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Wohlstandsillusion oder der wahre Grund unserer Probleme

Daniel Stelter hat den Begriff Wohlstandsillusion geprägt – und meint damit, dass wir viel ärmer sind, als wir glauben:

„Über Nacht werden wir aus der Wohlstandsillusion erwachen. Wir werden erkennen, dass wir unseren konjunkturellen Aufschwung selbst finanziert haben und dabei in erheblichem Maße Forderungen aufgebaut haben, die nicht werthaltig sind. Es wird schlagartig sichtbar, dass wir nicht in der Lage sind, ganz Europa zu finanzieren. Und es wird klar, dass unsere Politik die guten Jahre nicht dafür genutzt hat, vorzusorgen, sondern unsere Lasten so zu erhöhen, dass uns der nächste Abschwung umso brutaler trifft“.

Stelter zielt dabei vor allem auf die Ungleichgewichte in der Eurozone und meint die Target2-Salden, die im Falle einer existentiellen Krise der Eurozone wertlos verpuffen dürften.

Aber da gibt es – jenseits der Eurozone und ihrer Problematik – ein Problem, das man als „implizite Verschuldung“ bezeichnet: also Renten-Ansprüche von Beamten etc. Diese Verschuldung sind Zahlungsversprechen, die in Deutschland dem BIP eines ganzen Jahres entsprechen, also ca. 3000 Milliarden Euro. Wie aber kann man diese Verschuldung stemmen?

Durch eine steigende Produktivität (output pro Arbeitsstunde) zum Beispiel. Aber genau da liegt unser Problem: das Produktivitätswachstum nimmt immer mehr ab – und damit wird unsere Verschuldung immer untragbarer. Das ist der Grund, warum wir nun in der derzeitigen Lage sind – mit Notenbanken, die das mangelnde Produktivitätswachstum durch eine geradezu absurde Geldpolitik ausgleichen wollen und damit die Wirtschaft weiter zombifizieren: unproduktive Unternehmen überleben – und ziehen damit weiter die Produktivität nach unten. Hauptsache wir könne so an der Wohlstandsillusion festhalten, das scheint das Wichtigste zu sein!

Das bedeutet: die Welt hat nicht ein Problem, weil die Deutschen so sparsam sind (wie Wirtschaftsnobelpreisträger Krugman meint), sondern weil – und das gilt vor allem für die westliche Welt – das Produktivitätswachstum sinkt. Das hat vielerlei Ursachen (dazu später einmal mehr) – aber eines ist entscheidend: wer nicht begreift, wo unsere wirklichen Probleme liegen, der kann diese Probleme auch nicht lösen! Damit sind wir wieder bei den Notenbanken..

Ifo-Chef Clemens Fuest bringt diesen Zusammenhang messerscharf auf den Punkt – unbedingt ansehen!

 

 

Wie lange können wir noch an der Wohlstandsillusion festhalten?



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2 Kommentare

  1. Sinkende Produktivität sehe ich aus dem Grund weil der Dienstleistungssektor immer stärker wird. Als Beispiel ein Altenpfleger oder Friseur sollte ,bzw beim Friseur kann nur so und so vielen Menschen Haare schneiden,
    Abgesehen davon sollten wir nicht eher über Qualität und nicht Quantität sprechen. Bei vielen Unternehmen ist der Mitarbeiter schon maximalst Arbeitsverdichtet ich sehe da durch Technik nur begrenzte Möglichkeiten die Produktivität zu erhöhen

  2. Das ist sehr unterschiedlich. Aber gerade im Sozialbereich sind die Personen meist überlastet. Im Bürokratiebereich meist eher aufgrund von Unfähigkeit zu langsam am Arbeiten. Aber gerade dort kann man sehr viel Produktivitätsfortschritt erreichen, indem man diese Abschafft oder effizient digitalisiert. Da denke ich dann aber nicht unbedingt an Deutschland, gucken Sie sich die Unfähigkeit in Deutschland bei Elster an.

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