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Warum ein Dax bei 17.000 Punkten immer noch „günstig“ ist

Gestern sah der Dax das jüngste Allzeithoch bei 17.003 Punkten. Deswegen muss er nicht teuer sein. Hier ein Blick auf aktuellste Bewertungen.

Grafik zeigt Dax im Vergleich zu deutschen Anleiherenditen seit Anfang November

Der Dax wird seit Wochen getrieben von den Aussichten auf sinkende Zinsen in Europa und deswegen sinkenden Anleiherenditen. Diese TradingView Grafik zeigt den Verlauf der letzten 6 Wochen: Der Dax konnte um unglaubliche 1.900 Punkte ansteigen, erreichte gestern mit 17.003 Punkten sein jüngstes Allzeithoch. In perfekter negativer Korrelation dazu sinkt die Rendite für deutsche Staatsanleihen seit sechs Wochen von 2,76 % auf aktuell 2,04 %. Aber ist der Dax deswegen „teuer“ für Neueinsteiger, weil der Indexkurs von Allzeithoch zu Allzeithoch eilt?

Dax von Allzeithoch zu Allzeithoch – deswegen teuer?

Die sinkenden Anleiherenditen geben dem Aktienmarkt die Hoffnung, dass in einigen Monaten die Kreditkosten für Unternehmen und Verbraucher sinken, weil die EZB die Zinsen senken könnte. Letztlich wäre das positiv für Unternehmen, was der Dax nun hoffnungsfroh einpreist. Beim Blick auf den folgenden Chart (Kursverlauf der letzten zehn Jahre) ist es verständlich, dass Neueinsteiger an der Börse erst einmal zurückschrecken, weil man ja „teuer“ einsteigen würde in den Dax, zum Beispiel über Fonds. Aber wer an die zukünftige erfolgreiche Gewinnentwicklung der deutschen Großunternehmen glaubt, der kann die Lage auch anders betrachten. Denn die Börse handelt immer die Zukunft. Und wenn die im Dax enthaltenen 40 Konzerne es schaffen, ihre Gewinne immer weiter zu steigern, und wenn die Märkte (Analysten) für die nächsten Quartale und Jahre weiter steigende Gewinne dieser Konzerne erwarten, dann ist ein Dax bei 17.000 Punkten keinesfalls teuer für Neueinsteiger, sondern eher noch günstig. Das belegt ein Blick auf die aktuelle Datenbasis.

Grafik zeigt Kursverlauf des Dax in den letzten zehn Jahren

Erwartetes KGV in 6 Wochen nur von 10,5 auf 11,65 gestiegen

Das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) zeigt den Kurs einer Aktie geteilt durch den Gewinn des Unternehmens pro Aktie. Je niedriger das KGV, desto günstiger ist die Aktie für Neueinsteiger. KGV-Werte unter 10 gelten als sehr günstig, unter 15 noch als günstig, und über 20 fängt es langsam an teuer zu werden. Jeder Börsianer sieht das vielleicht etwas anders, denn hier gibt es nun mal keine festen Richtgrößen. Für den Dax sieht man aktuell, wenn man alle Gewinne der Dax-Unternehmen zusammen addiert, und sie quasi als Gewinn pro Aktie darstellt: Eine „Dax-Aktie“ – wenn man es so ausdrücken will, wird laut Analystenerwartungen für die nächsten zwölf Monate 1.443 Euro Gewinn bringen. Das ergibt beim aktuellen Dax-Stand von 16.816 Punkten ein KGV von 11,65 für nächstes Jahr. Für übernächstes Jahr liegt die Erwartung sogar nur bei 10,6. Noch vor sechs Wochen, also am Anfang dieser gigantischen Dax-Rally, lag diese KGV-Erwartung bei einem Wert von 10,5. Also ist dank steigender Aktienkurse das Dax-KGV binnen sechs Wochen von 10,5 auf 11,65 gestiegen. Das ist trotz 1.900 Punkte-Rally immer noch ein relativ günstiger Wert.

Natürlich besteht ein potenzielles Investment in Aktien aus mehr als nur dem Blick auf das KGV. Aber die Gewinne und vor allem die Erwartungen an die zukünftigen Gewinn an die im Dax enthaltenen Unternehmen sind ein zentraler Baustein für den Aktienmarkt. Nur wenn Unternehmen steigende Gewinne liefern, können Aktien bei steigenden Kursen attraktiv für Neueinsteiger bleiben. Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens muss in einem gesunden Verhältnis zum Jahresgewinn stehen, damit Börsianer weiter Interesse an einer Aktie haben. Zumindest auf lange Sicht ist das ein wichtiger Parameter. Kurzfristig können Indizes wie der Dax und Einzelaktien natürlich immer auch durch andere Faktoren beeinflusst werden.

Risikohinweis
Der Handel mit Wertpapieren und Finanzinstrumenten kann Ihr Kapital erheblichen Risiken aussetzen, unter Umständen auch über das eingesetzte Kapital hinaus. Trading ist nicht für jeden geeignet. Vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Performance. Die hier gezeigten Analysen stellen keine Anlageberatung dar und sind daher auch keine Empfehlung zum Kauf bzw. zum Verkauf eines Wertpapiers, eines Terminkontraktes oder eines sonstigen Finanzinstrumentes. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können ein individuelles Beratungsgespräch nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.

FMW mit Daten aus Bloomberg-Terminal



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2 Kommentare

  1. Na klar, es lassen sich bestimmt noch ein paar Dumme finden, die bei solchen Kursen einsteigen.
    Niedrige KGVs resultieren aus hohen Zinsen gepaart mit mauem Wachstumspotenzial. Nun könnte man darauf hoffen, dass die EZB die Zinsen senkt und damit die KGVs im Dax noch attraktiver werden. Wenn das aber auf einer drohenden Rezession beruht, sind die Wachstumsaussichten dafür um so schlechter.
    Höhere Kurse beruhen dann lediglich auf Inflation. Aber wer meint, dass seine Ersparnisse an der Börse gut aufgehoben sind, der sollte sie wirklich nicht gerade dann brauchen, wenn er sie nötig hat.

  2. „Für den Dax sieht man aktuell, wenn man alle Gewinne der Dax-Unternehmen zusammen addiert, und sie quasi als Gewinn pro Aktie darstellt: Eine „Dax-Aktie“ – wenn man es so ausdrücken will“

    Habt ihr dafür einen Chart? Es wäre auch interessant die Preiskorrelation zu sehen.

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