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Aktienmärkte: Ausbruch – oder drücken Gewinnmitnahmen bei Tech?

Obwohl wir seit Ende März eine gigantische Rallye der Aktienmärkte erlebt haben, stockt der Aufwärtstrend seit sechs Wochen. In der ersten Juniwoche haben sowohl Dax als auch der S&P 500 ein Hoch erreicht, welches in dieser Woche mehrfach getestet aber noch nicht entscheidend überwunden werden konnte. Stehen wir vor einer größeren Korrektur durch Ausbildung eines charttechnischen Doppeltopps – oder war die Phase nur ein Ausatmen zur Verarbeitung der vorherigen Kursanstiege? Selbst der Nasdaq hat in der letzten Woche pausiert und in der neuen Woche kommt die Berichtssaison in den USA so richtig in Fahrt, unter anderem mit Zahlen von IBM am Montag, dann am Mittwoch und Donnerstag mit zwei ganz „dicken Brummern“: Microsoft und Amazon. Hier ein kleiner Blick auf die Rahmenbedingungen:

Aktienmärkte: Die Wirtschaftsindikatoren aus China, Europa und den USA

Auch wenn die Wirtschaftsdaten derzeit nicht die Relevanz früherer Tage besitzen, so spielt die Dynamik in der Geschwindigkeit der Erholung doch eine gewisse Rolle – V-förmig, oder wie auch immer.

Nach dem absoluten Tief der globalen Einkaufsmanagerindizes im Monat April achtet man bei jeder monatlichen Veröffentlichung zumindest darauf, wie schnell sich die Wirtschaft der Industrieländer nach dem Lockdown erholen wird. Dass es relativ schnell aus den Untiefen nach oben gehen würde ,war klar – denn noch nie waren vier Milliarden Menschen fast gleichzeitig pandemiebedingt in häuslicher Quarantäne. Bis zur letzten Veröffentlichung für den Monat Juni ging es in den meisten Ländern deutlich in Richtung Wachstumsschwelle von 50.

Am deutlichsten in China – egal wie werthaltig die Daten auch sein mögen, entscheidend ist, ob die Aktienmärkte diese für relevant erachten – aber der Lockdown im Reich der Mitte war auch im März bereits beendet.

Erkennbar an den letzten Daten: 50,9 und 54,4 Punkte für die Einkaufsmanagerindizes verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungen, dazu ein Wachstum von 3,2 Prozent im zweiten Quartal. So weit ist man in der Eurozone natürlich noch nicht, auch wenn sich die EM mit 47,3 und 48,4 auch schon wieder gut erholt haben.

Seltsame Daten liefert die größte Volkswirtschaft der Welt: Trotz über 17 Millionen längerfristiger Arbeitslosenanträge der Amerikaner lag der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Juni bei 52,6, für die Dienstleistungen sogar schon bei 57,1 Punkten. Einschränkend muss die Methodik der Datenerhebung angeführt werden, denn die Wachstumsraten beziehen sich auf den letzten Monat, ansonsten wäre die Rezession in Übersee schon Schnee von gestern. Die neuesten Realdaten zeigen aber bereits wieder ein deutliches Abflachens des Tempos der Wirtschaftserholung – die Verzögerungen der Lockerungen des Lockdowns zeigen Bremsspuren für die Wirtschaft. In der kommenden Woche gibt es zu Wochenschluss neue Daten der Einkaufsmanager, nämlich die aus Europa.

Bisher: Einkaufsmanagerindex Industrie April 33,4 – Mai 39,4 – Juni 47,4

Covid-19, immer noch auf dem Vormarsch

Über die Ausbreitung der Virusinfektion braucht eigentlich nicht mehr viel geschrieben zu werden, die Anstiege der Infektionszahlen von Ost nach West sind das Thema in allen Nachrichten. Den Vogel in dieser Entwicklung schließen zweifelsohne die USA ab, mit ihrer Vervierfachung der Infektionszahlen von unter 20.000 Mitte Juni auf mittlerweile fast 78.000 Neuinfektionen. Der führende Virologe in den USA, Dr. Anthony Fauci, sprach schon von möglichen 100.000 Fällen pro Tag und davon, dass man derzeit die Kontrolle verloren habe. Für die größte Volkswirtschaft der Welt wäre das natürlich das Negativszenario schlechthin, was die mit Abstand größte Börse der Welt derzeit noch ignoriert – die Hoffnung (Stichwort Moderna) stirbt zuletzt.

Covid-19 ist und bleibt ein Rätsel, auch für die Wissenschaft

Zyniker könnten behaupten, dass die USA mit ihrem Umgang mit der Pandemie eher eine Herdenimmunisierung (falls es diese auch gibt) erreichen, als dass ein Impfstoff zur Verfügung (ein bis zwei Jahre) steht. Die Zahl der Infizierten erreicht bereits in zwei Tagen die 4-Millionengrenze, offiziell. Aber hat der Chef der Gesundheitsbehörde CDC, Robert Redfield, nicht schon vor Wochen behauptet, auf eine entdeckte Infektion kämen 10 unentdeckte? Eine unglaubliche Zahl bei fast 80.000 (entdeckten) täglichen Fällen.

Und was ist eigentlich mit der Antikörperstudie aus New York, die der Gouverneur, Andrew Cuomo, bereits vor Wochen veröffentlicht hat?

In Studien von Mai und Juni waren im Stadtteil Bronx bei 32,8 Prozent der Getesteten Antikörper gefunden worden und damit Hinweise auf eine überstandene Covid-19-Infektion. In Brooklyn und Queens etwa 20 Prozent, in Manhattan 16,5 Prozent und in der Stadt insgesamt 21,6 Prozent der Getesteten. Und diese Ergebnisse sind schon Wochen alt und weit vor der aktuell großen Welle erhoben worden. Aber wie valide sind diese Ergebnisse, aber wenn sie zutreffen, was bedeutet dies für die Gesamtsituation in den USA? Und was für die Aktienmärkte?

Es gibt ja solche Studien nicht nur in den USA, sondern auch aus Bergamo, Ischgl oder Heinsberg, oder auch aus Stockholm. Wann gibt es neue Erkenntnisse in Deutschland? Es laufen bereits drei größere Studien. Fragen über Fragen.

Die Börsen

Man kann es kaum glauben: Der Dax performt den S&P 500 auf Sicht von drei Monaten oder seit dem Tief vom 18. März aus. Auffällig auch die letzten Wochen, nicht nur beim deutschen Leitindex, sondern auch beim breiten EuroStoxx. Die großen Adressen, ob Goldman Sachs, Bank of America, Morgan Stanley oder auch BlackRock, alle empfehlen den Nachzügler Europa und setzen dies auch in der Asset Allocation um – die Krisenpolitik Donald Trumps hinterlässt ihre Spuren.

Ein weiterer Grund ist sicher auch der partielle Ausfall des „Financial Engineerings“, sprich die üppigen Nachkäufe eigener Aktien. Sollte dies auch seitens der Regierung (Wahlsieger Joe Biden?) beschränkt werden, so könnte die Dominanz der amerikanischen Aktienmärkte erstmals seit einem Jahrzehnt ins Stocken geraten. Mit jedem weiteren Anstieg der Coronazahlen wird der Vorsprung des demokratischen Herausforderers größer, die Aktienmärkte sollten für die Einpreisung solcher Konsequenzen nicht bis zum 3. November warten.

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