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Wie lange noch Fördermengenkürzungen? Wirtschaft in Saudi-Arabien schrumpft um 4,5 % – Achtung Ölmarkt

Die Wirtschaft in Saudi-Arabien schrumpft im Jahresvergleich um 4,5 %. Hier dazu aktuelle Details und Kommentare.

Blick auf Riad, die Hauptstadt von Saudi-Arabien

Bis Jahresende will Saudi-Arabien noch die Fördermenge für Öl um 1 Million Barrel pro Tag gekürzt halten. Was den Preis nach oben treiben soll, geht also auf Kosten der Absatzmenge. Und was Heute sehen wir: Im dritten Quartal hat Saudi-Arabien eine um 4,5 % niedrigere Wirtschaftsleistung ausgewiesen als im dritten Quartal 2022. Das ist mal ein deutlicher Rückgang! Im Vergleich: Die Eurozone zeigte heute für den selben Zeitraum ein Plus von 0,1 %. Saudi-Arabien aber ist ein Sonderfall, da ein Großteil der Volkswirtschaft stark abhängig von Ölförderung und Ölexport ist. Wird Saudi-Arabien also die Fördermengenkürzung ab Januar nicht weiter verlängern, um mehr Mengen abzusetzen? Aber gut, man wird sehen. Schauen wir erstmal auf die aktuellen Details.

Saudi-Arabien BIP schrumpft aufgrund von Ölförderkürzungen so stark wie seit 2020 nicht mehr

Die Wirtschaft Saudi-Arabiens hat im dritten Quartal den stärksten Rückgang seit 2020 erlitten, nachdem das Königreich die Ölproduktion gedrosselt hatte, um die Preise in die Höhe zu treiben. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im dritten Quartal um 4,5 % im Vergleich zum Vorjahr, was auf einen Rückgang der Ölwirtschaft um 17 % zurückzuführen ist, so die vorläufigen Daten der General Authority of Statistics laut Bloomberg. Auch in der Nicht-Öl-Wirtschaft verlangsamte sich das Wachstum.

Das ist der stärkste Rückgang seit drei Jahren, als die Coronavirus-Pandemie die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft zog, und es ist der erste Produktionsrückgang seit Anfang des Jahres 2021. Der weltgrößte Erdölexporteur Saudi-Arabien hatte im Juli eine einseitige Drosselung der Ölproduktion beschlossen und damit seine Fördermenge auf 9 Millionen Barrel pro Tag reduziert. Das Königreich produziert nun fast 1 Million Barrel pro Tag weniger als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre und wird wohl mindestens bis Ende dieses Jahres auf dem derzeitigen Produktionsniveau bleiben.

BIP-Entwicklung für Saudi-Arabien

Das Wirtschaftswachstum in Saudi-Arabien erreichte im vergangenen Jahr fast 9 % und war damit das schnellste unter den Ländern der Gruppe der 20, angetrieben durch eine Rekord-Rohölproduktion und den Krieg Russlands gegen die Ukraine, der die Energiemärkte in Aufruhr versetzte. Dies trug dazu bei, dass das BIP Saudi-Arabiens zum ersten Mal die Marke von 1 Billion Dollar überschritt.

„Der Rückgang im Ölsektor wird im dritten Quartal wahrscheinlich am stärksten ausfallen“, so Monica Malik, Chefvolkswirtin der Abu Dhabi Commercial Bank PJSC, die für die saudische Wirtschaft in diesem Jahr eine Schrumpfung von 0,8 % erwartet. „Für das vierte Quartal erwarten wir eine geringere Schrumpfung im Erdölsektor, da die Produktion im Großen und Ganzen konstant bleiben wird“.

Die Weltbank schätzt, dass die Wirtschaft in Saudi-Arabien im Gesamtjahr 2023 um fast 1 % schrumpfen wird. Im Gegensatz dazu erwartet der Internationale Währungsfonds immer noch ein bescheidenes Wachstum von 0,8 %, das auf eine robuste Leistung im Nicht-Öl-Sektor zurückzuführen ist. Das Nicht-Öl-Wachstum, der wichtigste Beschäftigungsmotor, in den Kronprinz Mohammed bin Salman Billionen von Dollar investiert, um die Wirtschaft zu diversifizieren, stieg den vorläufigen Daten zufolge um 3,6 %. Auf vierteljährlicher Basis stieg das Nicht-Öl-Wachstum um 0,1 %, was die geringste Beschleunigung seit Ende 2020 darstellt. Insgesamt sank das BIP um rund 4 % gegenüber dem Vorquartal.

