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Von der Wiedervereinigung bis heute: So entwickelte sich der Arbeitsmarkt durch Krisen und Erholungen

Da haben sich die Damen und Herren vom Statistischen Bundesamt mal richtig Mühe gegeben mit einer Langfristanalyse zum deutschen Arbeitsmarkt. Man betrachtet die Schaffung und den Abbau von Stellen ab dem Jahr...

FMW-Redaktion

Da haben sich die Damen und Herren vom Statistischen Bundesamt mal richtig Mühe gegeben mit einer Langfristanalyse zum deutschen Arbeitsmarkt. Man betrachtet die Schaffung und den Abbau von Stellen ab dem Jahr 1992. In den ersten beiden Jahren gab es noch unterm Strich einen Abbau von Arbeitsplätzen, gefolgt durch den Job-Boom der New Economy-Blase bis ins Jahr 2000. Nach dem Platzen dieser Blase gab es drei Jahre lang Arbeitsplatzverluste.

Danach gab es erneut die Erholung von 2004 bis ins Jahr 2008, weil die US-Finanzkrise bei uns auf dem Arbeitsmarkt erst mit Verzögerung einschlug. Ab 2010 setzte die Erholung ein, und seitdem haben wir einen jahrelangen Anstieg der Beschäftigung in Deutschland. Die Grafik zeigt die einzelnen Konjunkturabschnitte. Man sieht auch, dass die Aufbauphasen deutlich größer ausfallen als die Krisenzeiten.

Hier der offizielle Text zur Grafik:

In den ersten Jahren nach der deutschen Vereinigung ging die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland zurück. Lag die Zahl der Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland (Inlandskonzept) im Durchschnitt des Jahres 1991 noch bei 38,8 Millionen Personen, sank diese innerhalb von zwei Jahren um eine Million Personen. Nach einer längeren stabilen Phase nahm die Erwerbstätigenzahl im Zuge des sogenannten New-Economy-Booms zwischen den Jahren 1997 und 2000 um knapp 2 Millionen auf 39,9 Millionen Personen zu. Diese Jahre waren im Wesentlichen geprägt durch einen überdurchschnittlichen Anstieg von Teilzeitbeschäftigung und geringfügiger Beschäftigung. Die folgende weltweite Rezession aufgrund des Zusammenbruchs der New Economy (sogenannte Dotcom-Krise) beeinflusste auch den deutschen Arbeitsmarkt. Die Erwerbstätigkeit ging zunächst zurück, insbesondere die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten. Seit dem Jahr 2006 ist jedoch bis heute ein ununterbrochener Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen festzustellen, der durch die Finanzkrise 2009 zwar gebremst, aber nicht wesentlich beeinträchtigt wurde. Im Jahr 2007 wurde zum ersten Mal die 40-Millionen-Personengrenze bei den Erwerbstätigen überschritten. Im Jahr 2016 wurde mit 43,6 Millionen Erwerbstätigen nun nach zehn Jahren in Folge ein weiterer Höchststand seit der deutschen Vereinigung erreicht.

Dass es nach der Finanzkrise 2008 nicht zu Massenentlassungen kam, führt das Statistische Bundesamt vor allem auf das Instrument der Kurzarbeit zurück. Zitat:

Der massive Einbruch der Wirtschaftsleistung im Jahr 2009 im Zuge der Finanzkrise mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um 5,6% gegenüber 2008 hat in Deutschland nicht zu einem Rückgang der Erwerbstätigenzahl geführt. Die Auswirkungen der Finanzkrise auf den Arbeitsmarkt waren insgesamt moderat, eine massive Entlassung von Arbeitskräften konnte durch Kurzarbeit und Anpassungen bei der Arbeitszeit verhindert werden (Mai, 2010). Insgesamt stieg die Zahl der Erwerbstätigen in den Jahren 2009 bis 2016 um 2,7 Millionen Personen. Dabei stieg die Zahl der Arbeitnehmer/-innen (ohne marginal Beschäftigte) um 3,5 Millionen Personen an, die Zahl der marginal Beschäftigten ging um 648000 Personen zurück. Für die Entwicklung bei den marginal Beschäftigten dürfte zuletzt auch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns am 1. Januar 2015 eine Rolle gespielt haben (Bellmann, 2016). Insgesamt präsentierte sich der deutsche Arbeitsmarkt im Jahr 2016 in einer sehr guten Verfassung.


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Hier weitere interessante Grafiken zur langfristigen Entwicklung in Deutschland.


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Seit der Finanzkrise 2008 hat sich die Erwerbstätigkeit vor allem in Spanien bis dato nicht wirklich erholt, auch wenn man Monat für Monat auf dem richtigen Weg ist. Gut erkennbar ist der große Abstand Spaniens in dieser Grafik in Relation zur EU und ausgewählten Staaten.



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