Ist das ein relativ klares Zeichen für eine heraufziehende Rezession in den USA, die nach den Zinserhöhungen mit Verzögerungszünder kommt? Wenn die Amerikaner nicht mehr konsumieren, ist das Wirtschaftswachstum angeschlagen, denn der Konsum ist in den USA der Antreiber der Volkswirtschaft? Daten von heute Nacht zeigen, wie massiv die Zinserhöhungen der Federal Reserve auf Kreditkartenzinsen und Verbraucherkredite wirken.
Die Kreditaufnahme der US-Verbraucher hat sich im Mai auf ein mehr als zweijähriges Tief verlangsamt und spiegelt den ersten Rückgang der nicht revolvierenden Kredite seit Beginn der Pandemie wider. Bloomberg fasst zusammen: Die Gesamtkreditvergabe stieg um 7,2 Milliarden Dollar, der geringste Anstieg seit November 2020, wie Daten der Federal Reserve am Montag zeigten. Die Zahl, die nicht inflationsbereinigt ist, lag unter allen Prognosen einer Bloomberg-Umfrage unter Wirtschaftsexperten. Die Steigerungsrate im Jahresvergleich liegt nur noch bei 1,8 % – geringer war sie nur 2020 mit -0,3 % (HIER finden Sie die Details in der Originalquelle).
Nicht revolvierende Kredite, wie z.B. Kredite für Schulgeld und Fahrzeugkäufe, gingen um 1,3 Milliarden Dollar zurück, der erste Rückgang seit April 2020. Die fünfjährigen Kreditzinsen für den Kauf von Neufahrzeugen erreichten im Mai 7,81 % und damit den höchsten Stand seit 2006. Nach Angaben der Industrie kühlten sich die Autoverkäufe in diesem Monat ab.
Die ausstehenden revolvierenden Kredite, zu denen auch Kreditkarten gehören, stiegen um 8,5 Milliarden Dollar, was eine Verlangsamung nach den starken Zuwächsen in den beiden Vormonaten bedeutet. Die Zinsen auf Kreditkarten lagen im Mai bei 20,68 %, ein Rekordwert in den Fed-Daten, der bis 1972 zurückreicht (2018 waren es noch 14,22 %).
Bereinigt um die Inflation sind die Verbraucherausgaben nach einem sprunghaften Anstieg zu Beginn des Jahres weitgehend zum Stillstand gekommen. Die Säumigkeitsraten steigen unterdessen an. Mit Blick auf die Zukunft werden die Finanzen von Haushalten mit Studentenschulden weiter strapaziert werden. Mehr als 40 Millionen Amerikaner werden in diesem Herbst nach einer dreijährigen Pause die Zahlungen für Studienkredite wieder aufnehmen.
FMW: Massiv steigende Belastungen durch Kreditkartenzinsen bei über 20 %, dazu noch diese Wiederaufnahme der Zahlungen von Studentenkrediten – das nagt an der Konsumfreude der Amerikaner. Dazu kommen noch Hypothekenzinsen, die mit 7,38 % den höchsten Stand seit 22 Jahren erreicht haben. Alles zusammen genommen ist es ein toxischer Cocktail, der die Konjunktur wohl abbremsen wird? Aber genau das soll ja auch mit den stark steigenden Zinsen der Federal Reserve erreicht werden, ein Abbremsen der Konjunktur. Nur ist man jetzt am entscheidenden Kipppunkt angekommen. Wird die Federal Reserve mit ihrer Zinserhöhungspolitik genau zum richtigen Zeitpunkt aufhören, und die US-Wirtschaft wird nicht zu stark abgewürgt?
FMW/Bloomberg
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