Was Bloomberg Economics dazu sagt: „Die Verlangsamung der Nicht-Öl-Aktivitäten war unerwartet, da die Ölpreise hoch waren und während des Quartals im Durchschnitt 86 Dollar pro Barrel betrugen. Dies dürfte der Regierung reichlich Geld für die Binnenwirtschaft in die Kassen gespült haben“. – Ziad Daoud, Chefvolkswirt für die Schwellenländer

„Die Nicht-Öl-Daten deuten auf eine Abschwächung der Dynamik hin“, so Malik von ADCB, „obwohl die hohen Staatsausgaben in den Daten des dritten Quartals sichtbar sind und unterstützend wirken werden.“

Die Entwöhnung der saudischen Wirtschaft von der Abhängigkeit von den Ölverkäufen ist ein zentraler Bestandteil des Plans Vision 2030 von Prinz Mohammed, der 2016 ins Leben gerufen wurde. Die Regierung sagte, dass sie wahrscheinlich bis 2026 Defizite verzeichnen wird, da sie die Ausgaben für Projekte zur Förderung neuer Industrien wie Tourismus und Fertigung beschleunigt. Dennoch entfielen laut Bloomberg Economics im vergangenen Jahr rund 90 % der Exporte aus Saudi-Arabien auf Erdöl und damit eng verbundene Produkte wie Chemikalien und Kunststoffe.

Finanzminister Mohammed Al-Jadaan sagte auf der wichtigsten Finanzkonferenz des Königreichs in der vergangenen Woche, dass es ihm vor allem um die Ankurbelung des Wachstums außerhalb des Ölsektors gehe. Er fügte hinzu, dass er bis Ende dieses Jahres ein durchschnittliches Wachstum von 6 % in diesem Sektor erwartet.

FMW/Bloomberg



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16 Kommentare

  1. Ich denke, gerade die Ölförderländer im arabischen Raum sind an anfälligsten gegenüber der „holländischen Krankheit“.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Inwieweit könnte die Ölförderung auch mit endlichen Reserven zu tun haben?

    1. Markus, das ist die Frage.
      Wenn das Erdöl auf die Art entstanden ist, wie es in den Lehrbüchern steht, ergibt sich die Frage, wo die gigantischen Mengen an Erdöl im Weltraum herkommen.
      Ich weiß es natürlich auch nicht.
      Aber der Verdacht liegt nahe, dass sich Erdöl immer wieder neu in der Erdkruste bildet. und somit auch auf Planeten, wo es nie Pflanzen gegeben hat.
      Untermauert wird diese Theorie dadurch, dass bereits ausgebeutete Ölfelder sich nach Jahrzehnten wieder füllen.

      Viele Grüße aus Andalusien Helmut

      1. Das was bisher an Öl und Gas verbraucht wurde überschreitet die vermutete Bildung aus erdgeschichtlicher Zeit wie Foraminiferen etc.
        Auch Asteroiden gasen Methan aus. Woher kommt das aus den Steinbrocken ? Man ging immer davon aus Öl und Methan, deren Entstehung sei organischen Ursprungs – so die Lehrmeinung. Bis der schwedische Wissenschaftler Kutscherov Methan durch Hitze und Druck herstellte., so wie er im Erdinnern herrscht.

        Wie kommt Erdöl in 10,5 km Tiefe, wie z.B. im Golf von Mexiko ? Die Russen haben bis auf 13 km Tiefe gebohrt.

        1. Oh, unsere Geistesgiganten @ottonorma und @helmut an der Arbeit….

          Methan kann auch durch Serpentinisierung entstehen.
          Die Russen haben in 12 km weder Oel gefunden, noch danach gesucht. Und das Oel in Mexiko beginnt schon in 1.2 km tiefe.
          Und das „Erdoel“ im Weltraum ist Molekül Cyclopropenyl (C3H+)

          Unsere Geistesgiganten…

          1. Ja und ? und was hab ich gesagt ? Sie phantasieren schon wieder, hm ? Und in Arabien stecken Sie nen Strohalm in den Wüstensand und schon kommt Öl.
            Schon in der Antike, bei den Assyrern, war Erdöl bekannt unter dem vielfach abgewandelten Begriff für naphta. Herodot sprach von asphaltos. Er berichtet wie der asphalt aus einem Fluss geholt wird und zum Mauerbau in Babylon verwendet wird.
            Es drang auf natürliche Weise nach oben und sammelte sich in Felsspalten und in Hohlräumen. Die Römer nannten es auch bitumen liquidum. (flüssiges Erdöl)
            In Trinidad ist der größte Naturasphaltsee. Dieser Asphalt ist sehr begehrt weil er die Festigkeitseigenschaften für Asphalt verbessert und so für hohe wie auch niedrige Temperaturen den Strassenbelag festigt, geschmeidiger macht. Es wird aber darauf geachtet den See nicht auszuplündern sondern nur soweit wie der Asphalt auch nachläuft. Gleiche Vorkommen auf Cuba.
            Und das alles aus verwesten Pflanzenteilen ??

