Am Donnerstag steht die nächste EZB-Sitzung an und damit auch die nächste Zinsentscheidung. Die große Frage lautet, geht es erneut runter mit den Zinsen? Ökonomen sind sich einig, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen diesmal unverändert belassen wird. Die Währungshüter werden weitere Datenveröffentlichungen abwarten wollen, um mehr Gewissheit zu erlangen, dass sich die Inflation in Richtung ihres 2%-Ziels entwickelt. Viele der Marktexperten rechnen jedoch fest mit einer Zinssenkung im September, da bis dahin wichtige Daten zur Entwicklung der Inflation und Wirtschaft vorliegen. Laut einem Bericht von Bloomberg könnte die EZB-Präsidentin Lagarde die Sitzung am Donnerstag dazu nutzen, die Märkte auf eine Zinssenkung im September vorzubereiten.
EZB: Nächste Senkung der Zinsen
Die Notenbanker der Europäischen Zentralbank könnten die Anleger am Donnerstag auf eine weitere Zinssenkung vorbereiten, allerdings erst nach einer der längsten Sommerpausen, die der EZB-Rat je zwischen seinen Entscheidungen eingelegt hat. Die Währungshüter hätten somit genug Zeit, um die Stärke des anhaltenden Inflationsdrucks zu bewerten. Laut einer Umfrage unter zahlreichen Analysten wird die EZB bei den Zinsen bedächtig vorgehen.
Da ein Zinsschritt am Donnerstag faktisch ausgeschlossen ist, werden die Marktteilnehmer wahrscheinlich genau auf Hinweise von EZB-Präsidentin Christine Lagarde zu den Aussichten für die Sitzung am 12. September achten.
Lagarde sagte während einer Podiumsdiskussion auf dem EZB-Forum, dass sich die Inflation im Euroraum in die richtige Richtung bewegt, sieht aber einen „holprigen Weg“ bis Ende 2024 vor sich.
Bis zur nächsten Sitzung wird die EZB zwei weitere monatliche Verbraucherpreismesswerte erhalten haben und zudem über neu erstellte Prognosen verfügen. Mehrere Notenbanker haben erklärt, dass sie es vorziehen, bei solchen vierteljährlichen Treffen über die Zinsen zu entscheiden, wenn neue Prognosen verfügbar sind.
EZB bleibt datenabhängig und behält die Fed im Blick
Möglicherweise haben die europäischen Währungshüter bis dahin auch eine klarere Vorstellung von den Absichten der Federal Reserve. Angesichts neuer Daten, die zeigen, dass sich die Inflation in den USA auf den niedrigsten Stand seit 2021 abgekühlt hat, mehren sich die Spekulationen, dass die US-Notenbank Fed im September erstmals die Zinsen senken könnten. Laut dem FedWatch-Tool liegt die Wahrscheinlichkeit dafür nun bei 90 %.
Zu den neuen Informationen, die der EZB-Rat vor seiner Entscheidung am Donnerstag einsehen kann, gehören die Daten zur Industrieproduktion im Mai am Montag, die den Prognosen zufolge zum zweiten Mal einen Rückgang zeigen dürften, sowie die endgültigen Verbraucherpreise für Juni am Mittwoch. Analysten erwarten eine Inflationsrate von 2,5 %.
Neben Fragen zur Entwicklung der Zinsen wird die EZB-Präsidentin in dieser Woche möglicherweise auch zu den Geschehnissen in Frankreich Stellung nehmen müssen. Nach den vorgezogenen Neuwahlen, die zu einem unbesetzten Parlament geführt haben, stehen die französischen Finanzmärkte verstärkt unter die Lupe, da man die Haushaltsaussichten des Landes in Frage stellt. Diese Situation könnte auch die europäischen Finanzminister beschäftigen, die sich am Montag in Brüssel treffen.
Die Meinung von Bloomberg Economics:
„Die Sitzung der EZB am 18. Juli wird von den Anlegern genau beobachtet werden, um ihre Erwartungen hinsichtlich des Zeitpunkts der nächsten Zinssenkung zu präzisieren, auch wenn es fast sicher ist, dass sie die Zinsen in diesem Monat unverändert lassen wird. Allerdings könnte Lagarde einen weiteren Schritt im September andeuten, ohne sich dabei zu sehr festzulegen. -David Powell, leitender Wirtschaftswissenschaftler für den Euroraum.
Lagardes Pressekonferenz könnte mehr Resonanz finden als sonst, da die ihre Kollegen, die im Sommer an den Strand gehen, zu dieser Zeit weitgehend schweigen. Ebenso könnte jeder Auftritt eines EZB-Notenbankers bei der jährlichen Fed-Klausurtagung in Jackson Hole, Wyoming, Ende August zusätzliche Aufmerksamkeit erregen.
Die diesjährige achtwöchige Pause zwischen den Zinsentscheidungen ist die längste Sommerpause des EZB-Rats seit dem Höhepunkt der Pandemie im Jahr 2020. Die EZB hielt lange Zeit monatliche Sitzungen ab, bevor sie ab 2015 größere Pausen zwischen den Sitzungen einführte.
Weitere wichtige Daten
Zu den weiteren Höhepunkten in dieser Woche zählen Berichte, die eine Verlangsamung des chinesischen Wachstums, einen Rückgang der Einzelhandelsumsätze in den USA und eine Verlangsamung der Inflation im Vereinigten Königreich und in Kanada zeigen könnten. Hinzu kommen noch Zinsentscheidungen in Indonesien, Ägypten und Südafrika. Die Anleger werden auch die neuen globalen Wirtschaftsprognosen des Internationalen Währungsfonds, die für Dienstag vorgesehen sind, aufmerksam verfolgen.
FMW/Bloomberg
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