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Trotz hohen Lohnzuwächsen Zinsen zügig senken? Laut EZB-Top-Direktor möglich

Einer der Top 6 Notenbanker der EZB sagt aktuell, dass es möglich sei die Zinsen zügig zu senken. Hier dazu seine Aussagen.

Das Direktorium der EZB. Foto: EZB CC BY-NC-ND 2.0 DEED https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/

Das dürfe Devisenhändler und Aktienbullen interessieren: Wird die EZB ihre Zinsen im Juni senken, oder doch schon früher? Anfang nächster Woche werden die Inflationsdaten für März darüber ein klein wenig mehr Aufschluss geben. Aber aktuell gibt die EZB Signale, dass zügige Zinssenkungen möglich sind. Es geht um aktuelle Aussagen von Piero Cipollone – er ist neben Christine Lagarde einer von sechs Mitgliedern im höchsten Gremium der EZB, dem Executive Board (Direktorium).

EZB-Direktor Cipollone über die Senkung von Zinsen

Die Europäische Zentralbank könnte in der Lage sein, die Zinsen „zügig“ zu senken, selbst wenn die Arbeitnehmer hohe Lohnerhöhungen erhalten, um die seit zwei Jahren anhaltende hohe Inflation auszugleichen, so Direktoriumsmitglied Piero Cipollone (Leitzins aktuell 4,5 %). Bloomberg führt dazu aus: Der italienische Notenbanker sagte in einer heutigen Rede, dass eine Erholung der Löhne und Gehälter notwendig sei, damit Europas angeschlagene Wirtschaft wieder in Schwung komme, und betonte, dass sich die Lohnerhöhungen mit der Zeit abschwächen sollten. Die Inflation geht unterdessen zurück, was bedeutet, dass der Punkt, an dem die Geldpolitik gelockert werden kann, näher rückt, sagte er.

„Ein übermäßiger Fokus auf kurzfristige Lohnentwicklungen könnte die Erholung der Löhne, die stattfinden kann – und muss – damit die derzeit fragile Erholung des Euroraums eine stärkere Basis erhält, nicht vollständig berücksichtigen“, sagte Cipollone in einer Rede in Brüssel. „Wenn die eingehenden Daten das in den Projektionen vom März vorgesehene Szenario bestätigen, sollten wir bereit sein, unseren restriktiven geldpolitischen Kurs rasch zurückzufahren“, sagte er.

Mit diesen Äußerungen hat sich Cipollone seit seiner Berufung in die EZB im November am deutlichsten zum Thema Zinsen geäußert und seinen Status als eine der führenden dovishen Stimmen der EZB gefestigt. Während sich die Vertreter der EZB in Frankfurt weitgehend darüber einig sind, dass die Zinssenkungen auf der Juni-Sitzung beginnen sollen, scheint weniger Einigkeit darüber zu herrschen, wie schnell die Kreditkosten sinken sollten, da die Unsicherheit über die Inflation nach wie vor groß ist.

Cipollone sagte, die geldpolitischen Entscheidungsträger sollten die seit mehr als einem Jahr andauernde Wirtschaftsflaute in der Eurozone mit ihren 20 Ländern nicht aus den Augen verlieren. Deutschland wird laut den heute veröffentlichten Prognosen der Institute, die die Regierung in Berlin beraten, im Jahr 2024 kaum noch wachsen. „Wir sollten angesichts einer seit 18 Monaten stagnierenden Wirtschaft, der abwärts gerichteten Risiken für die Wirtschaftsaussichten und der restriktiven Kreditkonditionen auch in Zukunft maßvoll bleiben“, sagte er.

Ausblick auf anstehende Daten zur Inflation

Der Prozess der Senkung von Zinsen sollte „Schritt für Schritt“ erfolgen, wobei die Auswirkungen auf die sich abmühende Wirtschaft der Eurozone genau beobachtet werden sollten, sagte der lettische Zentralbankgouverneur Martins Kazaks zu Beginn des Tages. „Die Unsicherheit ist groß und wir müssen hier sehr vorsichtig sein“, sagte er. „Wir wollen nicht, dass die Inflation wieder ansteigt, aber im Moment sieht es so aus, als ob der Drache am Boden festsitzt“.

Am Donnerstag wurden auch die ersten Daten zum Verbraucherpreiswachstum für März aus einer großen europäischen Volkswirtschaft veröffentlicht: Spanien meldete einen Anstieg auf 3,2 %. Die Beschleunigung war auf die Rücknahme der staatlichen Unterstützung für Energiekosten zurückzuführen, wobei die zugrunde liegende Inflation etwas stärker als erwartet zurückging. Für den Euroraum insgesamt sagt Bloomberg Economics für diesen Monat einen Rückgang auf 2,4 % voraus, während ein separates Prognosemodell unter Berücksichtigung der jüngsten spanischen Daten einen Rückgang auf bis zu 2,2 % erwarten lässt. Die Daten werden von Eurostat am 3. April veröffentlicht.

Der Chart zeigt seit 2018 die Entwicklung des Leitzinses der EZB (blau) im Vergleich zur Eurozonen-Inflation (orange).

Grafik zeigt Entwicklung von EZB-Zinsen seit 2018 in Relation zur Eurozonen-Inflation

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Italien ist sehr hoch verschuldet, der Mann macht nur seinen „Job“. Ich erinnere hier an Draghi, der in seiner gesamten Amtszeit die Zinsen immer nur gesenkt und nie erhöht hat. Gleichzeitig hat er die Bilanz um mehr als den Faktor fünf ausgeweitet.

    Das war einmalig in der Geschichte der EZB.

    Sein berühmtes Zitat im Spiegel: „Niemand hat das Recht auf hohe Zinsen “ ist „legendär „…

    Man kann Madame Lagarde gar nicht genug dafür danken, das sie, gegen den erbitterten Widerstand der Südländer, die Zinsen erhöht hat.
    Mit einem italienischen EZB Chef wäre das unmöglich gewesen.

    Trotzdem bleibt es dabei, der Kampf zwischen den Falken ist noch lange nicht vorbei…

    Ich persönlich glaube nicht, das der Kampf um die Inflation schon gewonnen ist. Die sogenannte Lohn-Preis- Spirale ist erst am Beginn…
    Das beweisen die jüngsten Entwicklungen bei den Tarifen…

  2. BlaBlaBla… natürlich „könnte“ man die Zinsen senken auf z.B. unter 2% – weil die Wirtschaft so schlecht läuft müsste man sogar. ABER dann kommen Verrückte und leihen hier in Europa 20 oder 200 Milliarden für 2% überweisen nach USA und kassieren 5%. Dann wird Dollar noch stärker und Euro noch schwächer und sie haben auch noch den Wechselkurs zum Vorteil verändert. da gibt es Hunderte dieser Verrückten und dann sind wir noch mehr am Arsch. Wollen ja, können ja, müssen ja, trotzdem Katastrophe nein.

    1. @ Thorsten
      Ja leider und deshalb holen sich die Verrückten jetzt die 3fache Summe und geben sich mit 1% Spread zufrieden.

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