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UniCredit: 13 Milliarden Euro-Kapitalerhöhung gelungen, Aktie unbeeindruckt

Die größte italienische Bank UniCredit hat ihre Kapitalerhöhung über 13 Milliarden Euro erfolgreich abgeschlossen. Ganz genau genommen habe man zum Ende der Zeichnungsfrist 99,8% der...

FMW-Redaktion

Die größte italienische Bank UniCredit hat ihre Kapitalerhöhung über 13 Milliarden Euro erfolgreich abgeschlossen. Ganz genau genommen habe man zum Ende der Zeichnungsfrist 99,8% der angebotenen neuen Aktien losschlagen können, so die Bank in ihrer Mitteilung. Damit nimmt man genau 12,968 Milliarden Euro ein. Dies ist die größte Kapitalerhöhung einer Aktiengesellschaft in Italien überhaupt. Die Angebotsphase für die neuen Aktien lief in Italien, Deutschland und Polen vom 6.-23. Februar.

Positiv zu bewerten ist, dass UniCredit die neuen Aktien überhaupt verkaufen konnte. UniCredit hatte sich für diese Platzierung sage und schreibe 31 Konsortialbanken mit ins Boot geholt, damit die wiederum diese Aktien unterbringen konnten bei vermeintlich ausgehungerten Großinvestoren (nach Jahren von Nullzinsen in Europa und USA). Dabei waren neben den üblichen Verdächtigen wie JPM, Goldman, Deutsche, Citi, BoA auch viele Banken aus der zweiten Reihe.

Der Aktienkurs von UniCredit zeigt sich heute wenig begeistert vom Erfolg der Kapitalerhöhung. Nach dem gestrigen Handelsschluss bei 12,44 Euro notiert die Aktie heute mit laufen 2% im Minus. Hätte die Aktie nicht eigentlich einen Freudensprung verdient gehabt? Den gab es heute früh nur ganz kurz rauf auf 12,70 Euro – mittlerweile notiert die Aktie aber wie gesagt im Minus. Informierte Anleger hatten schon in den letzten Wochen das „Kleingedruckte“ für diese Kapitalerhöhung gelesen. Denn da war geschrieben Zitat:

„The underwriting syndicate members (with the exception of UniCredit Corporate & Investment Banking) have committed, severally and not jointly, to subscribe any newly issued shares that remain unsubscribed at the end of the Auction, up to a maximum amount equal to the aggregate amount of the offering.“

Die restlichen 0,2% der Kapitalerhöhung werden über die Börse frei verkauft, aber die ganze Transaktion war eh nie in Gefahr, wie man dem Text entnehmen kann. Wäre es ein Desaster geworden, und beispielsweise nur 10% oder 30% oder 50% der angebotenen Aktien wäre von Anlegern abgenommen worden, so hätten die Konsortialbanken die neuen Aktien in die eigenen Bücher genommen – dazu hatte man sich als Konsortium verpflichtet. Also war dieser aktuelle Erfolg schon seit Anfang der Kapitalerhöhung eingepreist. Positiv für den Kapitalmarkt Italien ist wie gesagt zu sehen, dass diese neuen Aktien fast zu 100% tatsächlich an echte Investoren gingen, und nicht in den Büchern der Konsortialbanken gebunkert wurden.

Daran kann man, wenn man es denn will, ablesen: Die Anleger vertrauen entweder darauf, dass Rom und Brüssel den Laden (den italienischen Bankensektor) so oder so zusammenhalten werden. Oder die Anleger sind einfach derart ausgehungert und auf der Suche nach Renditechancen, dass sie sogar bei UniCredit neue Aktien kaufen. Hört man das Marktgeflüster aus italienischen Finanzkreisen, soll es in der Tat so sein, dass Anleger es als vertrauenswürdig erachten, dass sich der Aktienkurs der UniCredit im Verlauf des Monats Februar noch relativ robust gezeigt hat.

Seit der finalen Genehmigung der Kapitalerhöhung vom 1. Februar war die Aktie von 12,84 Euro auf gestern 12,44 Euro gefallen. Das geht ja noch, werden sich wohl viele Investoren gedacht haben. Mensch, das ist aber robust… ? Vorher gab es schon letztes Jahr Ankündigungen zur Kapitalerhöhung, am 12. Januar dann die Zustimmung der Aktionäre. Mag es die Zeichner der neuen Aktien „beeindruckt“ haben, dass die Aktie sich rückwirkend betrachtet seit Mitte Dezember über 12 Euro gehalten hat? Diese Sichtweise muss wohl für diese erfolgreiche Emission genügt haben.

Das Vertrauen des Kapitalmarkts in den italienischen Bankensektor ist somit wieder hergestellt… (!?) Man kann es aber auch wirklich ernsthaft positiv sehen. Die Aktie hält sich, 13 Milliarden Euro wurden real von echten Investoren aufgenommen, die Geld in eine italienische Bank investiert haben. Sei es auch nur aus Spekulationszwecken – ein gewisses Vertrauen muss schon vorhanden sein, worin auch immer!


Der Verlauf der UniCredit-Aktie seit September 2016.



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