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Tsipras teilt aus

Von Markus Fugmann

Das Fernseh-Interview von Ministerpräsident Tsipras bei Star-Tv war lange erwartet worden – und es zeigt, trotz seines Optimismus für eine baldige Einigung – dass die Positionen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern nach wie vor weit auseinanderliegen.

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Foto von: „Alexis Tsipras Komotini cropped“ von Alexis_Tsipras_Komotini.jpg: Joannaderivative work: Lapost (talk) – Alexis_Tsipras_Komotini.jpg. Lizenziert unter CC BY 2.0

Da ist zunächst einmal die eigentlich sinnlose Idee eines Referendums:

„Wenn ich letztlich mit einer Vereinbarung dastehe, die die Grenzen überschreitet, habe ich keine andere Wahl, die Menschen werden entscheiden“.

Aber was soll das bringen? Geht es um das finanzielle Überleben eines Landes oder um Gesichtswahrung vor dem eigenen Wählervolk? Ohnehin ist eher unwahrscheinlich, dass Tsipras einen Deal mit den Insitutionen unterschreibt, den er aufgrund seiner Prinzipien nicht unterschreiben will – also wenn etwa Forderungen darin enthalten sind, die der Ideologie von Syriza diametral widersprechen. Tsipras ist zwar zu einigen Kompromissen bereit in Sachen Privatisierungen, aber das ohne jede eigene Überzeugung.

Seine Aussagen zu Merkel waren ambivalent, einerseits lobt er ihre vermeintlich deutschen Tugenden, andererseits wirft er ihr die Unfähigkeit vor, endlich einzugestehen, dass ihre Austeritätspolitik gescheitert sei. Auch Mario Darghi bekommt Prügel – bezugnehmend auf den durch die EZB entzogenen „waiver“, also die gestoppte Möglichkeit für griechische Banken, mittels griechischen Staatsanleihen neue Kredite zu bekommen:

„Wir waren naiv. Unser Fehler war, dass wir auf eine mündliche Zusage der EZB vertraut haben, uns nichts schriftlich geben ließen.“

Aber worum geht es Tsipras eigentlich? Folgende Aussage von Tsipras im gestrigen Fernsehinterview läßt tief blicken:

„Trotz aller Schwierigkeiten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir aus den Verhandlungen als Sieger hervorgehen. Wir dürfen nur nicht panisch werden. Wer Angst bekommt, verliert das Spiel“.

Also die Verhandlungen mit den Gläubigern als Spiel, in dem es Sieger und Verlierer gibt? Das liegt sehr auf der Linie von Varoufakis, dem Spieltheoretiker, den Tsipras gestern als sehr wertvoll für Griechenland bezeichnet hat. Solange die griechische Regierung aber glaubt, es handle sich um ein Spiel und um die Frage, wer dieses Spiel gewinnt, scheint eines sicher zu sein: dass Griechenland und seine Bevölkerung dieses „Spiel“ verlieren wird!



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5 Kommentare

  1. Falsch! Die Griechen haben das Spiel schon beim EUR-Beitritt verloren. Dieses Mal wird die EU das Spiel garantiert verlieren! So oder so.. sie werden massiv abschreiben müssen, entweder alles oder einen Teil. Die Griechen können hier nicht mehr verlieren, weil es für sie nichts mehr zu gewinnen gibt. Die Griechen wären die Gewinner, wenn sie endlich den unsäglichen EUR Raum verlassen würden! Jeder Tag länger in diesem korrupten Gebilde umso länger das Leiden! Und ja, ich gönne es der EU von Herzen, wenn sie dieses Mal das Spiel verlieren.. hoffentlich gibts eine wunderschöne Kettenreaktion wie bei Lehmann! Und ja, hoffentlich fliegt damit das ganze EUR Gebilde inkl. EU auseinander! Gibt ja langsam nichts mehr schlimmeres! Zudem, bei den Griechen schaltet man auf Stur, der Ukraine schiebt man Milliarden hinten rein, damit sie endlich eine neue Mauer zu Russland bauen können und West-Waffen im grossen Stil kaufen können und weiter ihre eigene Bevölkerung ermorden können! Da regt sich kein Mensch auf.. man nennt es noch schön Kredite, obwohl jeder im Kindergartenalter weiss, dass da kein Cent mehr zurückkommen wird!

