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Deutsche Börse mit „neuem“ Börsensegment – dazu ein paar Gedanken

Nun ist es ja endlich raus. Das "neue" Segment der Deutschen Börse wird "Scale" heißen und geht am 1. März an den Start. Voller Stolz (so macht es zumindest den Eindruck) hat man verkündet, dass am...

FMW-Redaktion

Nun ist es ja endlich raus. Das „neue“ Segment der Deutschen Börse wird „Scale“ heißen und geht am 1. März an den Start. Voller Stolz (so macht es zumindest den Eindruck) hat man verkündet, dass am Ideenwettbewerb zur Namensfindung nach einen öffentlichen Aufruf 550 Vorschläge eingereicht wurden. Wäre auch der Name „Recycling“ oder „Entry Standard Reloaded“ angebracht? Hier gleich mal ein Originalzitat der Deutschen Börse zu dem Thema. Erkennen Sie hier auch einen Widerspruch? Lesen Sie die nächsten beiden Sätze bitte genau:

Mit Scale will die Deutsche Börse den Zugang zu Investoren und Wachstumskapital für kleine und mittlere Unternehmen verbessern. Zur Zielgruppe gehören Unternehmen mit erprobten Geschäftsmodellen, die sich auch bei Investoren bereits bewährt haben.


Handelssaal der Deutschen Börse, inzwischen mehr Kulisse für TV-Interviews. Der Handel läuft fast nur noch elektronisch. Foto: DesertEagle/Wikipedia Gemeinfrei

Also will man gerade Investoren besseren Zugang zu Wachstumsstorys geben, und Wachstumsfirmen bessern Zugang zu risikoaffinen Investoren. Gleichzeitig aber will man hier nur Firmen zulassen, die schon erprobte Geschäftsmodelle haben, und die Investoren schon gezeigt haben, dass sie Umsätze und Gewinne machen können, richtig? Wenn das mal kein Widerspruch ist, dann wissen wir es auch nicht mehr. Zitat Deutsche Börse:

Von unserem neuen Segment werden vor allem kleine und mittelständische Unternehmen profitieren, denn hier ist der Bedarf an einem besseren Zugang zu Eigenkapital besonders groß“, sagte Carsten Kengeter.

Alles schön und gut, wenn man Mittelständlern mehr Zugang zu frischem Eienkapital geben will, aber dann gleich von einem „neuen Marktsegment“ zu sprechen… es wirkt eher wie der Versuch so zu tun, als würde man endlich wieder mehr Leben in den Laden bringen (zu wenig los bei IPO´s?). Was hat die Damen und Herren da bitte geritten? Dazu braucht es auch kein neues Marktsegment. Man hätte auch gleich sagen können, dass man einerseits einen auf „Innovativ“ machen möchte, aber vor einem wirklichen Wiederaufleben des „Neuen Marktes“ zurückschreckt wegen den damaligen schlimmen Auswüchsen? Tja, Risiko gehört nun mal dazu bei wirklichen Wachstumsstorys. Das eine kann man vom anderen nicht trennen.

„Scale“ wird zwar als neues Segment präsentiert, ersetzt aber den bisher existierenden „Entry Standard“ der Deutschen Börse. Je nach Segment in dem eine Aktie gelistet wird, hat das Unternehmen höhere oder geringe Transparenz- und Veröffentlichungspflichten, was gerade kleinen Firmen viel Bürokratieaufwand bringen kann. Wie man schon früher verkündet hatte, rechnet man damit, dass zum Start von „Scale“ gut 40 der im Entry Standard bisher enthaltenen 140 Aktien in „Scale“ gelistet werden, während der Rest wahrscheinlich in den „Freiverkehr“ abgeschoben wird. Kann man folglich eher von einem Rückschritt mit kosmetischer Namenserneuerung sprechen, weil ein neuer Namen sich ja immer gut macht? Aber es ist ja niemand zu Schaden gekommen durch diese Mitteilung der Deutschen Börsen, von daher wollen wir mal nicht zu sehr darauf rumreiten. Die Damen und Herren werden schon wissen, was sie da tun. Hier die Mitteilung der Deutschen Börse im Original:


Das neue Segment der Deutschen Börse für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wird den Namen Scale tragen. Dies ist das Ergebnis des Namenswettbewerbs, zu dem der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, die Öffentlichkeit im November 2016 aufgerufen hatte. Insgesamt wurden rund 550 Vorschläge eingereicht. Scale startet am 1. März und ersetzt den Entry Standard für Aktien und Unternehmensanleihen.

„Der Name Scale definiert klar unser Ziel, das bestehende Ökosystem für Unternehmensfinanzierungen auszubauen. Von unserem neuen Segment werden vor allem kleine und mittelständische Unternehmen profitieren, denn hier ist der Bedarf an einem besseren Zugang zu Eigenkapital besonders groß“, sagte Carsten Kengeter. „Ich freue mich, dass so viele unserem Aufruf gefolgt sind und besonders darauf, mit dem Gewinner das Spiel der Eintracht zu sehen.“ Den Gewinner des Wettbewerbs und bis zu vier Freunde lädt Kengeter zu einem Bundesliga-Heimspiel von Eintracht Frankfurt ein.

Mit Scale will die Deutsche Börse den Zugang zu Investoren und Wachstumskapital für kleine und mittlere Unternehmen verbessern. Zur Zielgruppe gehören Unternehmen mit erprobten Geschäftsmodellen, die sich auch bei Investoren bereits bewährt haben.

Um in das neue Segment aufgenommen zu werden, sind unter anderem Mindestgrößen hinsichtlich definierter Unternehmenskennzahlen zu erfüllen sowie die Zusammenarbeit mit einem Deutsche Börse Capital Market Partner vorzuweisen, der die Eignung für das Segment prüft und die Unternehmen auch nach dem Börsengang betreut. Ebenfalls verpflichtend sind die von der Deutschen Börse beauftragten und bezahlten Research-Reports, die von Edison Investment Research und Morningstar erstellt werden.

Ziel der Deutschen Börse ist es, ein funktionierendes Ökosystem für Wachstum in Deutschland und Europa zu etablieren, das Unternehmen in allen Wachstumsphasen bis hin zur Notierung an der Börse begleitet und damit auch mehr Börsengänge hervorbringt.



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2 Kommentare

  1. Raider heißt jetzt Twix…

  2. Da isser ja wieder ^^ Der neue „Neue Markt“.

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