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Wie passt das zusammen? Insolvenzen, Rezession – aber Kredit-Risiken fallen: Hoffnung sinkende Zinsen

Kluft zwischen Realität und Hoffnung

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Deutchschland ist in der Rezession, ebenso Japan und Großbritannien, Frankreich stagniert – aber die von den Märkten bepreisten Kredit-Risiken für die Eurozone sind auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gefallen, offenkundig aufgrund der Hoffnung auf bald sinkende Zinsen. Dabei steigen nicht nur in Deutschland die Zahl der Insolvenzen, die Europäische Kommission hat erst gestern ihre Wachstumsprognose für die Wirtschaft der Eurozone gesenkt. Acht der 20 Wirtschaften der Eurozone sind derzeit in einer Rezession.

Wie passt also ein von den Märkten als geringer eingestuftes Kredit-Risiko mit einer schwachen Wirtschaft und zunehmenden Unternehmens-Insolvenzen zusammen? Böse Zungen sagen: dass passt nicht zusammen. Die Märkte sind euphorisiert von der Aussicht auf sinkende Zinsen – aber diese Erwartung gab es schon vor einem Jahr. Bis heute aber sind die Zinsen nicht gesunken – sowohl die Fed als auch die EZB versuchen derzeit (offenkundig erfolglos), die Markt-Erwartungen zu zügeln.

Kredit-Risiken in Eurozone fallen trotz Rezession – Hoffnung auf Senkung der Zinsen

Die europäischen Kredit-Risikoindizes sind auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren gefallen, da die Anleger darauf setzen, dass die Zentralbanker die Inflation erfolgreich eindämmen werden. Darüber berichtet Bloomberg.

Der Markit iTraxx Europe Index, der das Ausfallrisiko für erstklassige Unternehmen abbildet, ist auf 56,1 Basispunkte und damit auf den niedrigsten Stand seit Januar 2022 gefallen, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Ein ähnlicher Index, der bonitätsschwache Unternehmensanleihen mit Junk-Rating abbildet, befindet sich ebenfalls auf einem Zweijahrestief.

Kredit-Risiken Rezession Zinsen

Kredit-Risiko von Unternehmen auf niedrigstem Stand seit 2022: Der Gradmesser für das Kreditrisiko europäischer Unternehmen sinkt weiter

Die Kredit-Märkte haben sich in diesem Jahr weltweit erholt, da die Anleger zunehmend davon ausgehen, dass die Zentralbanken in der Lage sein werden, die Inflation einzudämmen, ohne einen größeren Wirtschaftseinbruch auszulösen – was als „weiche Landung“ bezeichnet wird. Laut der jüngsten Umfrage der Bank of America Corp. unter Kreditanlegern erwarten nun 63% der Befragten dieses Szenario und nur 6% eine harte Landung der Wirtschaft in den USA.

„Wir sind der Meinung, dass schwächere Daten erforderlich sind, um den Konsens über eine „weiche Landung“ zu gefährden und den Kreditspreads zu helfen, ihren Verengungstrend wieder aufzunehmen“, schrieben die Strategen Barnaby Martin und Ioannis Angelakis in ihrer Notiz vom 12. Februar.

Die jüngsten, schwachen Wirtschaftsdaten aus den Ländern der Eurozone und dem Vereinigten Königreich nähren die Hoffnung, dass die Zentralbanken nach mehreren Jahren der Zinserhöhungen zur Eindämmung der Inflation bald mit Zinssenkungen beginnen könnten. Die Mitglieder des Rates der Europäischen Zentralbank sind sich jedoch uneinig darüber, ob die Senkung der Zinsen bereits im März erfolgen könnten. EZB-Chefin Lagarde jedenfalls hat einer baldige Senkung der Zinsen eine Absage erteilt.

Auch die Kredit-Spreads für Unternehmen haben sich in diesem Jahr eingeengt. Laut Bloomberg-Indizes liegen die durchschnittlichen Euro-Kredit-Kosten für erstklassige Anleihen derzeit bei etwa 126 Basispunkten und damit auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2022.

Kredit-Kosten fallen

FMW/Bloomberg

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