Devisen

Stützungs-Stärke im Schweizer Franken womöglich vor dem Ende

Die durch die Zentralbank verursachte Stützungs-Stärke im Schweizer Franken steht womöglich vor dem Ende. Hier dazu eine Erläuterung.

Der Schweizer Franken hat davon profitiert, dass die Schweizerische Nationalbank Zinsen erhöht und mit Fremdwährungsreserven die eigene Währung gekauft hat. Dadurch konnte die Inflation in der Schweiz ziemlich niedrig gehalten werden. Denn mit dem teuren Franken konnte man billig Waren aus dem Euro-Raum und Dollar-Raum kaufen, was die importierte Inflation sehr niedrig hielt. Endet nun diese Politik der Notenbanker, und damit der hohe Wechselkurs des Franken?

Wall Street warnt vor schwindender Schweizer Unterstützung für steigenden Schweizer Franken

Das Schweizer Experiment, die importierte Inflation mit Hilfe eines gestützten Frankens zu bekämpfen, war in vielerlei Hinsicht ein Erfolg. Die Frage, die sich den Händlern stellt, ist, ob der Aufschwung der Währung von Dauer sein wird. Der handelsgewichtete Wechselkurs für den Schweizer Franken ist in die Höhe geschnellt, als die geldpolitischen Entscheidungsträger die Zinssätze erhöhten und auf dem Devisenmarkt intervenierten, um die Inflation wieder auf das Ziel der Zentralbank zurückzuführen, so Bloomberg aktuell. Nun warnen Strategen von Wells Fargo bis Barclays, dass die Frankenstärke ihren Höhepunkt erreichen könnte, wenn die Schweizerische Nationalbank ihre Käufe auf dem Devisenmarkt verlangsamt oder gar einstellt. Auch Händler und Spekulanten sind gegenüber der Währung zunehmend pessimistischer geworden.

Inflation in der Schweiz

Experte: „In Frankenstärke hinein verkaufen“

„Wenn die Schweizerische Nationalbank etwas weniger aggressiv kauft und die Bewertung für den Verkauf von Schweizer Wertpapieren zwingender wird, werden wir einen stetigen Ausstieg aus dem Schweizer Franken erleben“, sagte Erik Nelson, Makrostratege bei Wells Fargo in London. „Für einen längerfristig orientierten Vermögensverwalter macht es Sinn, in die Frankenstärke hinein zu verkaufen“. Für Nelson ist die Bemerkung von Zentralbankchef Thomas Jordan vom Juni, dass die restriktiven Finanzbedingungen einen „dämpfenden Effekt“ verursachen, ein frühes Signal, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger ihre Devisenmarktinterventionen lockern könnten.

Die Zentralbank hat eine beispiellose Straffungskampagne eingeleitet und internationale Reserven in Höhe von mehr als 60 Milliarden Franken verkauft, um den Schweizer Franken zu stärken und ihre Bilanz zwischen dem zweiten Quartal 2022 und dem ersten Quartal 2023 zu reduzieren. Diese Bemühungen trugen dazu bei, dass die Inflation in der Schweiz im Juli auf nur noch 1,6 % sank, obwohl die geldpolitischen Entscheidungsträger davon ausgehen, dass der Preisdruck zurückkehren wird.

Aktionen der Schweizerischen Nationalbank

Dennoch fragen sich die Strategen an der Wall Street, wie lange die Notenbanker den Schweizer Franken noch stützen werden. Die Währung hat sich in diesem Jahr unter den Währungen der Gruppe der 10 bisher am besten entwickelt, sowohl gegenüber dem Dollar als auch gegenüber dem Euro. Auch gegenüber seinen wichtigsten Handelspartnern verzeichnet der Schweizer Franken im siebten Jahr in Folge Kursgewinne.

Ausbau der Short-Positionen gegen den Schweizer Franken

Laut den Daten der Commodity Futures Trading Commission für die Woche bis zum 8. August haben Spekulanten ihre Netto-Short-Positionen gegenüber dem Schweizer Franken seit Ende Mai um mehr als das Zehnfache erhöht. Institutionelle Anleger halten nach Angaben der State Street Bank and Trust eine ihrer größten Short-Positionen in der Währung in den letzten fünf Jahren.

Aufbau von Short-Positionen gegen den Schweizer Franken

Noch eine Zinsanhebung

Der Zeitpunkt einer größeren Änderung der Geldpolitik ist jedoch noch unklar. Ökonomen erwarten, dass die Schweizerische Nationalbank die Zinssätze im September ein letztes Mal anheben wird, auch wenn sich die Inflation schneller verlangsamt als von der Zentralbank geschätzt. Die Zentralbank hat noch keine klare Aussage zu ihren Plänen für Währungsinterventionen gemacht, obwohl sie am 30. September Daten zu den Devisenverkäufen im zweiten Quartal veröffentlichen wird.

Experte: SNB muss nicht mehr kaufen

Für Lefteris Farmakis, Devisenstratege bei Barclays, tickt jedoch die Uhr für ein Ende der direkten Unterstützung des Frankens durch die Zentralbank, da die Inflation in den offiziellen Zielbereich zurückgekehrt ist. „Die Währung wird ein bisschen zu teuer, und die Schweizerische Nationalbank muss sie nicht mehr kaufen“, sagte er. Farmakis führt die jüngsten Kursgewinne des Schweizer Franken auf Zufluchtsuchende zurück, die angesichts der sich verschlechternden Wirtschaftsdaten in der Eurozone misstrauisch geworden sind, und meint, dass die Aufwertung „wahrscheinlich nicht auf aktive Devisenmarkt-Interventionen zurückzuführen ist“.

FMW: Der folgende TradingView Chart zeigt, dass der Schweizer Franken seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs gegenüber dem Euro um 8 % gestiegen ist, und gegenüber dem US-Dollar um 4,3 %.

Prozentuale Entwicklung des Schweizer Franken seit Februar 2022

Schweizer Franken-Geldscheine
Schweizer Franken-Geldscheine. Photographer: Stefan Wermuth/Bloomberg

FMW/Bloomberg



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