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Dax ist nicht Deutschland – Blick auf MDax und SDax

Der Dax ist nicht Deutschland. Dennoch ist er auf Rekordhoch besser bewertet als MDax und SDax, die weit unter Allzeithochs notieren.

Börsenkurse
Foto: Pressmaster-Freepik.com

Der Dax erklomm heute „mal wieder“ ein neues Rekordhoch mit 17.198 Punkten, auch wenn dieses Hoch nicht gehalten werden konnte. Diese Woche hatte ich bereits in unserem FMW-Newsletter geschrieben: „Der Dax ist nicht Deutschland“. Die ganz großen deutschen Konzerne verdienen blendend, während die deutsche Konjunktur bereits in eine leichte Rezession rutscht, und derzeit wenig Optimismus versprüht. Aber warum ist das so, woher kommt diese Diskrepanz? Der MDax ist da schon viel eher Deutschland? Und noch eher der SDax?

Dax macht sein Geld im Ausland

Die Dax-Konzerne haben sehr große Umsatzanteile im Ausland – nicht nur in der Eurozone, sondern erst recht in Übersee. Entsprechend können sie ziemlich unabhängig von der deutschen Konjunkturlage ihre Umsätze und Gewinne pushen. Nicht nur vermeintlich besseres Konsumwachstum und damit bessere Absatzmöglichkeiten winken im Ausland – auch haben die Konzerne oft ihre Fertigung direkt vor Ort, und man kann von dortigen niedrigeren Arbeitskosten und Energiekosten profitieren, was den Gewinn-Kennzahlen der Unternehmen förderlich ist!

Auch der Börsenexperte Jochen Stanzl hat sich des Themas angenommen, siehe dazu sein folgender kurzer Kommentar im Video. Seiner Aussage nach erzielen die 40 Dax-Unternehmen 5 % ihrer Erlöse in Deutschland. Anderen Quellen zufolge sind es 18 %. Der Anteil bei MDax-Unternehmen soll bei 30 % liegen, und im SDax bei 43 %. Der Dax ist wie gesagt auf Rekordhoch, aber der MDax, der die mittelgroßen Unternehmen aus der „zweiten Reihe“ darstellt, notiert 30 % unter seinem Allzeithoch. Der Nebenwerte-Index SDax notiert derzeit 19 % unter seinem Rekordhoch. Hier ein Blick auf die Performance der letzten fünf Jahre: Der Dax gewann 51 %. Der SDax war noch halbwegs gut dabei mit +29,5 %, der MDax legte 7,4 % zu.

Grafik zeigt Fünfjahresperformance von MDax im Vergleich zu Dax und SDax

Blick auf Bewertungen in Relation zu MDax und SDax

Und bei einem genaueren Blick auf die Bewertungen der in diesen Indizes enthaltenen Aktien zeigt sich: Obwohl der Dax auf Rekordhoch notiert, ist er bewertungstechnisch „günstiger“ als MDax und SDax. Die hohen Anteile beim Auslandsgeschäft zahlen sich also für die Dax-Unternehmen aus? So zeigen die Daten (entnommen aus Bloomberg Terminal): Das erwartete KGV beim Dax (Kurs-Gewinn-Verhältnis) für die nächsten zwölf Monate liegt im Schnitt bei 11,89, für die zwölf Monate danach nur bei 10,7. Werte unter 20 gelten als normal, Werte unter 15 sind schon als günstig zu betrachten. Beim MDax liegen diese Werte bei 16,89 und 12,85. Beim SDax sehen wir KGV-Erwartungen bei 14,14 und 11,18. Also muss man bei Investitionen in MDax und SDax längere Zeit warten als bei Dax-Werten, bis sich die Aktien-Investments durch Gewinnausschüttungen refinanzieren.

