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China und Kapitalflucht: 2015 sind vermutlich 750 Milliarden Dollar abgeflossen

FMW-Redaktion

Mit den heute veröffentlichten Daten zu den Exporten und Importen im Dezember, die besser als erwartet ausgefallen waren, liegt nun die gesamte Datenreihe China für das Jahr 2015 vor. Und daraus ergeben sich interessante Rückschlüsse darauf, wieviel Kapital aus China tatsächlich abgeflossen ist!

So legte der Handelsbilanzüberschuss um 55% gegenüber dem Vorjahreswert auf nun 595 Milliarden Dollar zu. Das liegt aber nicht daran, dass der Export des Reichs der Mitte boomen würde, im Gegenteil: im Vergleich zu 2014 gingen die Exporte um 2,8% zurück. Der Überschuss ergiebt sich lediglich daraus, dass die Importe stark einbrachen, und zwar um satte 14,1% im Vergleich zum Jahr 2014.

Normalerweise müßte ein Handelsbilanzüberschuß eigentlich zu einem Anstieg der Fremdwährungsreserven des Landes führen – eben weil Fremdwährungen ins Land gespült werden. Aus Daten der chinesischen Notenbank People´s Bank of China aber geht hervor, dass die Währungsreserven 2015 um 513 Milliarden Dollar gefallen sind. Dieser herbe Rückgang liegt zum Teil daran, dass der US-Dollar stark aufgewertet hat – und damit ausländische Währungen im Portfolio der Notenbank weniger wert sind, wenn diese ebenfalls zum US-Dollar gefallen sind (was für alle wichtigen Währungen gilt).

Nachdem die Notenbank im August den Yuan drastisch abgwertet hatte, war der Yuan stark unter Druck gekommen – daher griff die PBOC gelegentlich ein, um einen freien Fall in einem latent panischen Markt zu verhindern. Schätzungen gehen davon aus, dass die PBOC daher ca. 375 Milliarden Dollar an Fremdwährungsreserven zur Stützung des Yuan verkauft hat – vor allem in Gestalt von amerikanischen oder deutschen Staatsanleihen (der Black Monday, also der Crash an den Märkten am 24.August 2015 dürfte darin seine Ursache haben: als die Aktienmärkte stark fielen, fiel durch die gleichzeitigen Verkäufe von Staatsanleihen durch die PBOC dieser sichere Hafen, in den Profiinvestoren dann normalerweise umswitchen, weg – es kam zur Panik).

Nun ergibt sich folgende Rechnung: durch den Handelsbilanzüberschuss sind 595 Milliarden ins Land geflossen, während die Währungsreserven um 513 Milliarden Dollar gefallen sind. Das macht in der Summe rund 1,1 Billionen US-Dollar, von denen man die vermuteten 375 Milliarden Dollar abzieht, die die PBOC an Fremdwährungen verkauft hat. Daraus ergibt sich dann, dass 2015 ca. 750 Milliarden Dollar aus China abgeflossen sind. Das ist eine gigantische Kapitalflucht. Und das zeigt: die Abwertung des Yuan ist allemal gerechtfertigt – die Notenbank hattte praktisch keine Alternative zu dieser Abwertung!



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