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Warum der europäische Gaspreis steigt – und in den USA noch viel stärker

Der Gaspreis in Europa steigt heute an. Aber es ist interessant zu sehen, warum der Gaspreis in den USA seit Wochen viel kräftiger ansteigt.

Flüssiggas-Tanker

Der Gaspreis steigt an. Der europäische Terminkontrakt Dutch TTF zeigt ein Tagesplus von 5,6 Prozent auf 105,00 Euro. Dies wird an dem heute von der EU-Kommission präsentierten Öl-Embargo gegen Russland liegen. Der Ölpreis steigt, und im Schlepptau auch der Gaspreis. Denn wenn man nun beim Thema Öl Ernst macht, folgt später Gas? Oder wird Russland von sich aus den Gashahn für Europa ganz abdrehen, so wie man es jüngst bei Polen und Bulgarien getan hat? Denkbar wäre es. Im ersten Chart sehen wir den heutigen parallelen Anstieg von Brent-Öl und Dutch TTF-Gas seit heute früh, als die EU-Verkündung zum Öl-Embargo bekannt wurde.

Warum der Gaspreis tiefer notiert, aber viel schneller ansteigt als in Europa

Im zweiten Chart sehen wir in rot-grün den europäischen Gaspreis Dutch TTF, undd im Vergleich den US-Gaspreis (blaue Linie) am Terminmarkt im Verlauf der letzten drei Monate. Obwohl der US-Gaspreis deutlich tiefer notiert, ist er in den letzten Wochen deutlich stärker angestiegen als der europäische Preis. Dafür gibt es einen gut nachvollziehbaren Grund. Weil die Europäer seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs so schnell wie nur irgend möglich unabhängig werden wollen von russischen Öl und Gas, verkaufen die Amerikaner so viel Flüssiggas über den Atlantik Richtung Europa, wie es nur geht – und verdienen sich dabei eine goldene Nase. Das bedeutet aber, dass die Gasvorräte in den USA schrumpfen, was dort den Terminmarktpreis für Gas steigen lässt.

Die Expertin Barbara Lambrecht von der Commerzbank drückt es in ihrer aktuellen Analyse so aus: Es habe fast den Anschein, als würden die US-Gaspreise zur Zeit mehr als die europäischen auf das Risiko eines Lieferstopps von russischem Gas reagieren. Denn während letztere seit Mitte März eher seitwärts tendieren (heute mit 5,6 Prozent ein erkennbares Plus), kletterte der US-Gaspreis im gestrigen Handel zwischenzeitlich um 8 Prozent auf ein neues 13-Jahreshoch von knapp 8,2 USD je mmBtu. Hintergrund dafür ist laut Barbara Lambrecht der schwache Start in die Auffüllphase der Speicher in den USA. Die US-Gasvorräte sind seit Anfang April kaum gestiegen und inzwischen fast 20 Prozent niedriger als üblich. Zuzuschreiben sei dies u.a. den hohen Exporten. Denn seit 1. März wird Flüssiggas nun auch aus dem siebten LNG-Terminal Calcasieu Pass verschifft.

Im April dürften dies laut Schätzungen rund 0,7 Mrd. Kubikfuß pro Tag gewesen sein und bereits im dritten Quartal könnte laut EIA die volle Grundlast-Kapazität von 1,3 Mrd. Kubikfuß pro Tag erreicht werden. Die USA würden damit zum größten LNG-Exporteur der Welt aufsteigen. Doch trotz des immensen LNG-Exportwachstums in den USA darf laut Barbara Lambrecht nicht vergessen werden, dass (brutto) per Pipeline oder Flüssiggas NUR rund ein Fünftel der US-Produktion exportiert wird. So erkläre sich auch, dass im internationalen Vergleich US-Gas weiterhin günstig ist. In Europa kostet Gas mit 100 EUR je MWh viermal so viel wie in den USA.



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