Allgemein

OECD-Prognose Weltwirtschaft: Wie groß ist die Gefahr einer Stagflation?

Weltwirtschaft - Frachthafen. Grafik: Feepikcontributorthailand - Freepik.com

Das geringe Wachstum in Europa und anderen Teilen der Welt hat die Befürchtungen geschürt, dass die Weltwirtschaft in eine Ära der Stagflation eintauchen könnte. Doch laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (kurz OECD) verbessern sich die Aussichten für die Weltwirtschaft, wodurch eine Phase der Stagflation wahrscheinlich vermieden werden könne. Nach Einschätzung der OECD gebe es Anzeichen dafür, dass die globale Konjunktur robust bleibt, während die Inflation weiter nachlässt.

Weltwirtschaft: Vermeidung einer Stagflation

Die Aussichten für die Weltwirtschaft verbessern sich, da sich das Wachstum als widerstandsfähiger erweist und sich die Inflation in vielen Ländern schneller abkühlen wird als bisher erwartet, so die OECD.

Zwar könnten Konflikte im Nahen Osten oder anhaltende Preissteigerungen die Wirtschaft immer noch aus ihrer stabileren Lage bringen, doch die in Paris ansässige Organisation erklärte, dass die Risiken „besser ausbalanciert“ seien.

Wie Bloomberg berichtet, hob die OECD die globale Wachstumsprognose für 2024 von 2,9 % im Februar auf 3,1 % an, wobei besonders die Prognosen für die USA, China und Indien deutlich verbessert wurden. In der Eurozone dagegen, wo die größte Volkswirtschaft Deutschland weiter schwächelt, hellt sich die Lage nur langsam auf. Trotzdem dürfte sich im nächsten Jahr die globale Expansion mit 3,2 % fortsetzen.

Die besseren Aussichten deuten darauf hin, dass die Weltwirtschaft nicht in eine Stagflation – eine Periode mit schleppendem Wachstum und steigender Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig hoher Inflation – eintreten wird, auch wenn das Wachstumstempo nicht bald wieder den Durchschnitt von 3,4 % der Jahre vor der Pandemie und der Energiekrise erreichen wird.

OECD hebt die Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft 2024 an
OECD hebt die Prognose für das Weltwirtschaftswachstum 2024 an

Inflation und Geldpolitik bleiben im Fokus

Die Inflation wird schwächer ausfallen als von der OECD vor drei Monaten prognostiziert, mit Ausnahme der USA, wo sie nun einen Preisanstieg von 2,5 % statt 2,2 % in diesem Jahr erwartet. Dennoch sollten die politischen Entscheidungsträger der Fed in der Lage sein, die Zinsen in der zweiten Jahreshälfte zu senken, so die OECD.

Am Mittwoch hielt der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell in Washington die Hoffnung auf sinkende Zinsen im Jahr 2024 aufrecht, räumte aber gleichzeitig ein, dass ein Inflationsschub die Zuversicht der Währungshüter, dass der Preisdruck nachlässt, verringert hat.

Die Einschätzung der OECD für die Weltwirtschaft bestätigt die etwas positiveren Ansichten anderer internationaler Institutionen, darunter der Internationale Währungsfonds (IWF), der seine Prognosen im vergangenen Monat ebenfalls angehoben hat.

Vorsichtiger Optimismus

„Trotz des bescheidenen Wachstums und des anhaltenden Schattens geopolitischer Risiken hat sich in der Weltwirtschaft vorsichtiger Optimismus breit gemacht“, sagte OECD-Chefvolkswirtin Clare Lombardelli. „Die Inflation geht schneller zurück als erwartet, die Arbeitsmärkte bleiben stark und die Arbeitslosigkeit ist auf oder nahe einem Rekordtief.“

In Bezug auf den Aufschwung sagte die OECD, dass die Divergenz zwischen dem starken Wachstum in den USA und dem eher schleppenden in Europa in naher Zukunft fortbestehen wird, was zu einer „gemischten makroökonomischen Landschaft“ führt. Dies wird sich in einem unterschiedlichen Tempo der Zinssenkungen niederschlagen, wobei die Europäische Zentralbank (EZB) vor der Fed mit der Lockerung beginnen wird.

Dennoch sollten die Währungsbehörden laut OECD vorsichtig sein, da Konflikte die Energiepreise und die Inflation in die Höhe treiben könnten und der Kostendruck auch im Dienstleistungssektor langsamer nachlassen könnte als erwartet.

„Die Geldpolitik muss umsichtig bleiben, um sicherzustellen, dass der zugrunde liegende Inflationsdruck dauerhaft eingedämmt wird“, so die OECD.

OECD: Inflationsprognose für 2024

Stagflation: Risiken bleiben

Für die Regierungen bietet das sich verbessernde wirtschaftliche Umfeld die Möglichkeit, die aufgeblähte Schuldenlast in Angriff zu nehmen, die durch höhere Kreditkosten und neue Schulden weiter anschwellen könnte. Der OECD-Bericht warnt auch davor, dass die Länder aufgrund der Bevölkerungsalterung, des Klimawandels und der Notwendigkeit, die Verteidigung zu stärken, mit einem wachsenden Ausgabenbedarf konfrontiert sein werden. Diese Herausforderungen gilt es zu meistern, um eine Stagflation zu vermeiden.

„Mittel- und längerfristig ist die Haushaltslage besorgniserregend“, sagte Lombardelli. „Es bedarf eines robusten mittelfristigen Ansatzes, um die Ausgaben einzudämmen, die Einnahmen zu steigern und die politischen Bemühungen auf wachstumsfördernde Strukturreformen zu konzentrieren.“

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

3 Kommentare

  1. Moin, moin,

    warum sollte die Regierung die „aufgeblähte Schuldenlast“ reduzieren wollen? Da greift die Regierung doch lieber auf neue Steuern und Abgaben der arbeitenden Bevölkerung zurück.

  2. Die genannten OECD-Prognosen für China und Indien könnten zu einer entsprechenden Erdölnachfrage der beiden Schwellenländer führen. Diesbezüglich bleibt die weitere Entwicklung des Ölpreises abzuwarten.

  3. Das gleiche Prozedere vor globalen Krisen: Er herrscht Hochkonjunktur der Schönredner. Im Anschluss werden die Prognosen wieder Stück für Stück nach unten korrigiert.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage

Exit mobile version
Capital.com CFD Handels App
Kostenfrei
Jetzt handeln Jetzt handeln

75,0% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld.