Devisen

Der Dollar verliert seine Fans: Nichts ändert sich so schnell wie die Lage..

FMW-Redaktion

Vor wenigen Wochen nuoch herrschte an den Märkten einhelliger Konsens: der Dollar wird stärker, weil die Fed die Zinsen weiter anheben wird, während praktisch alle anderen Notenabnken das Gegenteil tun. Klare Sache also. Am 01.Dezember erreichte die Dollar-Euphorie ihren bisherigen Hochpunkt – da schien die Welt noch in Ordnung, die Aktienmärkte waren stark, die Fed-wird-die-Zinsen-anheben-Story war noch voll intakt. Aber dann wurden die US-Konjunkturdaten immer schwächer, vor allem der produzierende Sektor brach geradezu ein. Und damit schwand die Gewißheit, dass die Fed die Zinsen weiter anheben könnte, in der letzten Woche dann der offizielle Abgesang durch James Bullard (St.Louis Fed), der eine Zinsanhebung in diesem Umfeld als „unklug“ bezeichnet hatte.

Und so wurde der Dollar schwächer, weniger zum Euro, der unter der Erwartung weiterer EZB-Maßnahmen am 10.März leidet, aber vor allem zum Yen. Nun zeigen Daten der CFTC, die am späten Freitag Abend veröffentlicht worden waren, dass die Wetten zugunsten des Yen nahe Allzeithochs liegen – trotz der Einführung von Negativzinsen in Japan. Der Dollar aber verliert mehr und mehr seine Fans:

– bullische Wetten auf den Dollar gegenüber den anderen Hauptwährungen sind in der letzten Woche um 25% eingebrochen. Sie liegen nun nur noch bei 11 Milliarden Dollar, das ist der nierigste Stand seit 19 Monaten. Gegenüber dem Hochpunkt vom 1.Dezember 2015 ist das eine Reduzierung um 75%!

– erstmals seit Mai sind die Trader wieder überwiegend bullisch für den australischen Dollar zum US-Dollar

– Shortpositionen auf den kanadischen Dollar zum US-Dollar wurden erheblich reduziert aufgrund des Ölpreisanstiegs

– Shortpositionen im Euro-Dollar wurden erheblich reduziert – jedoch ohne, dass Long-Positionen ausgebaut worden wären

Geht man davon aus, dass eine Long-Positionierung im Dollar für Risikobereitschaft steht, hat sich also eine gewisse Risikoaversion durchgesetzt. Es mehren sich in den USA Stimmen von Portfolioverwaltern, die davon ausgehen, dass die USA direkt vor einer Rezession stünden. Sie gehen daher davon aus, dass die Rediten für US-Staatsaanleihen auf neue Allzeittiefs fallen werden – und dementsprechend der Dollar weiter abwertet, weil die Fed dann gezwungen sein könnte, QE4 zu betreiben statt die Zinsen zu erhöhen. Es sieht so aus, als stünden die Märkte mit ihrer Liebe zum US-Dollar – einst der überfüllteste Zug der Welt – vor einem Paradigmenwechsel.

Und so bewahrheitet sich offenkundig wieder einmal der alte Spruch: „Nichts ändert sich so schnell wie die Lage!“



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1 Kommentar

  1. temporär spielt der Markt aber erst mal neues QE bei der EZB, daher Dollarstärke gegenüber EUR

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