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US-Börsen: Der Startschuss der Fed zur Bilanzreduzierung birgt Gefahren

US-Börsen: Der Startschuss der Fed zur Bilanzreduzierung birgt Gefahren

Die US-Notenbank Fed startet am Mittwoch die quantitative Straffung (Bilanzreduzierung) ihrer aufgeblähten Bilanz. Für die US-Börsen bedeutet das noch mehr Gegenwind, da die Bilanzreduzierung den Märkten die lieb gewonnene Liquidität entzieht. Über ein Jahrzehnt pumpt die US-Notenbank schon billiges Geld in die Märkte und hat damit Assetblasen geschaffen. Angesichts einer Inflation auf Rekordniveau, soll jetzt damit Schluss sein. Im November letzten Jahres hat die Federal Reserve schließlich eine geldpolitische Trendwende vollzogen. Seitdem ist die Großwetterlage an den US-Börsen von starken Turbulenzen geprägt. Der Straffungskurs hat dazu geführt, dass der marktbreite S&P 500 über 20 Prozent vom Allzeithoch eingebüßt hat, während der technologielastige Nasdaq sogar über 30 Prozent eingebrochen ist.

Die Fed steckt nun mitten in einem Dilemma: Einerseits muss sie alles tun, um die Inflation zu bekämpfen, andererseits darf sie die Wirtschaft nicht abwürgen, um eine Rezession zu vermeiden. In der Geschichte der US-Notenbank ist ein sogenanntes „Soft Landing“ jedoch nur ganz selten gelungen. Den US-Börsen könnte demnach ein heißer Sommer bevorstehen.

US-Börsen: Neuer Unsicherheitsfaktor durch quantitative Straffung

Die Inflationsrate ist in den USA im März mit 8,5 Prozent auf den höchsten Stand seit vierzig Jahren angestiegen. Seitdem ist die Teuerung in den USA nur geringfügig auf 8,3 Prozent zurückgegangen. Neben der starken Ausweitung der Geldmenge spielt ebenfalls die Angebotsverknappung eine Rolle. Durch die weltweiten Lieferengpässe hat sich die Angebotsseite reduziert, während die Nachfrage nach der Corona-Pandemie deutlich zugenommen hat. Wenn die Versorgung mit Gütern eingeschränkt ist, aber gleichzeitig die Nachfrage steigt, dann treibt es die Inflation nach oben. Um der ausufernden Inflation entgegenzuwirken, hat die Fed bereits zwei Zinsanhebungen durchgeführt, weitere sollen folgen. Die Auswirkungen der Zinswende an den US-Börsen sind indessen klar erkennbar.

Nachdem die US-Notenbank die Zinswende eingeleitet hat, soll es jetzt der aufgeblähten Bilanz von 8,5 Billionen US-Dollar an den Kragen gehen. Damit dürfte die schwierigste Phase des Straffungskurses eingeleitet werden. Die Marktteilnehmer an den US-Börsen sind bereits durch die steilsten Zinsanhebungen seit Jahrzehnten verunsichert, nun müssen sie sich auch noch auf die quantitative Straffung (QT) einstellen. Der Fed-Chef selbst hat auf die unsicheren Auswirkungen des Quantitive Tightening-Prozesses hingewiesen.

US-Notenbank: Gefahren der Bilanzreduzierung

Die Schrumpfung des 8,5 Billionen Dollar schweren Anleiheportfolios ist keine leichte Aufgabe. Die US-Notenbank wird die angeschwollene Bilanz zunächst um bis zu 47,5 Milliarden Dollar pro Monat reduzieren. Ab September soll sich das Tempo dann auf bis zu 95 Milliarden Dollar erhöhen. Von den 95 Mrd. entfallen demnach 60 Mrd. auf Staatsanleihen und 35 Mrd. auf verbriefte Hypotheken. Das Tempo, mit dem die Fed die Bilanzreduzierung angeht, ist fast doppelt so schnell wie beim letzten quantitativen Straffungs Prozess im Zeitraum von 2017 bis 2019. Auch wenn wir derzeit eine Erholungsrally an den US-Börsen sehen, könnte der Sommer sehr volatil bleiben. Und das gilt sowohl für die Aktien- als auch die Anleihemärkte.

Der Markt hat zwar die Hoffnung, dass die Fed die Zinserhöhungen im Herbst pausieren könnten, allerdings wird sie ab September monatlich fast 100 Milliarden Dollar aus dem Markt ziehen. Dies könnte für die nach Liquidität gierenden Aktienmärkte zum Problem werden. Der Markt brauchte zuletzt immer größere Mengen seiner Droge „Liquidität“ und reagierte sofort mit starken Entzugserscheinungen, sobald die Fed auch nur zaghaft versuchte den Nachschub einzustellen. Besserung ist erst in Sicht, wenn die Fed ihren verschärften Kurs lockert, eine mögliche Rezession könnte dies bewirken.

Die Erholungsrally an den US-Börsen verliert im heutigen Handel an Schwung. Der marktbreite S&P 500 ist von seinem Widerstand abgeprallt und könnte nun eine Konsolidierungsphase einläuten. Je nachdem, wie die Korrektur des jüngsten Anstiegs verläuft, erhalten Händler neue Hinweise, ob der Boden bereits drin ist oder noch weitere Tiefs drohen. Fällt der S&P 500 unter die Unterstützung bei 3.983 Punkten, dann trübt sich das Chartbild wieder ein. Im Anschluss könnten wir neue Tiefststände sehen. Aufhellen würde sich die Lage dagegen, wenn der Leitindex die Marke von 4.300 Punkten überwindet.

Quantitative Straffung (Bilanzreduzierung) der US-Notenbank Fed beginnt

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