Zweiter großer Zinsschritt in der Türkei in kurzem Abstand: Die Zentralbank in Ankara hat vor wenigen Minuten verkündet, dass man den Leitzins anhebt von 15 % auf 17,5 %. Erst am 22. Juni hatte die neue Zentralbankchefin den Leitzins kräftig angehoben von 8,5 % auf 15 %. Aber: Die mittlere Erwartung von Bankanalysten lag für heute bei einer Anhebung auf 18,25 %. Die Zentralbank bleibt mit +250 Basispunkten also unterhalb der Markterwartung. Ein kräftiges Signal (vielleicht auf 20 %?) hätte vielleicht bewirken können, dass die türkische Lira ihren Abwärtsstrudel beendet? Das ist unklar, aber es wäre möglich gewesen. Bewegen tut sich die Lira jetzt in den ersten Minuten nach der Verkündung noch nicht nach ihrer massiven Abwertung in den letzten Tagen. Stützen staatliche türkische Banken aktuell den Kurs?
Im TradingView Chart sehen wir seit Sommer 2020 den Leitzins der Türkei (blaue Linie) im Vergleich zur Inflation, die zuletzt rückläufig war, aber mit 38,21 % immer noch viel zu hoch ist. Man könnte sich nun vorstellen, dass die Zentralbank den Leitzins bei der nächsten Entscheidung weiter anheben wird. Aber warum nicht gleich heute ein kräftigerer Schritt?
Der geldpolitische Ausschuss hat laut der aktuellen Aussage der Zentralbank beschlossen, den geldpolitischen Straffungsprozess fortzusetzen, um den Disinflationskurs schnellstmöglich in Gang zu setzen, die Inflationserwartungen zu verankern und die Verschlechterung des Preisverhaltens zu kontrollieren. In der Türkei würden aktuelle Indikatoren auf eine Fortsetzung des Anstiegs des Grundtrends hin zur Inflation deuten. Haupttreiber seien der starke Verlauf der Inlandsnachfrage, der Kostendruck durch Löhne und Wechselkurse, die Zinsen und die anhaltende Inflation im Dienstleistungssektor. Die Inflationsindikatoren und der zugrunde liegende Inflationstrend werden laut dem Statement vom Ausschuss der Zentralbank genau überwacht.
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Eine EU-Mitgliedschaft der Republik Türkei würde sicherlich die Branchen Textilindustrie, chemische Industrie, Automobilindustrie und Maschinenbau stimulieren. Das NATO-Mitgliedsland wäre für die Europäische Union aber auch ein strategischer Partner, weil Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sowohl Richtung NATO, als auch Richtung Russische Föderation orientiert ist. Die Außenminister auf dem aktuellen EU-Außenministertreffen in Brüssel, wie Außenminister Jean Asselborn und EU-Aussenbeauftagter Josep Borrell haben das mit Ausnahme von Bundesministerin des Auswärtigen Annalena Baerbock erkannt.