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Tui, Lufthansa, Commerzbank – drei „Staatsbetriebe“ im Vergleich zum Dax

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Das Wort Staatsbetrieb ist natürlich ein klein wenig übertrieben formuliert. Aber bei der Lufthansa und der Commerzbank ist der deutsche Staat (also wir alle) bereits engagiert. Bei der Commerzbank stieg der Bund wegen der Finanzkrise mit 25 Prozent ein. Bis heute hält man immer noch einen bedeutenden Anteil von 15,6 Prozent (hier die Struktur im Detail). Als „Langfristinvestment“ ist das ein totaler Flop, wenn man auf diese lange Sicht den Kurs der Commerzbank-Aktie betrachtet.

Staat steigt in der Coronakrise bei Lufthansa und Tui ein

Bei der Lufthansa stieg der Bund dank Coronakrise im Mai 2020 ein, um die einzige noch übrig gebliebene bedeutende deutsche Airline vor dem Corona-Zusammenbruch zu retten. Insgesamt 9 Milliarden Euro stellte man der Lufthansa zur Verfügung, wovon der größere Teil ins Eigenkapital floss. 20 Prozent der Airline erhielt man dafür (hier die Details). Heute nun haben die Aktionäre der Tui zugestimmt, dass der deutsche Staat einsteigen kann. Sie stimmten einem Recht zum Umtausch von Vermögenseinlagen in Aktien zu. Somit kann der Bund mit bis zu gut 25 Prozent bei TUI Großaktionär werden.

Was sagt uns das, oder besser gesagt was lernt man daraus? Bei der Commerzbank dachte man nämlich auch, dass der Staat die zweitgrößte deutsche Bank, die eindeutig systemrelevant ist, nur für einen überschaubaren Zeitraum stützen müsste. Nur solange bis die Finanzkrise vorbei ist, und dann steigt man wieder aus. Aber die Krise der deutschen Banken war seit 2008 nie zu Ende. Sie ging immer weiter, und so dümpelte die Aktie der Commerzbank seitdem vor sich hin, mit einem anständigen Verlust für die Steuerzahler.

Der geneigte Beobachter könnte nun auch sagen: Bei Tui und Lufthansa, da muss der Staat einfach helfen – und ja, das ist inhaltlich absolut nachvollziehbar. Es sind für diese Branche die systemrelevanten Anbieter, und die müssen erhalten bleiben. „Nur solange“ die Coronakrise die Luftfahrt- und Reisebranche beeinträchtigt, stützen wir – danach zieht sich der Staat aus der Beteiligung zurück. So darf man das angedachte Szenario in Kurzform darstellen? Aber kann man auch hier nicht annehmen, dass diese Branche wie auch die Bankenbranche nach der Finanzkrise in einer Art Dauerkrise verharren wird, dass die Airlines in Europa sich nach der Coronakrise einen noch viel brutaleren Preiskampf um jeden Passagier liefern werden als vorher? Denn dass die alten Passagierzahlen in den nächsten Jahren auch nur annähernd erreicht werden, scheint eine Illusion zu sein.

Die Börse scheint die Aufsplittung von guten und schlechten Aktien in 2020 schon mal vorgenommen zu haben. Man handelt ja die Zukunft. Könnte man annehmen, dass dank Staatshilfe Lufthansa und Tui die Krise überleben, und danach wieder gut da stehen? Also rauf mit den Kursen? Nein, schauen wir auf den folgenden Chart. Hier haben wir den Dax in den letzten zwölf Monaten verglichen als prozentuale Performance, gegenüber Tui, Lufthansa und Commerzbank.

Dax im Vergleich

Der Dax verliert seit Anfang 2020 bis heute 3,5 Prozent. Die Commerzbank verliert 4,8 Prozent, die Lufthansa ist mit -34 Prozent dabei, und die Tui verliert 53 Prozent. Übrigens: Die Commerzbank-Aktie notierte 2008 mal bei über 150 Euro, jetzt bei 5,33 Euro. Seit gut zehn Jahren tut sich da gar nichts mehr. Entweder Tui und Lufthansa folgenden diesem Beispiel, weil die Reisebranche nach Corona ein jahreslanges Dahinsiechen erlebt und in einen üblen Preiskampf abstürzt – oder die Branche erholt sich wirklich kräftig, und die Aktien erleben doch noch ein erstaunliches Comeback. Im Verlauf des letzten Jahres jedenfalls hat die Börse bei Tui und Lufthansa ein klare Sprache gesprochen.

Chart zeigt Jahresvergleich von Dax zu Tui, Lufthansa und Commerzbank



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1 Kommentar

  1. Zumindest eines haben alle gemeinsam. Die Probleme sind kein Eigenverschulden. Der Lufthansa/TUI hat man praktisch ein Beförderungsverbot auf Basis einer nicht messbaren Übersterblichkeit gegenüber den Vorjahren erteilt. Und der Comerzbank hat die EZB aufgrund der Niedrigzinsen die Geschäftsgrundlage entzogen.

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