Es ist seit Langem Konsensus, dass fallende Zinsen, billiges Geld, gut für die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen sind, ergo die Aktienmärkte antreiben, die diese Hoffnung einpreisen. Doch ist das immer so? Ein Blick in die Vergangenheit lässt Zweifel aufkommen.
Aktienmärkte und der von Alan Greenspan kreierte Fed-Put
Der Aktienmarktstratege bei der Investmentbank UBS, François Trahan, stellte kürzlich fest: „Es ist richtig, dass die Zinssenkungszyklen der Fed gleichbedeutend waren mit Aktienrallyes“. Und er fügte hinzu: „Dies galt nach dem Börsencrash von 1987, während der Rezession von 1990 oder in der Asienkrise 1997.“
Am stärksten war die Rally an den Aktienmärkten im Jahr 1995. Ein Jahr nach der ersten Zinssenkung waren die Kurse um fast 20 Prozent gestiegen, auch 1991 waren es deutlich mehr als zehn Prozent.
Die Regel verlor nach 2000 ihre Gültigkeit
Erstaunlicherweise stand der S&P 500 während der letzten beiden Zinssenkungszyklen, nach 2001 wie auch nach 2008, zwölf Monate nach der ersten Zinssenkung, mit etwa 16 Prozent im Minus. Jetzt kann man natürlich anführen, dass diese beiden Konjunkturzyklen zu wirtschaftlichen Extremsituationen geführt hatten. 2000 platzte die Internet-Bubble und 2008 hatte die Subprime-Krise die Finanzwelt an den Rand des Zusammenbruchs geführt – eine gigantische Schuldenblase damals. Aber ist die heutige Situation im Bereich der Unternehmensverschuldung wirklich sehr viel harmloser?
Fazit: Aktienmärkte und Zinssenkungen
Es ist alles andere als ausgemacht, dass der Fed-Put ausgerechnet im Jahr 2019 wieder an Strahlkraft zurückgewinnt, sprich die Kursentwicklung der Aktienmärkte beflügelt. Es gibt aber auch ein Argument, welches man nicht außer Acht lassen kann.
Noch nie in der überschaubaren Vergangenheit wurde ein Zinssenkungszyklus von einer so tiefen Basis aus gestartet, so dass ein längeres Überwintern im „Fixed-Income“-Markt für kapitalhungrige Institutionen kaum möglich erscheint. Wobei wir wieder bei dem ungeliebten Akronym mit den vier Buchstaben wären („TINA„). Aber, der entscheidende Satz von gestern Abend, gesprochen von einer Analystin, lautet für mich: „Global monetary policy is less effective than ever!“
Die Medizin tieferer Zinsen wirkt nicht mehr so wie früher.
Außerdem wurde aus vielen Argumentationen gestern deutlich, dass die USA die Zinssituation in Japan, wie auch in Europa fürchten „wie der Teufel das Weihwasser“.
By Andrés Nieto Porras from Palma de Mallorca, España – Donde el dinero ficticio se hace real, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24334228
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