Devisen

Türkische Lira: Erdogan übernimmt die Kontrolle

Präsident Erdogans Politik und die türkische Lira, das soll im folgenden Text das Thema sein. Aber wie beeinflusst er indirekt die Lira? Aber von Anfang an. Je niedriger, desto besser. Das war im wahrsten Sinne des Wortes die Devise für die Geldpolitik der Notenbanker der letzten 4 Jahren. Eine starke Währung ist Gift für die eigene Konjunktur. Die modernen Industrieländer wollen exportieren, da kann eine teure Währung nur hinderlich sein. Vor allem für die einzelnen Staatsoberhäupter, die nur in ihren Sesseln bleiben können, wenn die Wirtschaft und somit auch der Wohlstand wachsen.

Die neuen Wege der Türkei

Es ist nun knapp eine Woche vergangen, als Präsident Tayypip Recep Erdogan den türkischen Notenbank-Gouverneur Murat Cetinkaya abberufen hat. An seiner Stelle hat er den bisherigen Vize Murat Uysal berufen. Dieser ist Erdogan hörig und bekannt für seine positive Einstellung gegenüber einer lockeren Geldpolitik. Die aktuellen Wirtschaftseckdaten sind für die Türkei schlicht weg eine Katastrophe. Das Wirtschaftswachstum ist im ersten Quartal um 2,6 % zurückgegangen, die Inflation liegt bei über 15%, und der aktuelle Leitzinssatz beläuft sich auf 24%. In der internationalen Politik hat es Erdogan geschafft, fast die gesamte westliche Welt gegen sich aufzubringen. Jeglicher Hilfebonus ist mit seiner undiplomatischen Vorgehensweise damit verspielt worden. Nur Russland und China zeigen sich noch bestimmt freundlich. China allerdings verfolgt eher strategische Ziele, da die Türkei eine Schlüsselrolle für die neue Seidenstraße ist.

Wurde bisher die bestehende Inflation von Notenbank-Gouverneur Cetinkaya auf klassische Weise mit hohen Zinsen bekämpft, sollen jetzt unter Druck von Erdogan die Zinsen schnell und drastisch gesenkt werden. Das Volk soll wieder ermutigt werden, sein Geld in den Wirtschaftskreislauf zu bringen. Laut einigen Analysten sind schnelle Zinssenkzungen von 2-3 Prozentpunkten in absehbarer Zukunft möglich.

Erdogan folgt daher der neuen volkswirtschaftlichen Einstellung. Niedrige Zinsen, hohes Wirtschaftswachstum. Geldstabilität spielt heute keine Rolle mehr. Die stellt sich automatisch ein, wenn die Wirtschaft boomt. Einzig allein ist das Problem von niedrigen Zinsen, sich zu finanzieren. Der Ruf der Türkei ist so schlecht geworden, dass nur noch mit hohen Zinskupons die ausgegebenen Anleihen an den Mann zu bringen sind.

Es ist also ein mutiger Schritt von Erdogan, die Zügel zu lockern und auf das türkische Volk zu vertrauen, die Binnenwirtschaft wieder anzukurbeln. Für seine Außenpolitik muss er vielleicht ein wenig freundlicher und diplomatischer werden, damit auch das Vertrauen über die Landesgrenzen hinaus wieder wächst. Den ersten Warnschuss hat er schon mit der verlorenen Bürgermeisterwahl in Istanbul bekommen. Schließlich ist der Bosporus das wirtschaftliche Herzstück der Türkei. Wer Istanbul steuert, steuert die Türkei. Somit will Erdogan neue Zeichen setzen und wird zukünftig gezwungen werden, ein wenig von seinem pseudo demokratischen und diktatorischen Stil abzuweichen.

Türkische Lira weiterhin schwach

Es ist kein Wunder, dass es um die türkische Lira nicht zum Besten steht. Seit 2010 verliert die TRY ständig an Wert. Viele Notenbanken wären froh über eine solche Entwicklung, um die Exporte zu steigern. Anders ist es aber in der Türkei. Diese hob die Zinsen an, und die Währung verliert an Wert. Das ist klar der Politik Erdogans zuzuschreiben. Für ihn ist es seine letzte Chance, damit er nicht noch weiter sein Land politisch spaltet. Sollten die neuen Maßnahmen keine Wirkung zeigen (Anmerkung FMW: Wie soll es überhaupt funktionieren?), ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Volk auf die Straßen geht. Aktuell ist die Handelsrichtung erneut für eine weitere Abschwächung der TRY eingestellt. Aus technischer Sicht sind neue Kaufsignale für EURTRY  (Euro vs Türkische Lira) entstanden. Der Markt möchte erst Taten und bessere Zahlen sehen. Bis dahin wird die TRY weiterhin schwach bleiben.

Türkische Lira Charttechnik



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