Anleihen

Türkei: Massive Flucht aus Lira, Aktien, Anleihen

Der internationale Anleger flieht diese Woche in großem Umfang aus der Türkei. Das sieht man in der türkischen Lira, an türkischen Aktien wie auch am Anleihemarkt. Der türkische Aktienindex BIST 100 war gestern mit -5,2% an einem Tag so stark gefallen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Heute geht es weitere 2,3% nach unten. Seit seinem Hoch im Januar hat der Aktienindex jetzt schon 26% an Wert verloren.

Die türkische Lira war nach der Wiederwahl Erdogans am 24. Juni erstmal nicht weiter eingebrochen. Dies holt sie aber jetzt nach. Der frisch ernannte Finanzminister (sein Schwiegersohn Berat Albayrak) sagte heute es sei inakzeptabel, dass darüber spekuliert werde, dass man die Unabhängigkeit der Zentralbank abschaffen wolle. Das scheint den Verfall der Lira nicht bremsen zu können. Heute Nacht hatte sie ein neues Allzeittief erreicht mit 5,79 Lira für einen Euro (voriges Tief bei 5,76 am 22. Mai). Momentan geht die Tendenz weiter Richtung Abwertung, auch wenn der Kurs sich gerade einen Tick erholt hat mit 5,66.

Am 24. Juli steht die nächste reguläre Zinsentscheidung der türkischen Zentralbank an. Wird sie vielleicht schon früher reagieren um dem Lira-Verfall etwas entgegenzusetzen? Das Misstrauen der Märkte ist einfach zu groß, weil Präsident Erdogan jüngst erneut sagte, dass die Zinsen doch besser fallen sollten. (im folgenden Chart Euro vs türkische Lira seit November 2017).

Türkei - Euro vs Türkische Lira

Am türkischen Anleihemarkt sieht das Bild ähnlich aus. Heute früh schoss die Rendite für zehnjährige türkische Staatsanleihen auf 19,07% in die Höhe von gestern noch 17,20%. Jetzt sind wir wieder zurückgekommen auf 17,91%, aber das ist immer noch ein dramatisch hohes Niveau. Im Augenblick fehlt schlicht und einfach das Vertrauen. Niemand weiß, was Präsident Erdogan mit voller Machtfülle ausgestattet tun wird.



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3 Kommentare

  1. Hallo FMW, ich bitte euch um eure Einschätzung zur Türkischen Lira. Haltet ihr es für möglich dass die Türkei ihre Währung bald an den EURO od USD bindet, um den Preisverfall zu stoppen? Gibt es ggfls. vergleichbare Fälle aus anderen Ländern?

  2. Mit immer höheren Zinsen das sehr hohe Türkisches Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren, wird nur sehr kurz wirken. Das einzige was wirken würde, ist das Leistungsbilanzdefizit runter zu bringen. Das ist deutlich komplexer als die Zinsen zu erhöhen. Vor allem da Erdogan ein Präsident der Türkischen Rüstungs- und Bauindustrie ist. In beiden Bereichen machen ja auch dank Erdogans Wirtschaftspolitik Westliche Firmen dicke Geschäfte in der Türkei. Hochwert Komponenten der Türkischen Rüstungsgüter, wie Motoren, Bewaffnung etc. kommen fast ausschließlich aus dem Westen. In der Bauindustrie geht’s ohne Westliches Know How und Maschinen auch nicht. Die Türkei hat sich sehr hoch in der EU mit Devisen verschuldet. Daher wird man Erdogan und die Türkei nicht einfach so untergehen lassen können.

  3. Als hätte man geahnt, dass die Ratingagentur Fitch erneut den Daumen über Erdoganistan senken wird…

    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Fitch-stuft-die-Tuerkei-schlechter-ein-article20529068.html

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