Der Preisauftrieb in den USA hat deutlich nachgelassen. Im Mai fiel die Inflation auf 4,0 %, das war bereits der elfte Rückgang in Folge – und der zwölfte könnte folgen. Für den Juni erwarten Ökonomen nämlich eine Jahresteuerung von nur noch 3,1 %. Der heutige US-Verbraucherpreis-Bericht dürfte zudem die niedrigste Kern-Inflation seit 2021 zeigen. Die positiven Aussichten scheinen die Anleger an den Aktienmärkten zu erfreuen, denn im Vorfeld der US-Inflationsdaten steigen die Indizes dies- und jenseits des Atlantiks an. Während der Dax seine Erholung fortsetzt, klettert der marktbreite S&P 500 wieder in Richtung seines Jahreshochs. Der spürbare Rückgang der Inflation in den USA nährt die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed ihren Zinszyklus bald beendet.
Inflation: Der Abwärtstrend setzt sich fort
Ein Trend zur Verlangsamung der Gesamt- und Kerninflationsraten in dem neuesten Bericht der Verbraucherpreise, der heute um 14:30 Uhr erscheint, könnte für die Währungshüter in den kommenden Monaten von entscheidender Bedeutung sein, so Bloomberg Economics.
„Die schwachen CPI-Werte, die wir für Juni erwarten, könnten sich als entscheidend für die Inflationserwartungen der kommenden Monate erweisen“, schrieben die Bloomberg-Ökonomen Anna Wong und Jonathan Church am Dienstag in einer Vorschau auf die Zahlen. „Selbst der monatliche Anstieg der Kern-Inflation – ohne Energie und Nahrung – dürfte der langsamste seit 2021 sein“, sagten sie.
„Für die US-Notenbank Fed könnten die schwachen Inflationsdaten Zweifel an der Notwendigkeit einer weiteren Zinserhöhung aufkommen lassen“, so Wong und Church, die von einer weiteren Zinsanhebung auf der bevorstehenden Sitzung am 26. Juli ausgehen. Bloomberg Economics geht indessen davon aus, dass die Fed ab nächsten Monat eine längere Pause einlegen wird“, fügten sie hinzu.
Sowohl die Gesamt- als auch der Kernrate (ohne Lebensmittel und Energie) werden im Juni um 0,2 % steigen, was den geringsten Anstieg der Kernpreise seit 2021 bedeutet. Im Jahresvergleich wird die Gesamtinflation voraussichtlich auf 3,1 % und die Kerninflation auf 5,0 % sinken.
Inflationsdaten: 5 Szenarien für Händler
Wer als Händler hofft, von einer Überraschung bei den heutigen US-Inflationszahlen zu profitieren, sollte sich nach Einschätzung des Sales-und-Trading-Desks von JPMorgan Chase für Inflationsdaten positionieren, die unter den Erwartungen liegen.
Die Konsensschätzung für den amerikanischen Verbraucherpreis-Index für Juni liegt bei einer Jahresteuerung von 3,1%. Das Bankteam um Andrew Tyler sieht eine hohe Wahrscheinlichkeit von 80%, dass die Daten im Rahmen der Schätzung oder darunter liegen. Liegt JPMorgan richtig, dürften solche Zahlen die Aktienmärkte stützen.
Im Mai hatte die US-Inflation 4% betragen. Für den Fall, dass sie im vergangenen Monat deutlich nachgelassen hat, also bei 2,7% oder niedriger notiert, sieht JPMorgan für das US-Börsenbarometer S&P 500 weiteres Aufwärtspotenzial von bis zu 3%. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Überraschung wird doppelt so hoch eingeschätzt wie die, dass erneuter Inflationsdruck die Aktienmärkte auf Talfahrt schickt. Sollte die Inflation dagegen wie erwartet in einer Spanne von 3,0 bis 3,2″ liegen, könnte sich laut JPMorgan der jüngste Anstieg um 0,5 bis 0,75% ausweiten.
FMW/Bloomberg
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