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2024 ist das Jahr der Zinssenkungen Zinsen: Die Fed wird das Jahr der globalen Zinswende anführen

Zinsen: Die Fed wird das Jahr der globalen Zinswende anführen
US-Notenbank Fed. Foto: Valerie Plesch/Bloomberg

Die US-Notenbank Fed hat es bereits in ihren Zinsprognosen signalisiert: Die Zinsen werden in diesem Jahr wieder sinken. Angesichts des spürbaren Konjunkturabschwungs in der Eurozone könnte die EZB auch schon bald den gleichen Weg einschlagen. Nach der aggressivsten Straffungskampagne seit Jahrzehnten in den Jahren 2022 und 2023 sind die Zentralbanken weltweit bereit, die Zinswende einzuleiten und mit den Zinssenkungen zu beginnen, da sich die Inflation weiter verlangsamt.

Bloomberg Economics erfasst die bevorstehende Zinswende, dessen aggregierter Indikator für die Zinssätze in der ganzen Welt einen Rückgang um 128 Basispunkte im Laufe des Jahres zeigt, der hauptsächlich von den Schwellenländern angeführt wird. Von diesen Zentralbanken haben die in Brasilien, der Tschechischen Republik und anderen Ländern bereits mit diesem Prozess begonnen. Allerdings dürfte die bevorstehende Zinswende der Fed das Jahr der Zinssenkungen der globalen Zentralbanken dominieren.

Zinswende der globalen Zentralbanken

Die US-Notenbank wird die Zinswende für die reicheren Länder anführen, nachdem ihre Entscheidungsträger für dieses Jahr Zinssenkungen um 75 Basispunkte signalisiert haben, was eine abrupte Abkehr von früheren Warnungen darstellt, dass die Zinsen länger auf hohem Niveau verharren könnten.

Andere Zentralbanken, wie die EZB, sind mit ihrer Ankündigung für eine Zinswende zurückhaltender, aber Bloomberg Economics geht davon aus, dass die erste Senkung der Zinsen im Juni erfolgen wird. Die Märkte wetten darauf, dass die Bank of England in diesem Monat ebenfalls eine erste Zinssenkung vornehmen könnte.

Japan wird unter seinen Konkurrenten weiterhin hervorstechen, da erwartet wird, dass der japanische Notenbankchef Kazuo Ueda seine Geldpolitik endlich straffen wird, indem er den weltweit letzten Negativzins abschafft.

In den Schwellenländern dürften vor allem Argentinien und Russland voraussichtlich starke Zinssenkungen durchsetzen. Auch die mexikanische Zentralbank, die sich bisher gegen derartige Maßnahmen gesträubt hatte, wird laut einer Analyse von Bloomberg Economics voraussichtlich mit der Senkung der Zinsen beginnen.

Zinsen 2024: Dieses Jahr wird von Zinssenkungen der Fed und EZB geprägt sein
Zinsen 2024: Dieses Jahr wird von Zinssenkungen geprägt sein

Die Meinung von Bloomberg Economics:

„Die Zentralbanken freuen sich auf eine Siegesrunde, wenn die Inflation wieder auf ihr Ziel zusteuert und das Wirtschaftswachstum nur geringfügig beeinträchtigt wird. Die Märkte, die den geldpolitischen Schwenk bejubeln, werden den passenden Soundtrack dazu liefern. Die Realität sieht jedoch so aus, dass die Geldpolitik nicht viel mit dem Preisdruck nach der Pandemie auf dem Weg nach oben zu tun hatte und auch auf dem Weg nach unten nicht allzu viel davon abbekommen hat. Eine Schlussfolgerung ist, dass die Instrumente der Zentralbanken begrenzt sind und die Quellen des Inflationsrisikos breit gefächert sind.“ – Tom Orlik, globaler Chefvolkswirt

Abkühlung der Inflation

Die Pläne zur Senkung der Zinsen hängen davon ab, dass sich die Inflation weiter verlangsamt. Skeptiker warnen, dass die Preise meist noch weit von den Zielen der Zentralbank entfernt sind und dass die Geldpolitik weiterhin straff bleiben muss.

