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Irland und sein gigantischer Schattenbanken-Sektor

FMW-Redaktion

In Irland sind die Wiesen grün, die Butter schmeckt gut, und die Banken des Landes wurden durch den Steuerzahler gerettet. Allerdings wanderte damit die Verschuldung des Bankensektors zum Staat, aber Staaten können ja nicht insolvent gehen, nicht wahr??!

Aber Irland hat nicht nur ein Problem mit der Verschuldung von Banken, sondern es hat auch ein Schattenbanken-Problem. Denn der Bereich Schattenbanken ist in Irland groß, um nicht zu sagen: riesig! Dabei liegt das kleine Irland auf einer Stufe mit dem Schattenbanken-Sektor des nicht unwesentlich größeren China. Zu diesem Sektor zählen Hedgefonds, Mutual Funds, auch Versicherungen. Insgesamt betragen die Assets der Schattenbanken in Irland 2,3 Billionen Euro – und damit das 10-fache des BIPs Irlands:

https://twitter.com/markets/status/702409283116376065/photo/1

Und nun wächst die Sorge, dass da etwas schief laufen könnte, nachdem die eine oder andere Schattenbank dabei erwischt wurde, wie sie, sagen wir mal so, etwas unsaubere Geschäfte getätigt hat etwa mit russischen Briefkasten-Firmen.

Und die Befürchtung ist nun, dass reguläre Banken in Europa in Irlands Schattenbanken-Sektor einige Geschäfte ausgelagert haben, damit diese nicht so unschön und für alle sichtbar in der eigenen Bilanz schlummern. Oder es geht um Geschäfte regulärer, gut beaufsichtigter Banken in Deutschland oder Frankreich, die gerne an der Aufsicht vorbei ein bißchen Geld verdienen wollen. Daher ist auch die irische Bankenaufsicht auf das Thema aufmerksam geworden – und möchte von diesen Schattenbanken nun Genaueres wissen. Auch die EZB sorgt sich und meint, da könnten Risiken lauern – nur wisse man leider nichts von diesen Risiken, was wiederum irgendwie ungünstig sei.

Seit der Finanzkrise ist der Schattenbanken-Sektor nämlich stetig gewachsen – global auf nun ca. 36 Billionen Dollar. Und das mit beeindruckenden Wachstumsraten, seit 2011 kommen jährlich 1,3 Billionen Dollar hinzu. In Europa ist das unangefochtene Zentrum Irland und damit weitgehend synonym Dublin, weit vor den USA und Großbritannien. Der Grund ist klar: die liebe Steuer, die in Irland gewissermaßen der Exportschlager schlechthin ist. Und die Schattenbanken verstehen es zudem, ihre Transaktionen in komplexe Strukturen zu verpacken, sodaß gar keine oder nur eine minimale Besteuerung anfällt – und das im Steuerdumping-Land Irland!

Sollte nun etwas schief gehen bei diesen Schattenbanken, hätte Irland automatisch ein Problem. Weitere Bail-outs wären der Bevölkerung kaum zu vermitteln, schon gar nicht, wenn es um Schattenbanken geht oder sich faktisch nicht-irische Gesellschaften dahinter verbergen. Je größer nun die Unruhe an den Finanzmärkten wird, umso größer die Sorge der Regulatoren, dass sich in dem schwarzen Loch Schattenbanken etas zusammen braut, was man zu spät erkennt und daher katastrophale Folgewirkungen haben könnte.

Und sollte UK aus der EU austreten, dann wird Dublin endgültig die Haupstadt des Schattenbanken-Sektors. Und darüber wären dann die Briten vermutlich nicht wirklich „amused“..



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1 Kommentar

  1. Unter welchen der vielen Schreckensberichte schreibe ich diesen Kommentar wohl am besten? Könnte ich tatsächlich ein paarmal kopieren.

    Heute habt ihr ja wirklich so um die gefühlt siebenunddreißig Berichte (und da der Tag noch nicht um ist, folgen wahrscheinlich noch weitere fünfzig), bei denen dann auch ein eingefleischter Optimist letztlich am Boden zerstört darnieder liegt.

    Da gibt man sich doch besser gleich ne Kugel – so eine von Ferrero.
    Die sind angeblich förderlich zur Stimmungsaufhellung bei versiegendem Serotoninfluss.

    Aber bitte nicht falsch verstehen. Ich bin froh, dass ihr die Leser darauf aufmerksam macht. Wie der Lesende mit der Information umgeht, liegt dann an jedem selbst.
    Schöne Grüße
    Gerd

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