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Immobilienkrise belastet das Finanzsystem China: Kommt die Bankenkrise? – Schattenbank verpasst Zahlung

China: Kommt die Bankenkrise? - Schattenbank verpasst Zahlung

Das Vertrauen in die chinesischen Finanzmärkte verschlechtert sich von Tag zu Tag. Schwache Konjunkturdaten mehren die Sorgen um die chinesische Wirtschat, die Immobilienkrise spitzt sich durch die Probleme des Immobilienentwicklers Country Garden zu und der Yuan stürzte auf ein 16-Jahrestief gegenüber dem US-Dollar. Kommt jetzt auch noch eine Bankenkrise dazu? Nachdem einer der größten chinesischen Bauträger in Zahlungsschwierigkeiten geraten war, verpasst nun auch noch die Schattenbank Zhongrong in China mehrere Zahlungen.

Wie Bloomberg berichtet, scheinen die Probleme des kriselnden chinesischen Schattenbankensystems größer als bislang angenommen zu sein. Die Zhongrong International Trust, zu dessen Anteilseignern der Finanzriese Zhongzhi Enterprise Group gehört, hat für Dutzende von Investment-Produkten Zahlungen verpasst und keine unmittelbaren Pläne, die Kunden zu entschädigen.

Schattenbank versäumt Zahlungen

Die Zhongrong International Trust bietet in China Finanzdienstleistungen an. Dazu gehören beispielsweise das Screening von Finanzanlageprodukten, Asset Allocation, Investitionen im In- und Ausland und andere Dienstleistungen.

Wie zu hören ist, teilte Boardsekretär Wang Qiang den Anlegern bei einem Treffen Anfang dieser Woche mit, dass Zhongrong am 8. August Zahlungen für eine Reihe von Produkten versäumt habe. Verzögerungen gab es dabei schon seit Ende Juli bei mindestens zehn anderen Produkten. Mittlerweile seien Zahlungen bei mindestens 30 Produkten überfällig. Zudem habe Zhongrong auch die Rückzahlungen einiger Instrumente mit kurzen Laufzeiten eingestellt, berichtete eine der informierten Personen.

Das Unternehmen habe keinen unmittelbaren Plan, die Zahlungen zu leisten, da seine kurzfristige Liquidität plötzlich versiegt sei, sagte den Angaben zufolge Wang. Die Zahl der Produkte mit Zahlungsausfällen sei gestiegen und das Unternehmen stehe einem „Tsunami“ an Fragen von Anlegern und ihren eigenen Vermögensverwaltern gegenüber.

Dadurch, dass die Liquidität „unerwartet“ versiegt sei, hat das Unternehmen Probleme, die kurzfristigen Schuldverpflichtungen zu erfüllen, da die meisten zugrunde liegenden Vermögenswerte langfristig und illiquide seien, sagte er. Die Produkte haben eine gewisse Ähnlichkeit mit einem „Finanzierungspool“, so Wang und bezog sich dabei auf eine früher weit verbreitete Praxis, bei der die Erlöse aus neuen Produkten zur Bezahlung anderer Anleger verwendet werden. Diese Methode wurde vor einigen Jahren von den Aufsichtsbehörden in China untersagt.

Wang habe um Geduld gebeten, während das Unternehmen versucht, den Wert seiner Investments wieder hereinzuholen. Zhongzhi verwaltet umgerechnet 138 Milliarden Dollar. Die zunehmenden Verzögerungen deuten darauf hin, dass die Probleme schwerwiegender sind als ursprünglich angenommen. Bisher haben nur drei Kunden ausbleibende Zahlungen der beiden Unternehmen öffentlich gemacht.

China: Risiken in der Trustbranche

Die chinesischen Behörden haben, wie zu hören ist, bereits eine Task Force eingerichtet, um eine drohende Ansteckungseffekte zu prüfen. Die Bankenaufsicht untersucht den Angaben zufolge die Risiken bei Zhongzhi.

Zhongrong antwortete nicht auf Anfragen um Stellungnahme. Das Unternehmen gehört zu den größten Akteuren in Chinas 2,9 Billionen Dollar schwerer Trustbranche, die die Ersparnisse wohlhabender Haushalte und Firmenkunden bündelt, um Kredite zu vergeben und in Immobilien, Aktien, Anleihen und Rohstoffe zu investieren. Nach Angaben des Datenanbieters Use Trust werden in diesem Jahr 270 hochverzinsliche Produkte des Unternehmens im Gesamtwert von 39,5 Mrd. Yuan (5,4 Mrd. USD) fällig.

Die Liquiditätsprobleme verdeutlichen, dass die Krise im Immobiliensektor und die schwächelnde chinesische Wirtschaft nun auch auf den Finanzsektor übergreifen. Viele Treuhandprodukte sind mit Immobilienprojekten der kriselnden Bauträgern wie der China Evergrande Group unterlegt.

„Angesichts der jüngsten Probleme bei der Schattenbank erwarten wir, dass sich das Wachstum der Treuhandprodukte verlangsamen wird, was zu einer Verschärfung der Bedingungen für die Immobilienfinanzierung führen und zudem die Erträge und Bilanzen der Banken beeinträchtigen könnte“, schrieb der Analyst Shuo Yang von Goldman Sachs in einer Mitteilung.

China: Immobilienkrise belastet das Finanzsystem

Zhongrong versucht nun, die Auswirkungen der Ausfälle zu begrenzen und die Stabilität seiner Geschäfte zu gewährleisten, was wiederum bei den Rückzahlungen helfen kann, so Wang.

Zhongzhi gehört zu den privaten Vermögensverwaltern, die Peking seit Jahren zu zügeln versucht, um die Risiken für die Hunderttausende von Privatkunden zu minimieren, die diese Produkte in der Annahme kaufen, sie seien sicher. China kämpft bereits mit einer schwachen Wirtschaft und den Auswirkungen des Immobilieneinbruchs, der Riesen wie Country Garden in die Zahlungsunfähigkeit zu treiben droht. Die Zentralbank senkte am Dienstag die Zinssätze so stark wie seit drei Jahren nicht mehr, um das Wachstum anzukurbeln.

Nach Angaben von Bloomberg Economics beläuft sich das Engagement des Treuhandsektors im Immobilienbereich auf etwa 2,2 Billionen Yuan oder 10 % des Gesamtvermögens bis Ende 2022. Zhongrong ist mit einem Vermögen von rund 600 Milliarden Yuan der neuntgrößte Trust.

„Die große Gefahr für China besteht darin, dass eine negative Rückkopplungsschleife einsetzt, bei der die Immobilienkrise das Finanzsystem belastet, die Kreditexpansion untergräbt und das Wachstum drückt, was wiederum den Einbruch des Immobiliensektors verschärft“, so Bloomberg Economics in einer Notiz.

FWM/Bloomberg

Immobilienkrise belastet Finanzsystem - Zhongrong Zahlungsausfall
Das Zhongrong International Trust Co. Büro in Beijing, China. Foto: Bloomberg


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