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In den USA sind sie ein wesentlicher Kurstreiber Zero-Day-Optionen der Wall Street kommen nach Europa

An der Wall Street sind 0DTE-Optionen ein echter Kurstreiber

Optionen Wall Street Europa

An der Wall Street sind sogenannte 0DTE-Optionen – Optionen, die noch am selben Tag wieder verfallen – ein echter Kurstreiber geworden. Nun kommen diese 0DTE-Optionen nach Europa – werden sie einen ähnlich großen Einfluß haben wie an der Wall Street?

0DTE-Optionen der Wall Street kommen nach Europa

Der Handel mit Zero-Day-Optionen, der die Wall Street im Sturm erobert hat, wird in der kommenden Woche endlich auch in Europa Einzug halten – ein neuer Test für die seit langem schwächelnden Kapitalmärkte der Region. Darüber berichtet Bloomberg.

Ab dem heutigen Montag wird die Eurex der Deutschen Börse AG Derivate auf den Euro Stoxx 50 (SX5E) notieren, die an jedem Wochentag auslaufen. Damit folgt sie den US-Konkurrenten, die im vergangenen Jahr die inzwischen boomenden, an den S&P 500 gebundenen Kontrakte eingeführt haben. An jeder Börsensitzung können Anleger in Europa Derivate kaufen und verkaufen, die am selben Tag auslaufen, so genannte Zero-Days-to-Expiration-Kontrakte (0DTE).

Ihre Einführung löste auf der anderen Seite des Atlantiks eine Flut von Handelsaktivitäten aus, da Kleinanleger und institutionelle Investoren sie als Instrument für Spekulationen und Absicherungen nutzten.

Zu einem bestimmten Zeitpunkt in diesem Monat machten 0DTE-Optionen 55% des Handelsvolumens für an den S&P 500 gebundene Optionen aus, wie aus den von Nomura Securities International zusammengestellten Daten hervorgeht. Die Derivate sind so populär geworden, dass einige nun befürchten, sie könnten den amerikanischen Leitindex selbst ins Wanken bringen.

0DTE-Optionen – wie ist die Nachfrage in Europa?

In Europa wird der Umfang der Nachfrage nach diesen 0DTE-Optionen von den Teilnehmern genau beobachtet. Doch angesichts der chronischen Unterperformance der europäischen Aktienbenchmarks, der nachlassenden Börsennotierungen (IPOs) und der stagnierenden Volumina haben die Optionen einen schweren Stand, um Wirkung zu zeigen.

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0DTE Boom: Kurzfristige Optionen sind in den USA seit Jahren auf dem Vormarsch

„Sie haben in Europa nicht dieselbe Art von Nachholbedarf“, sagt Kieran Diamond, ein in London ansässiger Derivatestratege der UBS Group AG. „Und der S&P hat einfach eine sehr gute Erfolgsbilanz als wichtigster globaler Liquiditätspool für Aktienvolatilität“.

Am letzten Dienstag lag der tägliche Nominalwert der gehandelten Euro Stoxx 50-Optionen im vergangenen Monat bei durchschnittlich 45 Milliarden Dollar, wie aus den von UBS zusammengestellten Daten hervorgeht. Für die US-Benchmark lag die entsprechende Zahl bei fast 1,3 Billionen Dollar.

Schon vor der Einführung der Verfallstermine am Dienstag und Donnerstag im vergangenen Jahr – die den Handel mit S&P 500-Produkten mit Verfallsterminen an jedem Wochentag ermöglichten – wurden wöchentliche Optionen in den USA immer beliebter, so Diamond. Im Gegensatz dazu konzentriert sich die Aktivität bei Optionen, die an den SX5E gebunden sind, hauptsächlich auf Monatskontrakte.

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Geringere Nachfrage: Optionen mit kürzerer Laufzeit machen einen weitaus kleineren Teil des SX5E-Optionsvolumens aus

Auch wenn die neuen Verfallstermine wahrscheinlich nicht zu einer ähnlichen Euphorie wie in den USA führen werden, könnten sie dennoch die Handels-Volumina in die Höhe treiben, wobei Handelsprofis die Hauptnutzer sind, so Patrick Bonouvrie, Leiter des europäischen Indexderivatehandels bei Optiver BV.

„Weltweit gibt es einen klaren Trend, dass Anleger Optionen mit kürzerer Laufzeit bevorzugen“, so Bonouvrie per E-Mail. „Tägliche Optionen ermöglichen die Absicherung sehr spezifischer Risiken – wie z.B. EZB-Ereignisse – die vorher nicht mit der gleichen Granularität abgesichert werden konnten.

Die Eurex hat zuvor erklärt, dass die neuen Kontrakte eine Reaktion auf die zunehmend starke Nachfrage von Institutionen nach mehr Optionen mit kurzfristigen Verfallsterminen sind. Neben der Einführung von täglichen Verfallsterminen werden die Derivate nun auch zum Börsenschluss um 17:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit abgerechnet, statt wie bisher zur Mittagszeit. Dies wird einen größeren Spielraum für den Handel mit Ereignissen während des Börsentages ermöglichen.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die neuen Derivate bei Kleinanlegern auf großes Interesse stoßen werden. Wie die Börse, die im Mittelpunkt des Booms steht, in dieser Woche mitteilte, haben sich Daytrader als eine wichtige Triebkraft des 0DTE-Booms in den USA erwiesen. Aber die Beteiligung von Kleinanlegern am Aktienmarkt ist in Europa insgesamt wesentlich geringer als auf der anderen Seite des Atlantiks, was darauf hindeutet, dass eine wichtige Nachfragequelle einfach nicht vorhanden ist.

Für einige mag das keine schlechte Sache sein. Strategen in den USA haben spekuliert, dass die 0DTE-Aktivität jetzt so groß ist, dass sie den S&P 500 bewegen kann, da Optionshändler sich beeilen, ihre eigenen Positionen abzusichern, während Händler als Reaktion auf die Schwankungen innerhalb eines Tages sehr aktiv Kontrakte kaufen und verkaufen.

All dies ist Gegenstand einer hitzigen Debatte, deren Ende nicht absehbar ist – eine Debatte, an der sich Europa in absehbarer Zeit wohl kaum beteiligen wird.

FMW/Bloomberg

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