  2. Er hat recht – es ist ein Spiel zwischen Banken und ganzen Nationen, Spiel (Kampf) mit dem Leben und dem Geld. Genau solche Spiel hat auch Island gespielt und gewonnen. Die sind nicht auf EU Vorschläge eingegangen, haben Banken Pleite gehen lassen – und siehe da – nach ein paar Jahren sind sie zweit glücklichste Folk der Welt (hinten Schweizer). Er hat genau verstanden um was es geht und will nicht spielen, er wird zum spielen gezwungen, darum nennt er es auch richtig wie es auch heisst.
    Das ist eigentlich genau für Deutschland ein Spiel, den genau Deutschland hat am meisten zum verlieren wenn Griechenland (und danach Spanien, Frankreich usw.) aus dem Euro aussteigen.
    Solange das Spiel gespielt wird (nach Deutschen Regeln), solange Deutsche Sparer, Rentner usw. (Gläubiger) verliert nicht viel. Ich hoffe sehr, dass genau Deutschland hört auf dieses Spiel zu spielen.

  3. Frage, Fragezeichen …..
    Kann mir Jemand irgendein Land nennen,

    in dem Privatisierungen unter ähnlichen Umständen

    zu mindestens bescheidenem Wohlstand der Grundbevölkerung (d.h. nicht nur der obersten Wohlstandsschicht
    ( in- und/oder ausländisch domiziliert )

    geführt haben ?

    Wenn die Gesamtbevölkerung erheblich dezimiert wurde
    ( was in vielen solchen Ländern infolge rasanter, extremer Verarmung ‚ erfolg r e i c h ‚ geschah ) ,

    dann führt das natürlich

    rein mathematisch

    zu mehr pro Kopf-Wohlstand

    (weil weniger Mittel- und Armenständler des in diesem Umfeld übrig gebliebenen Menschenbestandes
    für die Berechnung ( Division ) des pro Kopf * Wohl *standes miteinzubeziehen, dh.

    für die Berechnungen

    – ( Einwohner / Gesamteinkommen )
    – ( Einwohner / Gesamtvermögen der Einwohner )

    übrigbleiben

    – und ferner die immer schon ‚ Wohl ‚ Habenden mehr Geburtenkontrolle ausüben dürfen bzw. könne.

    * die korrekte Bezeichnung wäre Armutstand, nicht Wohlstand,

    da eine fensterlose Hütte ohne Elektrizität und fliessendes Wasser auch in wärmeren Gefilden und auch

    Säuglingssterben durch Verhungern

    wohl nicht W o h l stand genannt werden kann. **

    ** das ist nicht die einzige Verschleierung der Realität mittels Worten durch undifferenzierte Wortwahl. Die Wissenschaft Ökonomie (in allen ihren Varianten)

    ist voll von solchen Irreführungen (irreführend, je nachdem, in welchem Zusammenhang die pauschale Wortwahl verwendet wird. Ein Beispiel: in Saudi-Arabien lebt die indigene Bevölkerung in (grossem) Wohlstand, der weitaus grösste Teil der ‚ Be d i e n steteten ‚ (diejenigen, die d i e n e n d die ‚ untersten ( ! ) ‚ Arbeiten verrichten, erbärmlich, im Armutsstand, soweit mir das bekannt ist. Und auch Ihre Angehörigen in den Herkunftsländern können grade mal mit dem heimtransferierten Geld überleben.

    Alle diese Menschen sind aber n i c h t faul. Sie leben nur n e b e n dem

    ‚ Privatisierten Stand ‚.

    Wem das nicht zu denken gibt, der lebt offenbar immer noch mindestens in bescheidenem Wohlstand.

    Wohl bekomms !

  4. Endlich und hoffentlich geben die Griechen dem Konstrukt Dragi und Deutschland nicht klein bei. Letztendlich sind die Griechen schon längst die Gewinner denn die Gläubiger schwitzen schon!
    Gläubiger heißt den Glauben daran das man sein Geld wieder bekommt nicht zu verlieren.
    Dann kommt nämlich die Zeit, wenn uns unser ach so lustiges Parlament erklären muss, dass die Steuermilliarden für die griechische Bankenrettung leider futsch sind!
    <<<<<<<hoffentlich wacht dann der deutsche Michel endlich auf und verlässt das Hamsterrad!

  5. Tsipras sprach zu s e i n e m Volk.
    Schäuble spricht zu s e i n e m Volk.

    Jeder der Beiden benützt dazu seien eigene Sprache. Er benützt Sprachbilder, die e r dafür geeignet hält.

    Varoufakis beherrscht das mathematische Gebiet der Spieltheorie, soweit es auf ökonomische Sachverhalte und menschliches Verhalten anwendbar ist.

