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US-Unternehmen: Pleitewelle rollt wegen gestiegener Fed-Zinsen

US-Unternehmen: Pleitewelle wegen gestiegener Fed-Zinsen

Der aggressive Straffungskurs der Fed in 2022 und 2023 zeigt allmählich seine Wirkung, wie ein am Montag veröffentlichter Bericht zeigt. Nach der Krise der Regionalbanken im vergangenen Jahr, die durch steigende Zinsen und Anleiherenditen ausgelöst wurde, kommen nun die privaten US-Unternehmen unter Druck. Nun ringen nicht nur die Banken darum, mit den höheren Finanzierungskosten klarzukommen, sondern auch die Firmen. Doch während die großen Konzerne die kräftigen Zinserhöhungen bislang gut weggesteckt haben, rollt bei den kleineren Unternehmen eine Pleitewelle.

Einem neuen Bericht zufolge, auf den sich Bloomberg bezieht, sehen private US-Unternehmen ihre Gewinne und Gewinnspannen einbrechen, nachdem die Zinserhöhungen der Fed die Finanzierungskosten in die Höhe getrieben haben. Immer mehr kleinere Firmen gehen derzeit pleite. Das dürfte auch die US-Notenbank Fed mitbekommen haben. Ein weiterer Grund, warum sie zuletzt überraschend milde Töne angeschlagen hat. Da es unter der Oberfläche schon ordentlich rumort, hat sie inzwischen von ihrem „higher for longer“-Kurs Abstand genommen und eine baldige Zinswende angekündigt.

Pleitewelle von privaten US-Unternehmen

Größere Konzerne sind bisher weitgehend von den Folgen verschont geblieben. Der Ausfall kleinerer Unternehmen könnte allerdings die Lieferketten stören und die Kosten für größere Firmen in die Höhe treiben, heißt es in dem Bericht von Marblegate Asset Management und Rapid Ratings vom Montag.

„Das Wasser sieht vom Ufer aus gut aus, aber was sich unter der Oberfläche abspielt, ist ein sehr unruhiges Umfeld, das sehr gefährlich ist“, sagte Andrew Milgram, Managing Partner und Chief Investment Officer bei Marblegate.

Jede Schwäche unter den privaten Unternehmen könnte die Anleger in einem der am schnellsten wachsenden Bereiche der Anleihemärkte treffen: die privaten Kreditgeber. Diese Geldverwalter verwalten rund 1,6 Billionen Dollar an Direktkrediten und anderen Formen von Privatkrediten.

Die Schwierigkeiten kleinerer Firmen könnten Gelegenheiten für Fachleute schaffen, die Unternehmen bei der Umstrukturierung ihrer Schulden und der Sanierung zu unterstützen, so Milgram.

Gewinneinbruch wegen Fed-Zinsen

Marblegate und Rapid Ratings untersuchten rund 1.200 private Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 100 und 750 Millionen US-Dollar sowie rund 2.230 börsennotierte Konzerne mit einem Umsatz von 750 Millionen US-Dollar oder mehr.

Der Bericht offenbart auch die sich vergrößernde Diskrepanz zwischen kleinen und großen Unternehmen. Bei den privaten Firmen sank der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebit) zwischen 2019 und 2022 um mehr als 20 %. Bei den größeren börsennotierten Konzernen stieg das Ebitda im Durchschnitt um fast 20 %. Die Gewinnmargen schrumpften bei den kleineren Unternehmen, während sie bei den größeren Konzernen stiegen. Die höheren Kreditkosten der Fed sind für kleinere Firmen offenkundig eine stärkere Belastung.

Dieser Gewinndruck hat dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen pleite gegangen sind. Dem Bericht zufolge stiegen die Insolvenzanträge im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 250 %, was hauptsächlich auf kleinere Firmen zurückzuführen ist.

Unternehmen in Privatbesitz sind dem Bericht zufolge anfälliger für eine schwächere Nachfrage, eine höhere Lohninflation und steigende Finanzierungskosten. Die Unternehmen haben im Allgemeinen weniger Kontrolle über ihre Ausgaben als ihre großen Konkurrenten, und viele haben nicht die Möglichkeit, höhere Kosten an die Kunden weiterzugeben, da der Wettbewerb zu intensiv ist.

„Mittelständische Firmen haben weniger Kontrolle über die Preise. Für große Unternehmen wie Walmart ist es dagegen einfacher, die Preise zu erhöhen und auf die Endverbraucher umzuwälzen. Wenn die Lieferanten hingegen versuchen, die Preise zu erhöhen, sucht sich Walmart einfach einen neuen Lieferanten“, so Milgram.

FMW/Bloomberg



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