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Bankenkrise erledigt? Tiefe Vola Warum die Aktienmärkte weiter steigen – eine Spurensuche

Warum die Aktienmärkte weiter steigen, trotz OPEC-Schock und Bankenkrise? Gehen wir auf eine Spurensuche, dazu auch zwei Charts.

Warum steigen Aktienmärkte wie Dax, Nasdaq etc eigentlich noch weiter an? Auch heute zum Wochenstart wirkt die Lage erfreulich. Die Zinsen in der Eurozone sind aber weiter gestiegen, und die EZB wird noch weiter anheben. Die Bankenkrise ist vermutlich doch noch nicht gelöst, weil die Bankeinlagen in den USA laut aktuellsten Daten weiter deutlich abschmelzen. Und nun haben gestern auch noch mehrere OPEC-Länder beschlossen, die Ölfördermenge um insgesamt 1,15 Millionen Barrels pro Tag zu senken ab Mai (inklusive Russland sogar um 1,65 Mio). Schlechte Nachrichten sollten Aktienmärkte fallen lassen? So läuft das aktuell aber gar nicht ab!

Aktienmärkte laufen insgesamt prächtig – nur die US-Banken bleiben angeschlagen

Im folgenden Chart sehen wir seit Jahresanfang den Dax als blaue Linie mit +11 %, den Nasdaq mit +20,5 %, den S&P 500 mit +7,4 %, und der „KBW Bank Index“ ist mit 19 % im Minus. Dieser Bankenindex zeigt die Wertentwicklung der 24 führenden in den USA börsennotierten Banken. Was sagt uns dieser Chart? Die US-Banken sind auch von der Performance ihrer Aktien her immer noch angeschlagen. Aber die Aktienmärkte als Ganzes betrachtet laufen prächtig. Die Bankenkrise im März wurde als kleine Schwäche bereits wieder abgehakt, und man schaut gen Norden. Aber warum?

Verlauf der Aktienmärkte seit Jahresanfang im Vergleich zu einem US-Bankenindex

Spurensuche

Für die Aktienmärkte als Ganzes könnte man sagen: Die Bankenkrise scheint überwunden zu sein. Auch wenn die Einlagen bei US-Banken weiter schmelzen, so gab es die letzten beiden Wochen doch keinen weiteren Zusammenbruch einer Bank. Und schaut man zum Beispiel auf den Dax, dann sind die Zahlen der einzelnen Unternehmen im Großen und Ganzen gut. Warum also sollte man als Börsianer bitte schön schlecht gelaunt sein? Denn auch die Energiepreise (siehe Gas) verbilligen sich immer mehr, die Versorgungssicherheit mit Brennstoffen scheint gesichert, also ist doch alles bestens?

Bloomberg versucht die gut laufenden Aktienmärkte heute so zu erklären: Als hätte es die kleine Bankenkrise und den Beinahe-Kollaps der Credit Suisse nie gegeben, handeln Dax & Co schon wieder nahe der alten Hochs, und man kann fast den Eindruck gewinnen, als wären alle Sorgen der vergangenen drei Wochen wie weggeblasen. Natürlich war manche Bewegung, insbesondere im Bankensektor, an manchen Tagen etwas überzogen, dennoch zeigen sich viele überrascht, dass die Aktienmärkte insbesondere in der letzten Märzwoche wieder so dynamisch angezogen haben. Schließlich sind weder alle Bedenken um den US-Bankensektor vollständig ausgeräumt, noch ist klar, welche Nachwirkungen sich aus einer möglicherweise konservativeren Kreditvergabe der Banken für die gesamte Wirtschaft ergeben.

Auf der Suche nach Erklärungen fühlt man sich unweigerlich an die Situation Ende Januar erinnert. Niemand ist wirklich überzeugt optimistisch, während Wall-Street-Strategen weiter zur Vorsicht mahnen und Portfoliomanger überwiegend eine eher defensive Positionierung bevorzugen. Was also treibt die Kurse? Die Antwort mag etwas unbefriedigend sein, aber vieles deutet darauf hin, dass erneut nicht die fundamentalen Investoren, sondern passive und regelbasierte Investoren wie Trendfolger den Markt nach oben drücken. Und während sich Momentumindikatoren weiter verbessern und sämtliche Volatilitätsindizes in Richtung der alten Tiefs unterwegs sind, stehen die Chance gut, dass der “Risk-On-Modus” noch einige Tage oder sogar Wochen weitergeht, zumindest solange keine unerwarteten Störfeuer von Seiten der Zentralbanken oder der makroökonomischen Daten kommen.

Unser Abschlusskommentar

FMW: Schauen wir auf den folgenden Chart. In der Tat – wie die Bloomberg-Experten sagen, die Volatilität geht stark zurück. Wir sehen im Chart in blau den CBOE S&P 500 Volatility Index, der sozusagen die Schwankungsintensität der Aktienmärkte darstellt. Je weniger Schwankung, desto niedriger der Index, und desto besser für Aktien. In orange sehen wir erneut den Bankenindex BKX. Wir sehen: Nachdem die Bankaktien im März abstürzten, blieben sie auf den tiefen Niveaus. Als die Bankenkrise im März ausbrach, schoss aus Nervosität die Volatilität der Aktienmärkte durch die Decke, und nun ist sie aber wieder auf dem tiefen Stand von vor der Krise gerutscht – ein Zeichen dafür, dass der Markt von einer Beruhigung der Bankenkrise ausgeht.

Und noch ein gutes Argument, warum die Aktienmärkte derzeit weiter steigen, dürfte FOMO sein, die Fear of Missing out – also die Angst etwas zu verpassen. Viele Anleger wollen wohl nach dem Aktienrausch im Januar nicht ein zweites Mal steigende Kurse verpassen, und bleiben investiert, oder kaufen noch zu. Wir wissen es auch nicht abschließend. Auch wenn die Lage derzeit ruhig zu sein scheint, so laufen die Abflüsse bei Bankeinlagen in den USA dennoch weiter. Ob weitere Bankpleiten kommen, dürfte auch von der umfassenden Stützung durch die Zentralbanken abhängen.

Volatilität der Aktienmärkte im Vergleich zum Nasdaq-Bankenindex

FMW/Bloomberg/Charts: TradingView



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