

Zinskurve Rezession S&P 500 Game of Trades

Die inverse Zinsstrukturkurve sei ein Indikator rein aus der Sicht der Anleihenmärkte, aber es gibt auch makroökonomische Indikatoren, die unweigerlich auf eine Rezession deuten, wie die ISM Manufacturing and Services PMIs (ISM-Einkaufsmanagerindex und ISM-Dienstleistungsindex), die beide in negatives Terrain abgerutscht sind. Beide gelten als wichtigste und verlässlichste Frühindikatoren für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Diese Melange aus Verkaufsdruck, inverser Zinsstrukturkurve und den schrumpfenden makroökonomischen Indikatoren seinen, folgert Peter, der perfekte Tri-Factor für eine kommende Rezession, der die Märkte nach unten spülen könnte.

S&P 500: Anleihen-Spreads unter Beobachtung

In einem weiteren Video von Game of Trades verweist Peter auf den Rendite-Spread zwischen Junk Bonds (BBB-) und den dreimonatigen Treasury Bills, der ebenfalls auf ein historisches Tief gefallen ist. Dieser Wert misst den Zinsaufschlag zwischen staatsgarantierten, dreimonatigen Anleihen und Junk Bonds (Ramsch-Anleihen). Je niedriger der Zinsaufschlag ist, umso höher die Risikobereitschaft der Investoren. Das aktuelle erreichte niedrige Spread-Niveau ist in der Geschichte der Börsen nicht häufig touchiert worden. Aber im Februar 2007 und – wer hätte es geahnt – im Mai 1929 wurde es erreicht. Und mittlerweile sind die dreimonatigen Treasury Bills mit 4,76 Prozent Rendite so attraktiv geworden, dass sie selbst dem Aktienmarkt große Konkurrenz machen. Seit 2010 schmilzt auch hier der Spread kontinuierlich und nähert sich langsam der Parität an, das heißt der Aktienmarkt verliert aufgrund der immer höheren kurzfristigen Geldmarktzinsen immer mehr an Attraktivität. Das alles zusammen veranlasst die Analysten dazu, ihr Portfolio defensiver aufzustellen. Eine substantielle Rallye erwarten sie Stand heute aktuell nicht mehr. Selbst wenn es doch noch zu einem Fed-Pivot (Zinswende) kommt, würde dies die Märkte wohl nur kurzfristig begeistern können.

Kursdaten aus https://de.tradingview.com

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3 Kommentare

  1. Nichts ist so ungewiss, wie die Zukunft. Alles kann passieren, sogar das Gegenteil. Darauf allerdings setze ich 100%.

  2. Danke Herr Hartz, ein sehr wertvoller Artikel 👍

    1. @Marko – vielen Dank! Ich schreibe regelmäßig über die Analysen von Game of Trades, also eine Fortsetzung folgt bestimmt! Grüße Thomas Hartz

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