Während der Corona-Pandemie in China wurde ein verstörender Anstieg der Selbstmordrate bei Jugendlichen um 20% verzeichnet. Diese alarmierenden Zahlen werfen ein Licht auf die Auswirkungen von sozialer Isolation, Ängsten vor dem Virus, anhaltendem Stress und finanziellen Schwierigkeiten, die mit einem erhöhten Suizidrisiko in Verbindung gebracht werden. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Chinese Center for Disease Control and Prevention (CDC) gibt einen Einblick in diese besorgniserregende Entwicklung.
Verstörende Bilder während des Lockdowns
Es waren verstörende Bilder, die während des Lockdowns im letzten Jahr auf WeChat und Weibo geteilt wurden: Menschen, die sich aus Fenstern oder Hochhäusern stürzten oder sich in Treppenhäusern erhängten. In China sterben Menschen leise. Normalerweise nehmen ältere Mitbürger sich das Leben, weil sie ihren Angehörigen nicht zur Last fallen wollen. Gift ist eine beliebte Methode, weshalb Rattengift nicht im normalen Handel erhältlich ist. Es ist normalerweise äußerst selten, dass sich Menschen öffentlich selbst töten. Während der Kulturrevolution war es jedoch oft ein letzter Protest gegen die Qualen der Selbsterniedrigung und öffentlichen Demütigung bei den Kampf- und Kritiksitzungen. In dem Buch „Die drei Sonnen“ von Cixin Liu beschreibt der Autor eindrücklich eine solche Szene.
Anzahl der Selbstmorde „nicht zur Veröffentlichung“ gedacht
Anekdotische Evidenz ist immer ein schwieriges Feld, da sie manchmal etwas vermitteln kann, was trockene Daten nicht können. Es wäre interessant, eine statistisch belastbare Aussage darüber zu erhalten, wie sich die Selbstmordrate in China während der Corona-Pandemie und insbesondere im letzten Jahr entwickelt hat. Das chinesische Gesundheitsministerium hat jedoch bereits im November letzten Jahres klar gemacht, dass diese Daten „nicht zur Veröffentlichung“ gedacht seien.
Das CDC hat nun in ihrem Journal „CDC Weekly“ einen Aufsatz über die Entwicklung der Suizide von 2010 bis 2021 vorgelegt, der zumindest einen kleinen Einblick in die Corona-Jahre gibt. In den beobachteten 11 Jahren zeigte die altersstandardisierte Selbstmordsterblichkeitsrate insgesamt einen abwärts gerichteten Trend und sank von 10,88 auf 5,25 pro 100.000 Personen. Sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten gab es signifikante Rückgänge bei der altersstandardisierten Sterblichkeit (städtisch: -4,1%, ländlich: -5,7%). Die altersstandardisierten Sterblichkeitsraten nahmen bei Männern und Frauen ähnlich ab (Männer: -6,0%, Frauen: -6,2%). Auch bei Erwachsenen im Alter von 25 bis über 60 Jahren nahmen die Selbstmordsterblichkeitsraten ab.
20% Anstieg der Selbstmordrate bei Jugendlichen während Corona
Jedoch gab es bei den Heranwachsenden sowohl vor Corona einen Anstieg der Selbstmordraten als auch vor allem während der Pandemie. Bei den 15- bis 24-Jährigen stieg sie um sagenhafte 20% an. Die Daten zeigen auch deutlich, dass es in der Anfangszeit von Corona zu einer Zunahme der Selbsttötungen bei Erwachsenen kam, aber im Jahr 2021 wieder abnahm. Dies korrespondiert damit, dass sich das Leben in China nach den ersten schwierigen Wochen wieder normalisierte.
Die Forscher schreiben über die Gründe für den erheblichen Anstieg der Selbstmordrate bei Jugendlichen: „Viele Menschen waren während dieser Zeit sozial isoliert, hatten Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus, litten unter anhaltendem Stress und finanziellen Schwierigkeiten. All diese Faktoren wurden mit einem erhöhten Suizidrisiko in Verbindung gebracht.“
Keine wesentliche erhöhte Selbstmordrate in Deutschland
Interessanterweise gab es in Deutschland während der Corona-Pandemie keinen vergleichbaren Anstieg der Selbstmordrate. Die Anzahl der Selbsttötungen nahm zwar im Vergleich zu 2019 zu, blieb jedoch deutlich unter dem Niveau von 2018.
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