Auch die Dividenenrendite gibt Aufschluss: Bei Dax-Aktien liegt die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate bei 3,37 %, die für zwölf Monate danach bei 3,65 %. Beim MDax sehen wir eine erwartete Dividendenrendite von 2,41 % und 2,86 %. Beim SDax liegen die Renditen bei 3,06 % und 3,36 %. Wer also jetzt im MDax investiert, hat für die Zukunft niedrigere Renditen durch Dividenden zu erwarten, als wenn er jetzt im Rekordhoch im Dax investiert. Und auch der SDax, der 19 % unter seinem Rekordhoch notiert, weist immer noch leicht niedrigere zu erwartende Renditen auf als der Dax.



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5 Kommentare

  1. richtig. der dax ist nicht selbstverständlich nicht ausschließlich deutschland, aber natürlich auch – sowie sehr viel china, japan und europa. erst dann kommt der rest der welt (inkl. us). und dieser fokus-wirtschaftsraum ist in den aktuellen und kommenden quartalen nicht gerade von prosperität gesegnet.

    wer glaubt, das geht ohne spuren vorüber, ist mit einem (un-]gesunden maß an optimismus gesegnet.

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Der DAX ist ein Performance Index und kein Kurs Index. Im Performance Index werden sämtliche Dividenden und Bezugsrechte aus Kapitalerhöhungen künstlich mit eingerechnet.

    Künstlich deshalb, weil sich die meisten Anleger,ihre Dividenden und Bezugsrechte aus Kapitalerhöhungen immer auszahlen lassen und nicht, wie von der Deutschen Börse AG unterstellt, wieder sofort wieder re- investieren.

    Beide Indizes sind zurück berechnet am 30.12.1987 bei exakt 1000 Punkten gestartet.

    Und wenn, dann müsste man den Dax mit dem Dow Jones Total Return Index vergleichen und nicht mit dem Dow Jones Industrial Average Index, das ist nämlich ein reiner Kursindex.

    Beim DAX kommt nun noch eine Besonderheit hinzu: Dadurch das der kleine Bruder vom DAX, der MDax ,diesen seit der Jahrtausendwende immer outperformte, zog man die besten 10 Werte aus dem MDax zum DAX hoch, um eben dies zukünftig zu unterbinden.

    Mit Erfolg, seitdem ist der MDax in seiner Performance gegenüber dem Dax klar zurück . Hintergrund waren Beschwerden, über die mangelnde Performance des deutschen Leitindexes, gegenüber dem MDax von ausländischen Investoren.
    Denn diese bilden aus Gründen der Kapazität meist nur den DAX ab.

    Vorbild ist nun nicht mehr der Dow, sondern der französische Leitindex CAC 40.

  3. @Sebastian. Auch die Geschichte mit dem Kurs-Index hören wir nun schon zum 10. Mal, du verhinderter Oberlehrer. War es doch mal zwei Tage ruhig vom Kollegen von Marc Faber!!
    Aber du hast wieder einmal den Grund für die Underperformance des MDAX nicht begriffen. Dieser repräsentiert die deutsche Wirtschaft, die sich nun mal in Schwierigkeiten befindet. Nebenwerte haben es zudem auch in den USA schwer. Der DAX macht aber mehr als zwei Drittel seiner Umsätze im Ausland.
    Wieder mal etwas Kopiertes geschrieben. Man muss sich doch täglich lesen können, nicht wahr?

    1. zu 10 mal ist ja milde ausgdrückt leicht untertrieben..
      Ich versteh nicht das Sie sich ihr och dranabarbeiten.
      sinnlos wen es nicht sogar doch ei bot is oder irgendwas dazwischen 😀

  4. Ost hat recht, schon öfter wurde die Auslandlastigkeit des DAX positiv dargestellt, obwohl es eindeutig negativ werden wird. Der gute US- Onkel schaut sowieso für sich, mit den Chinesen wird’s auch nur schlechter, die Japser werden mit dem über 30% tieferen Yen der noch stärkere Konkurrent auf dem Automarkt und die EU bezieht von De eher nur Waren mit Geld von De.

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