Dennoch kühlt sich sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation weiter ab, angeführt von den Warenpreisen. Zudem wird erwartet, dass auch der Dienstleistungssektor bald folgen wird, sodass die Notenbanker damit beginnen können, Maßnahmen zu ergreifen, um die Kreditkosten für Haushalte und Unternehmen wieder zu lockern.

Hier ist der vierteljährliche Bloomberg-Leitfaden zu den Aussichten der wichtigsten Zentralbanken der Welt.

Zinsen: Fed und EZB vor Zinswende

US-Notenbank Fed

Derzeitiger Leitzins: 5,25 bis 5,50 %
Bloomberg Economics Prognose für Ende 2024: Fünf Senkungen auf 4,00 bis 4,25 %
Markterwartung: Händler rechnen mit sechs Zinssenkungen um je einen Viertelpunkt in diesem Jahr, wobei man die erste im Mai erwartet.

Geldpolitik: Globale Zinssenkungen der Zentralbanken in 2024 - Fed im Fokus
Fed-Vorsitzender Jerome Powell

Die meisten Fed-Vertreter gehen davon aus, dass sie die Zinsen in diesem Jahr senken und damit beginnen werden, die aggressivste Straffungskampagne seit vier Jahrzehnten als Reaktion auf die sinkende Inflation zu beenden. Sie haben aber auch betont, dass ihre Schritte von weiteren Fortschritten bei den Preisen abhängen und sich dabei an den kommenden Daten orientieren.

Laut der im Dezember veröffentlichten Zinsprognosen rechnen die Fed-Mitglieder mit einer Senkung der Zinsen um 75 Basispunkte auf 4,6 % im Jahr 2024. An den Terminmärkten wettet man jedoch darauf, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr sechsmal senkt, beginnend mit einer wahrscheinlichen Senkung um einen Viertelpunkt im März.

Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell und mehrere seiner Amtskollegen haben betont, dass die Zentralbank „vorsichtig vorgehen“ kann, was darauf hindeutet, dass sie es nicht eilig haben, die Zinsen zu senken. Powell sagte auf seiner Pressekonferenz im Dezember, dass es verfrüht sei, den Sieg zu verkünden, obwohl er einräumte, dass die Frage, wann man mit den Zinssenkungen beginnen sollte, diskutiert worden sei.

Die Meinung von Bloomberg Economics:

„Die Fed hat das Ende ihres Zinserhöhungszyklus erreicht. Da die Kerninflation langsam aber stetig auf dem besten Weg ist, sich dem Fed-Ziel von 2 % – gemessen an einigen wichtigen Messgrößen – im März 2024 zu nähern. Dann dürfte das FOMC wahrscheinlich in der Lage sein, auf das schwächelnde Wachstum und die steigende Arbeitslosigkeit mit einer ersten Zinssenkung zu reagieren. Für den Rest des Jahres erwarten wir weitere Zinssenkungen um 100 Basispunkte, sodass das obere Ende der Fed Funds Rates Ende 2024 bei 4,25 % liegen dürfte. – Anna Wong

Europäische Zentralbank (EZB)

Aktueller Einlagensatz: 4,00 %
Bloomberg Economics Prognose für Ende 2024: Drei Zinssenkungen auf 3,25 %
Markterwartung: Die Händler sind fast gleichmäßig geteilt, was die Erwartung einer ersten Senkung um einen Viertelpunkt im März angeht, aber sie wetten fast einstimmig auf eine Lockerung um 1,5 Prozentpunkte (sechs Zinssenkungen) im Laufe des Jahres.

