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Spritpreis in den USA: To the moon!

Wie - und warum - US-Biden versucht, gegen steigende Benzinpreise zu kämpfen

Spritpreis USA und Biden

Nicht nur in Deutschland ist das Thema Energiepreise Tagesgespräch, auch in den USA wird die Lage für den amtierenden US-Präsidenten immer prekärer: Der Spritpreis an der Zapfsäule dokumentiert den Anstieg der Inflation, jederzeit und für Jedermann ersichtlich. In Deutschland trat der Staat dagegen in Aktion, mittels Steuersenkung, in den USA versucht es Präsident Biden mit Annäherung an den großen Ölförderer Saudi-Arabien, trotz Bedenken hinsichtlich der Menschenrechte, wie jüngst Robert Habeck in Katar. Während hierzulande zumindest eine (teilweise) Linderung des Anstiegs beim Spritpreis erreicht wurde, geht es im Land des Energie-Selbstversorgers weiter steil nach oben, wie jüngste Daten aufzeigen.

Spritpreis in den USA: Normal- und Superbenzin, plus 24 und 25 Cents auf Wochensicht

Diesen Chart sieht kein Verbraucher in den USA gerne, auch nicht offizielle Regierungsstellen. Es geht weiter ungebremst nach oben beim Spritpreis in den USA, die Fünf-Dollar-Marke für Super ist längst überschritten und in Kalifornien ist man schon bei 6,35 Dollar für die Gallone (3,8 Liter) angelangt.

Spritpreis USA Normal und Diesel

Schon erstaunlich, dass sich in den USA auch in Sachen Ölpreisentwicklung keine Entspannung abzeichnet – bisher. Im Land der Schieferölproduktion (Fracking) ging es auf Wochensicht wieder um 3,3 Prozent bei heimischen WTI (West Texas Light Crude) nach oben.

Die Öl-Futures, diesseits und jenseits des Atlantiks sowie der Preis für Benzin in einem stetigen Gleichlauf:

Spritpreis USA Gleichlauf Brent WTI Gasoline

Spannung vor den Verbraucherpreisen am Freitag

Selten haben Börsianer so auf eine Wirtschaftszahl wie auf die neueste Ausgabe des Consumer Price Index CPI an diesem Freitag gewartet.

Man erhofft sich Peak Inflation, nicht nur aus Gründen der Belastung von US-Wirtschaft und US-Konsument, sondern vor allem, um Druck von der US-Notenbank zu nehmen, ihre monetären Straffungsmaßnahmen nicht weiter perspektivisch verschärfen zu müssen.

Die jüngste Entwicklung bei den Inflationsdaten und die Hoffnung der Wall Street für Mai:

CPI Development

Spritpreis: It’s the price for energy, Stupid!

So könnte man flapsig die Bedeutung der Energiepreise für die US-Gesellschaft bezeichnen, in der seit vielen Jahren der großvolumige Pick-up Ford F-150 das meist verkaufte Kfz darstellt. Die Höhe des Spritpreises stellt seit Jahrzehnten ein Politikum dar: wenn dieser zu hoch steigt, wird es ernst für die amtierende Regierung. In der Übersicht von Advisor Perspektives wird die Rolle von Energie in der Inflationsberechnung seit dem Jahr 2000 deutlich. Energy ist zwar kein eigener Sektor, als einer von acht, aber er spielt natürlich eine große Rolle in den Bereichen „Transports“ oder „Housing“. Explizit berechnet sind die Kosten für Energie der große Preistreiber seit dem Jahre 2000, plus 166 Prozent. Zumindest in der etwas schrägen Berechnung des Index CPI, der bestimmte Preissteigerungen ignoriert.

Inflation since 2000

Präsident Bidens Annäherung an Saudi-Arabien

Was hatte es in den USA für einen Aufschrei gegeben, nach der brutalen Ermordung (Zerstückelung) des saudischen Systemkritikers Jamal Khashoggi. Das Land wurde vom jetzigen US-Präsidenten vor nicht allzu langer Zeit als „Pariastaat“ bezeichnet. Seit dem dramatischen Anstieg des Ölpreises (und in dessen Gefolge des Spritpreises) erfolgt eine deutliche Annäherung der USA an das Ölförderland Saudi-Arabien von Kronprinz Mohammed bin Salman, dem (vermeintlichen) Drahtzieher für das Verbrechen an dem Oppositionellen.

Das Ölland spielt in der OPEC eine große Rolle, weil es problemlos in der Lage ist, die Ölförderung rasch zu erhöhen und Druck von der spekulationsgetriebenen Preisspirale zu nehmen.

Der Kronprinz hat sich bereits in Richtung neuer Zusammenarbeit bewegt, zum einen durch eine Verlängerung des Waffenstillstands mit den Huthis im Jemenkrieg um zwei Monate und zum anderen durch die Einholung der Genehmigung bei der OPEC, die Ölförderung erhöhen zu können. Die Vorarbeit seitens Riad ist geleistet, das Land braucht amerikanisches Hightech für die Zeit nach dem Öl, der Besuch von US-Präsident Biden in den nächsten Wochen steht auf der Agenda.

Fazit

Wie schon so oft in den letzten Jahrzehnten werden die USA sehr „pragmatisch“, wenn es um die Energieversorgung mit dem bisherigen „schwarzen Gold“ des großen Energieverbrauchers geht. Jetzt wirft die US-Regierung aus realpolitischen Gründen die ein oder andere bisherige Moralvorstellung über Bord. Die Entwicklung zur Sicherung bezahlbarer Energie dürfte weiter gehen, ob im sanktionierten Land mit den größten Ölvorkommen der Welt, Venezuela, oder im Irak, dem Land mit dem inakzeptablen Streben nach Atomenergie.

Präsident Biden gibt diplomatisch Gas bei seinem Bestreben, die Energiepreise und vor allem den symbolisch so wichtigen Spritpreis zumindest für die USA substanziell nach unten zu bringen. Der Termin für die Midterm Elections (8. November) rückt unerbittlich näher und ein Spritpreis von sechs Dollar für die Gallone wäre für den dann bald 80-jährigen Präsidenten mit hoher Wahrscheinlichkeit die Beförderung zur „Lame Duck“, zur politisch lahmen Ente, die in den nächsten beiden Jahren nur noch mit Verordnungen anstatt mit der Umsetzung politischer Ziele auf Gesetzesbasis wirken könnte.

It’s energy, Stupid. Schon wieder!



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2 Kommentare

  1. Es gibt einige schöne Videos die die realistische Preisentwicklung bei Gütern des täglichen Bedarfs in verschiedenen Regionen der USA zeigen. Das sieht da nicht nach 8%, sondern eher nach 50-100% aus. Und weniger fahren geht z.T. ja noch, weniger essen und waschen wird da schon unangenehmer.

    Schon sind auch die Berichte über sich dramatisch verschlechternde Leistungen in Restaurants bei gleichzeitig explodierenden Preisen. In Kalifornien kostet das dann schon Mal 100$ pro Person im einem abgeranzten Lokal.

    Außerdem haben einige Regionen die Grundsteuer erhöht (in den USA die wesentliche Einnahmequelle der Kommunen). Und die kann für ein normales Einfamilienhaus schon Mal 1000 $ betragen. Im Monat!

  2. Man muß hierbei auch unterscheiden zwischen der verfügbaren Menge an Rohöl und der verfügbaren Menge an Ölprodukten. Bei letzterem spielen auch die Raffineriekapazitäten eine Rolle. Es gibt daher sowohl einen Preis für Rohöl, als auch einen Preis für Ölprodukte.

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