    Schäuble geht von einer volkswirtschaftlichen Theorie aus, deren Schlagseite sich erst mit der Zeit durch die Realität als mit tückischen Fehlurteilen behaftet herausstellte. Er verlässt sich auf den Rat der Ihn Beratenden.

    E r handelt auf Grund einer Theorie, die unweigerlich b e i d e Verhandlungsseiten ins Off führt.

    Als Jurist ist er auf Statisches, auf das Denken in Begriffen, die sich am festgeschriebenen Recht festkrallen müssen, gedrillt worden. Auf das allein beschränkt würde kein einzelner Handel zustande kommen. Der Habitus der Welt ist dynamsich. Das Begreifen des Dynamischen wird zur Zeit noch bis weit hinauf in die Hochschulen zu wenig gepflegt – ein Grund auch, warum manche Hochbegabte ausserhalb der schulischen Welt erst richtig fruchtbares Gedankengut entwickeln können.

    Spieltheorie ist eine dynamische mathematische Theorie – kein einfaches Thema. Es ist die Theorie der Handlungsmöglichkeiten – nicht nur der von vornherein möglichen festgeschriebenen Alternativen, wie in einem festgeschriebenen, paragrafierten Rechtssystem.

    Beide Seite zu beherrschen, davon gibt es Wenige.

    Man würde es Schäuble wünschen, dass er noch ein Zipfelchen davon packt – er ist halt schon sehr im Statischen verwickelt und mit der entsprechenden Entourage versehen.

    Die in Sachen ‚ Griechenland ‚ bereits absolvierten Entscheide und Prozesse ( die das eigentliche Gebiet ja gerade eben der Spieltheorie ausmachen ) halt nun bereits schon sehr ‚ matur ‚ ( ein Adjektiv, dass man nicht unbedacht auch z.B. in der Krebs beurteilung (Medizin) verwendet, d.h. die Handels m ö g l i c h k e i t e n nun schon sehr eingeschränkt –

    allerdings a u c h sehr,

    a u c h von aussen,

    dahin befördert worden.

    Ökonomie, wenn gedanklich und handlungsmässig richtig betrieben, ist eine Prozesstheorie, die nur Zwischen-zustände als Statistik konserviert, aber Handlungen nicht auf Einsichten in eine Sammlung von Statistiken einschränkt. Insbesondere sind Statistiken immer ausschliesslich davon abhängig, was man zeigen will, w e l c h e s Zustand-Ausschnitt- Bild man erstellt u n d : wie man es benennt ( ! )

    um damit i m Betrachter ein ( diesem Betrachter ) eigenes Bild, eine Mein- ung ( ! ) zu e r z e u g e n,

    die wiederum Handlungen

    triggern soll.

    Nicht die Statistik selbst ist das im Beurteiler erzeugte Bild. Die Statistik ist die Statistik, eine Statik. Es kommt darauf an, was für eine Dynamit sie beim Beurteiler erzeugt.

    Und da wird – mit verlaub gesagt – hier wie überall – ganz massgebliches jeweis – weg-ge-lassen. Und zu-gelassen, dass es weggelassen wird.

    Wer beschäftigt sich den schon mit der Geschichte Griechenlands und wer bisher davon profitiert hat und wer nicht ?

    Und a u c h Deutschland hat allzulange davon profitiert, diejenigen unterstützt, mittels derer es profitieren konnte.

    Demokratie ist ja zwar einmal in Griechenland er-funden worden – aber schon lange tief unten begraben – wie auch in Deutschland. Über was Deutsche abstimmen können, das ist ja …. ja, was soll ich dazu sagen ?

    Viele Deutsch finden d e n Zustand ganz normal, weil Sie ja nichts anderes kennen können, jedenfalls gemessen an Ihrer Vergangenheit ja schon zwei Hühnerfüsschen lang zugelegt haben und infolge Unerfahrenheit sich auch nicht ganz zu unrecht auch etwas davor fürchten. Schliesslich wurde Hitler g e w ä h l t (die Schweiz war auch kurz davor – und die USA sind infolge sehr geschickter Winkelzüge Ihrer Hochfinanz bereits ganz gewaltig Richtung abschüssiger Seite).

    Hauk, ich habe gesprochen – hm, geschrieben.

    ( Die indigenen Stämme hatten mehr Demokratie als die heutige USA zulässt – und Sie setzten Ihre eigenes Leben dafür ein – nicht aus sicherem Abstand ferngelenkte Drohnen. Sie sicherten Ihre schmählichsten Geheimnisse auch nicht unter in sich zusammenfallenden Wolkenkratzern in einem Feuer- und Staubinferno – temporär, radioaktiv ).

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