            Anscheinend drückt da etwas von unten nach oben.(verwesende Pflanzenteile, Foraminiferen ?) So wie in der Antike schon im Iran. und am Toten Meer
            Und Lomonossow fand einen Erdölsee !! mit einem Baumstamm darin.

  3. Verwechselt @Helmut Erdoel mit Kohlenwasserstoffen?

    1. „…Wenn das Erdöl auf die Art entstanden ist, wie es in den Lehrbüchern steht, ergibt sich die Frage, wo die gigantischen Mengen an Erdöl im Weltraum herkommen…“

      Ich vermute auch, da stimmt was nicht mehr so ganz…aber wer weiß, vielleicht scherzt er mal ausnahmsweise.

      1. Nen, @Columbo, wahrschenlich mal wieder nur Ueberschriften gelesen und nicht den Rest:
        https://www.mpg.de/6633008/Pferdekopfnebel

      2. Entdeckt wurde das Molekül Cyclopropenyl (C3H+) aus der Familie der kleinen Kohlenwasserstoffe. Es ist auch Bestandteil von Erdöl und Erdgas. Ein Theorie für deren Vorkommen ist die Fragmentierung größerer Kohlenwasserstoffe, der sogenannten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, durch energiereiche kosmische Strahlung.

        Eine Theorie, das war es dann aber auch schon.
        Zu behaupten, im Weltall gebe es riesige Mengen von Erdöl, ist ebensolcher Schwachsinn, als würde man schreiben, auf dem Saturnmond Titan gebe es Ergas, nur weil dort riesige Mengen an Methan und Ethan existieren. Ein Bestandteil von etwas ist noch längst nicht der Stoff selbst.

        Meteoriden stammen aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems, in dem bei der Entstehung hauptsächlich Gase zu finden waren. Asteroiden gasen so gut wie gar nichts aus, weil sie fast nur aus Staub, Gesteinen und Metallen bestehen, wie sie im inneren Bereich des Sonnsystems zu finden waren. Daher befinden sich dort auch die Gesteinsplaneten und weiter draußen die Gas- und Eisplaneten.

        Auch Kühe gasen Methan aus, nicht nur Meteoriden. Außerdem bestehen sie zu einem Großteil aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Niemand käme jedoch auf die spinnerte Idee zu sagen, auf den Weiden stehen potenzielle Erdöl- und Ergasquellen herum 😄

        1. Das Methan auf Titan ist flüssig, auch gefroren und spielt auf Titan die gleiche Rolle wie das Wasser auf der Erde. Erdgas besteht zum größten Teil (75-99%) aus Methan.
          Aus Schlammvulkanen, aus wie vielen weiß man nicht, der Tiefsee strömt unablässig Methan in Bläschen nach oben

  4. Also bis jetzt war es meist immer so,das bei geplanter Förderkürzung analog dazu der Preis pro Barrel nach oben ging auf der preisskala. Also mithin ein Leistungsausgleich. Wo da genau die 4,5% Miese herkommen ist schon mehr als fraglich .Als vor 10 Jahren die Preise nur halb so hoch waren,gab es ja auch kein Einbruch im BIP. Ich hoffe nur,daß sich FMW nicht in die Reihe unser staatsfreundlichen Medien gestellt hat,um dem kritischen Leser zu zeigen ,wie toll es doch noch in dschland läuft.

  5. Erdöl im Weltall ist ja eigentlich ein alter Hut.
    Aber ich denke, die Erdöl-Länder und auch die Erdöl-Industrie können besser damit leben, wenn die Lehrbuchtheorie weiter geglaubt wird.

    Kosmische Raffinerie | Max-Planck-Gesellschaft

    https://www.mpg.de/6633008/Pferdekopfnebel

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. @Helmut:
      Haben Sie es ueberhaupt gelesen, wenn Sie schon meinen Link einfach kopieren? Da ist KEIN Erdoel im Weltall. Lesen Sie den Text sorgfaelltig durch!

      1. Das Problem scheint eher ein Kopfnebel zu sein…

        1. @Columbo – besonders problematisch: Der verschwurbelte Kopfnebel…😂

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