Zinssenkungen: Die EZB dürfte und Fed dürften bald die Zinswende einleiten
EZB-Präsidentin Christine Lagarde

Im Gegensatz zur Fed sprechen die EZB-Mitglieder nur ungern über die Möglichkeit von Zinssenkungen. Obwohl die Inflation viel stärker zurückgegangen ist als angenommen, bestehen weiterhin Bedenken hinsichtlich des Tempos der Lohnsteigerungen in der Eurozone mit ihren 20 Ländern. Es ist unwahrscheinlich, dass vor dem zweiten Quartal 2024 Klarheit darüber herrscht, ob sich diese Trends abkühlen.

Die Mitglieder des EZB-Rats haben sich geweigert, eine baldige Senkung der Zinsen zu verkünden – entgegen den Marktwetten auf eine Senkung innerhalb weniger Monate, da die Wirtschaft der Region mit ihrer ersten Rezession seit der Pandemie liebäugelt.

Entscheidend wird nun sein, ob Europa einen milden Abschwung erlebt, der noch als weiche Landung gelten würde, oder ob die anhaltenden Auswirkungen der beispiellosen Anhebung der Kreditkosten durch die EZB einen Einbruch auslösen, der hart genug ist, um die geldpolitischen Einstellungen früher als geplant zu ändern.

Die Meinung von Bloomberg Economics:

„Die EZB hat die Zinserhöhung beendet. Die zugrunde liegende Inflation ist rückläufig, Umfragen deuten auf eine deutliche Verschlechterung der Wirtschaftstätigkeit im Euroraum hin und die Kreditvergabe ist schwächer als zu Zeiten der Eurokrise. Darüber hinaus hat sich die Stimmung weltweit geändert. Sofern die Wirtschaft nicht einbricht, wird die EZB noch Zeit brauchen, um sich davon zu überzeugen, dass die Inflation auf dem richtigen Weg ist. Wir erwarten die erste Zinssenkung im Juni 2024. Die Risiken sind jedoch stark in Richtung einer früheren Maßnahme verschoben. – David Powell

Zentralbanken: Rest der Welt

In England haben die Händler ebenfalls die Wetten auf eine Zinssenkung bereits im Mai erhöht, obwohl der Gouverneur der Bank of England (BOE), Andrew Bailey, betonte, dass es noch zu früh sei, um einen Kurswechsel zu erwägen.

Die Spekulationen nehmen zu, dass die BOE gezwungen sein wird, die auf der Dezembersitzung verkündete „Higher-for-longer“-Politik aufzugeben, die im deutlichen Gegensatz zu den jüngsten dovishen Mitteilungen der Fed stand.

Die BOE wird ihre Inflationsprognosen auf der nächsten Sitzung am 1. Februar wahrscheinlich senken, nachdem die Novemberwerte mit unter 4 % deutlich unter den Erwartungen lagen. Sowohl die Bloomberg-Analysten als auch die Marktteilnehmer erwarten, dass die BOE die Zinsen im Laufe des Jahres fünf Mal von aktuell 5,25 % auf 4,00 % senkt, wobei die erste dieser Zinssenkungen im Juni erfolgen dürfte.

Im Gegensatz zu der Fed, BOE und EZB könnte die Bank of Japan (BOJ) die Zinsen in diesem Jahr nach langer Zeit wieder erhöhen. Japans aktuelle Policy Rate von -0,10 % soll laut der Bloomberg Economics Prognose bis Ende 2024 auf 0,0 % steigen.

„Die BOJ hat ihre Kommunikationsanstrengungen verstärkt, um die Weichen für einen möglichen Ausstieg aus dem YCC (yield curve control) und den negativen Zinsen zu stellen. Aber sie hat es nicht eilig, etwas zu unternehmen. Was wir noch nicht gesehen haben, sind klare Signale aus den Lohn- und Inflationsdaten, die die BOJ davon überzeugen würden, dass ihr 2%-Ziel sicher ist. Wir gehen davon aus, dass der Übergang zu einem neuen Rahmen in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 erfolgen wird, wahrscheinlich im Juli.“ – Taro Kimura

FMW/Bloomberg



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