Man muss es nochmal klar sagen: Weil sehr viele deutsche Kleinsparer zu träge sind, und eben nicht zu Banken mit weitaus höheren Zinsen wechseln, können viele Banken wie auch Sparkassen satte Zinsgewinne einfahren! Der Einlagenzins der EZB liegt derzeit bei 4,0 %. Laut Barkow Consulting liegt der durchschnittliche Tagesgeldzins für Kunden bei Sparkassen derzeit bei 0,52 %. Laut aktueller Meldung von tagesgeldvergleich.net sind es bei 317 Sparkassen im Schnitt aktuell 0,72 %. Gehen wir von der Zahl aus, bedeutet das: Die Sparkasse nimmt Geld entgegen vom Kleinsparer, und zahlt dafür 0,72 % – beim Sparbuch schaffen es 144 Institute mit entsprechendem Angebot sogar nur auf durchschnittlich 0,26 % Zinsen pro Jahr!
Aber bleiben wir mal beim Tagesgeld-Schnitt der Sparkassen bei 0,72 %:Man reicht dieses Geld gleich weiter an die EZB, und macht dadurch ohne jedes Ausfallrisiko 3,28 % Zinsgewinn! Natürlich ist das nur der „letzte Notnagel“, wenn die Sparkassen nicht wissen wohin mit dem Geld der Einleger. Noch viel mehr lässt sich natürlich mit den guten alten Konsumentenkrediten oder Dispo-Krediten verdienen. Hier ist die Ausfallgefahr natürlich vorhanden, aber im Schnitt aller Kunden verdienen die Sparkassen damit glänzend. Würde man beispielsweise flächendeckend 3 % Zinsen zahlen an die eigenen Einleger, wäre die Zinsmarge natürlich weitaus geringer.
Das Resultat dieser enormen Zinsmargen sah man erst letzte Woche. Da meldeten die Sparkassen alle zusammen, dass man insgesamt im letzten Jahr den Gewinn (Betriebsergebnis vor Bewertung) um 6,6 Milliarden Euro auf 18,2 Milliarden Euro steigern konnte! Nun befindet sich die Eurozone so ziemlich am Ende des Zyklus hoher Zinsen. Die Märkte rechnen damit, dass Leitzins (4,5 %) und Einlagenzins (4,0 %) im Juni gesenkt werden, womit der Zyklus sinkender Zinsen schon bald beginnen dürfte.
Kleinsparer dürfen also kaum noch damit rechnen, dass Banken und Sparkassen ihre Zinsen für Einleger noch lange Zeit auf den aktuellen Niveaus belassen. Man darf annehmen, dass Zinsen für Sparbuch, Tagesgeld und Co schon bei der ersten Zinssenkung der EZB um 0,25 Prozentpunkte zügig und kräftig gesenkt werden, wodurch die Zinsmargen für die Institute erst einmal relativ groß bleiben dürften. Auch die Neobroker und Neobanken, die in den letzten zwei Jahren mit deutlich höheren Verzinsungen durchaus viele Kunden angelockt hatten, dürften nicht lange warten, und zügig Zinsen für ihre Einlagekunden senken.
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