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Jetzt kommt es drauf an! US-Aktienmärkte: Längste Rally des Jahres steht vor Feuerprobe

US-Aktienmärkte: Längste Rally des Jahres steht vor Feuerprobe
Bullen vor Feuerprobe. Grafik: inkong - Freepik.com

Der unaufhaltsame Anstieg der US-Aktienmärkte setzte sich auch einen Tag vor der Veröffentlichung der wichtigen US-Inflationsdaten fort. In der längsten Börsenrally des Jahres hat der S&P 500 erstmals die Marke von 5.600 Punkten überwunden, während der Nasdaq eine neue Bestmarke erreichte. Angetrieben vor der Hausse der weltgrößten Technologieunternehmen erreichen die Tech-Indizes ein Rekordhoch nach dem anderen. Auch die zurückhaltenden Äußerungen von Jerome Powell vor dem Kongress konnten die Händler nicht davon abbringen, auf Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr zu wetten.

Aktienmärkte setzen Rekordjagd fort

Zum ersten Mal in seiner Geschichte überstieg der S&P 500 am Mittwoch die Marke von 5.600 Punkten. Der anhaltende Höhenflug der Megacap-Aktien trieb den US-Leitindex zu seinem längsten Anstieg seit November, angeführt von Nvidia (+2,7 %) und Apple (+1,9 %). Die Renditen der US-Staatsanleihen blieben nach einem starken Verkauf von 10-jährigen Anleihen im Wert von 39 Mrd. USD recht stabil. Die Swap-Märkte preisen indessen zwei Zinssenkungen der Fed im Jahr 2024 ein. Laut dem FedWatch-Tool liegt die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinssenkung im September inzwischen bei hohen 70 %. Die Aktienmärkte sind also fest davon überzeugt, dass die erhoffte Zinswende schon bald erfolgt.

Während sich die Wall Street auf den Verbraucherpreisindex vorbereitete, sagte Powell, die Fed brauche keine Inflation unter 2 %, bevor sie die Zinsen senke, und fügte hinzu, dass es auch noch ein anderes Risiko gibt. Er stellte fest, dass sich der Arbeitsmarkt „ziemlich deutlich“ abgekühlt hat. Powell sprach zudem von einem „guten Weg“ bei der Bilanzreduzierung und sagte, dass gewerbliche Immobilien die Finanzstabilität nicht bedrohen.

„Die wichtigste Erkenntnis aus seiner Aussage ist, dass sich die Einschätzung der Fed bezüglich des Gleichgewichts der Risiken in eine Richtung verschiebt, die – wenn sie von den eingehenden Daten gestützt und aufrechterhalten wird – zu einer Zinssenkung im September führen wird“, sagte Krishna Guha von Evercore.

Der S&P 500 legte am Mittwoch um 1 % zu und baute damit seine Gewinnserie auf sieben Tage in Folge aus. Das gestrige Rekordhoch war bereits das 37. in diesem Jahr. Gold- und Silberminenaktien erholten sich aufgrund von Wetten auf eine Lockerung der Fed. Die 10-jährigen US-Renditen fielen um zwei Basispunkte auf 4,28 %. Der Ölpreis stieg, da ein US-Feiertag die Nachfrage nach Benzin und Flugzeugtreibstoff ankurbelte.

Aktienmärkte: S&P 500 mit längster Gewinnserie vor den Inflationsdaten
S&P 500 verzeichnet längste Gewinnserie seit November

US-Inflationsdaten im Fokus

„Die Aktienmärkte bleiben bemerkenswert ruhig trotz der Flut von Daten in dieser Woche, einschließlich der Aussage des Fed-Vorsitzenden Powell, der wichtigen US-Inflationsdaten und des Beginns der Berichtssaison“, sagte Mark Hackett von Nationwide. Hier eine Vorschau auf die VPI-Daten.

Es wird erwartet, dass der sogenannte Kern-VPI, der Lebensmittel und Energiekosten ausschließt und als besseres Maß für die zugrunde liegende Inflation gilt, im Juni einen zweiten Monat lang um 0,2 % steigen wird. Dies wäre der geringste Anstieg in Folge seit August – ein Tempo, das für den Notenbanker der Fed gefallen könnte.

„Der VPI-Bericht für Juni dürfte ein weiterer ’sehr guter‘ Bericht sein, der das Vertrauen des Federal Reserve in die Inflationsentwicklung stärken dürfte“, so Anna Wong von Bloomberg Economics. „Die heutigen Inflationsdaten sollten die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Fed im September mit Zinssenkungen beginnen kann. Analysten erwarten für den Juni eine Verlangsamung der Inflation auf 3,1 % nach zuvor 3,3 %.

Eine von 22V Research durchgeführte Umfrage zeigt, dass 55 % der Anleger erwarten, dass die Marktreaktion auf den Verbraucherpreisindex „risikofreudig“ sein wird, 16 % sagten „risikoscheu“ und 29 % „gemischt/negativ“. Das Umfrageergebnis zeigt, dass die Anleger weiterhin im Risk-on-Modus sind.

