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Chinas Wachstumspfad verlangsamt sich Warum China die US-Wirtschaft womöglich niemals überholen wird

Warum China die US-Wirtschaft womöglich niemals überholen wird

Im Rennen um die Spitze der Weltwirtschaft liegt die USA weiterhin vor China. Laut einer Prognose der Experten von Bloomberg Economics dürfte dies sich auch nicht so schnell ändern, da sich das Wachstum der vergangenen Jahre in China weiter abschwächt. Chinas Verlangsamung bedeutet, dass die Volksrepublik die US-Wirtschaft als größte Volkswirtschaft der Welt möglicherweise nie überholen wird – zumindest nicht bis 2050 – so die Prognose.

Die anfängliche Euphorie über die Öffnung nach drei Jahren der Abriegelung ist in der Volksrepublik China schnell wieder verflogen. Chinas wirtschaftliche Verlangsamung und die brodelnde Immobilienkrise stellen das Land vor große Herausforderungen. Zudem herrschen große Ungleichgewichte in der chinesischen Wirtschaft. Hinzu kommt, dass das starke Wachstum der letzten Jahrzehnte hauptsächlich von schuldenfinanzierten, staatlichen Investitionen getrieben war. Obendrein steht China auch noch vor einem Demografie-Problem. Das geradezu grenzenlose Heer an billigen Arbeitskräften, das maßgeblich zu Chinas bisherigem Wachstum beigetragen hat, schrumpft schneller als erwartet.

USA bleiben die größte Volkswirtschaft

Wie Bloomberg berichtet, wird China die USA nicht mehr so schnell als größte Volkswirtschaft der Welt ablösen, und es wird wohl auch nie den Spitzenplatz erobern können, da sich der Vertrauensverlust des Landes immer mehr verfestigt.

Bloomberg Economics prognostiziert nun, dass es bis Mitte der 2040er Jahre dauern wird, bis Chinas Bruttoinlandsprodukt das der USA übertrifft – und selbst dann wird es nur einen kleinen und zeitlich begrenzten Vorsprung geben, bevor es wieder zurückfällt“. Vor der Pandemie erwarteten viele Experten, darunter auch Goldman Sachs, dass China bereits zu Beginn des nächsten Jahrzehnts die Spitzenposition einnehmen und halten würde.

Chinas Wachstum schwächt sich ab

„China schwenkt früher als erwartet auf einen langsameren Wachstumspfad ein“, schrieben die Bloomberg-Ökonomen am Dienstag in einer Research Note. „Der Aufschwung nach der Covid-Krise hat an Kraft verloren, was auf einen sich verschärfenden Einbruch der Immobilienpreise und ein schwindendes Vertrauen in Pekings Wirtschaftsmanagement zurückzuführen ist. Es besteht die Gefahr, dass sich das schwache Vertrauen verfestigt, was das Wachstumspotenzial nachhaltig beeinträchtigen würde.

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Die Ökonomen gehen nun davon aus, dass sich das Wachstum der chinesischen Wirtschaft – der zweitgrößten der Welt – bis 2030 auf 3,5 % und bis 2050 auf fast 1 % verlangsamen wird. Das ist deutlich niedriger als die vorherigen Prognosen von 4,3 % bzw. 1,6 %.

Chinas Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr um 3 % und verzeichnete damit eine der langsamsten Wachstumsraten seit Jahrzehnten, da das Land von Pandemiekontrollen und einer Immobilienkrise heimgesucht wurde. Die anschließende Wiedereröffnung des Marktes gab Anlass zur Hoffnung, dass sich die Wirtschaft in diesem Jahr wieder erholen würde. Doch der Aufschwung hat an Kraft verloren, da die Exporte einbrechen und die Immobilienkrise sich verschärft. Von Bloomberg befragte Ökonomen haben ihre Wachstumsprognosen für 2024 weiter auf unter 5 % gesenkt.

Die revidierten Prognosen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die Welt darüber nachdenkt, wie sie mit einem China zusammenarbeiten kann, das sich möglicherweise dem Höhepunkt seiner Macht nähert.

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Strukturelle Probleme in China

Die USA und die Länder der Gruppe der Sieben (G7) sehen zunehmend Anzeichen für tief sitzende strukturelle Probleme in China. Sie sehen Chancen, die letztlich die Position des Westens gegenüber einem schwächelnden geopolitischen Konkurrenten stärken werden, während sie gleichzeitig die globalen Auswirkungen der Konjunkturabschwächung in Betracht ziehen. Die diesjährigen Probleme belasten bereits Rohstoffe und Aktien.

Demografie

Das Land hat auch mit tieferen, längerfristigen Herausforderungen zu kämpfen. China verzeichnete im vergangenen Jahr den ersten Bevölkerungsrückgang seit den 1960er Jahren, was die Besorgnis über eine nachlassende Produktivität schürt. Einschneidende regulatorische Maßnahmen haben das Vertrauen ebenfalls beeinträchtigt, ebenso wie die geopolitischen Spannungen mit den USA und anderen westlichen Regierungen.

US-Wirtschaft robuster

Im Gegensatz dazu scheinen die USA in einer besseren Verfassung zu sein, als viele Ökonomen noch vor wenigen Monaten vorausgesagt hatten. Ein starker Arbeitsmarkt, robuste Verbraucherausgaben und eine mäßige Inflation haben das Vertrauen in die Fähigkeit der Wirtschaft gestärkt. Eine Rezession konnte dadurch vorerst vermieden werden.

Bloomberg Economics schätzt das potenzielle Wachstum in den USA auf 1,7 % im Zeitraum 2022-2023, wobei die langfristigen Prognosen ein allmähliches Absinken auf 1,5 % bis 2050 vorhersagen.

Die Ökonomen von Bloomberg Economics begründen ihren mittelfristigen Optimismus für Chinas Wachstum mit der „enormen Größe der Wirtschaft, dem beträchtlichen Aufholbedarf gegenüber den weltweiten Technologieführern und dem Entwicklungsfokus der Regierung“. Sie stellten jedoch fest, dass diese Triebkräfte zunächst einmal „mit verminderter Kraft wirken“.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Irgendwann wird wohl auch China einen Krieg vom Zaun brechen, so wie es Kinder oft machen, wenn sie ein Spiel verlieren, indem sie alle Spielfiguren umwerfen.
    Nach dem Motto: Lieber tot, als verlieren.

  2. Die Ökonomen von Bloomberg Economics begründen ihren mittelfristigen Optimismus für Chinas Wachstum mit der „enormen Größe der Wirtschaft, dem beträchtlichen Aufholbedarf gegenüber den weltweiten Technologieführern und dem Entwicklungsfokus der Regierung“.

    Ich nehme an, Huawei, das Unternehmen, dass den größten Vorteil aus den US-Sanktionen gegen sich gezogen hat, ist mit dem „beträchtlichen Aufholbedarf“ nicht gemeint?

    https://www.washingtonpost.com/technology/2023/09/02/huawei-raimondo-phone-chip-sanctions/

    Wo wird der Aufholbedarf noch gesehen, bei Schnellzügen?

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