„Es herrscht allgemeiner Optimismus in Bezug auf die Inflation“, sagte Dennis DeBusschere von 22V und fügte hinzu, dass die Umfrage auch zeige, dass die Anleger der Meinung seien, dass sich der Verbraucherpreisindex auf einem Fed-freundlichen Pfad befinde.

Anleger setzen auf nachlassende Inflation und Zinssenkungen der Fed
Umfrageergebnis zu den heutigen US-Inflationsdaten. Source: 22V Research

Volatilität könnte steigen

In der Zwischenzeit sollten sich die Anleger auf eine mögliche Unterbrechung der unheimlichen Ruhe vorbereiten, die in letzter Zeit über die Aktienmärkte hereingebrochen ist, sagen einige Händler. Der VIX, die Volatilität auf den S&P 500, notiert schon wieder auf einem historisch niedrigen Niveau.

Laut Stuart Kaiser, Leiter der US-Aktienhandelsstrategie bei der Citigroup, wettet der Optionsmarkt darauf, dass sich der S&P 500 Index nach dem Bericht über die Verbraucherpreise am Donnerstag um 0,8 % in die eine oder andere Richtung bewegen wird. Sollte dies der Fall sein, wäre dies die größte Bewegung für den Index seit dem 12. Juni, dem Tag des letzten Verbraucherpreisindexes und der letzten Zinsentscheidung.

Laut Mark Haefele von UBS Global Wealth Management könnte die Marktvolatilität in den kommenden Tagen und Wochen angesichts der politischen Unsicherheit in den USA, der Kommentare des Fed-Vorsitzenden und des Beginns der Gewinnsaison für das zweite Quartal ansteigen. Damit dürften auch die Kursschwankungen an den Aktienmärkten zunehmen. Es wäre keine Überraschung, wenn die Aktienmärkte nach der rasanten Rally bald eine Pause einlegen würden.

Aktienmärkte: Steigt die Volatilität im S&P 500 mit den VPI-Daten?
Volatilität auf den S&P 500. Source: Citi Global Markets

Berichtssaison: Blick weg von Big Tech

Zum ersten Mal seit 2022 werden sich die Gewinne des S&P 500 nicht mehr nur auf den Technologiesektor konzentrieren. Der Erfolg des Quartals hängt von allem von den Werten ab, die nicht zu den Tech-Schwergewichten gehören, die die Aktienmärkte in diesem Jahr auf Allzeithochs getrieben haben, so die Strategen von Bloomberg Intelligence um Gina Martin Adams.

„Während die Prognosen für die Magnificent Seven weiterhin robust sind, wird erwartet, dass sich ihre Gewinne im zweiten Quartal verlangsamen werden“, so die Strategen. Die „Magnificent Seven“ könnten ihren Höhepunkt bereits erreicht haben, während die übrigen S&P 500-Aktien ihr erstes Gewinnwachstum seit mindestens sechs Quartalen verzeichnen könnten, so die Schlussfolgerung der Strategen.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Mit dem Überschreiten der 6 000er Marke ,im sehr marktbreiten Leitindex der USA ,dem S & P 500, ist der Faktor Vier im Vergleich zur Jahrtausendwende erreicht.

    Faktor Vier, wie gesagt.

    Günstig ist der Index also nicht mehr. Aber er nimmt dann den Aufwärtstrend wieder auf, denn er im Jahre 2000 verlassen hat.

    Jedoch sollte man dann keine Wunderdinge mehr von ihm erwarten. Er könnte anschließend entweder gemütlich weiter dümpeln oder aber sehr kräftig korrigieren.

    Mit gemütlichem Tempo meine ich nur noch Anstiege von circa 5 bis 7 Prozent pro Jahr…

    Es ist nunmal so, das der Index das Gros seines Anstieges schon gesehen hat, seitdem er im März des Jahres 2009, bei um die 750 Punkte, gestartet ist…

    Nochmals 700 Prozent in nur 15,5 Jahren sind unmöglich…

    Der Index hatte nach 2000 zwei schwere Einbrüche zu verkraften, einmal von 2000 bis 03 und dann nochmal von 07 bis 09…

    Übrigens zwei Dinge müssen zusammenkommen damit eine Blase platzt: Erstens hohe Zinsen ( liegt heute vor) und zweitens hohe Kurse ( liegt heute ebenfalls vor)…

    Das gab’s so zuletzt 2000 und 2007..und ebenfalls 1929….

    Ob und wann die Korrektur kommt ist schwer zu prognostizieren, denn im Hintergrund stehen die Notenbanken Gewehr bei Fuß…

    Das heißt aber nicht, das die gar keine Korrektur mehr zulassen…nur könnten die sich erstmal Zeit lassen…

    Abschläge von 10 bis 20 Prozent sind nach dem Peak von 6000 Punkten deshalb sehr gut möglich…bis die Notenbanken wieder aktiv werden…

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