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Keinerlei Einpreisung von Flächenbrand-Gefahr Aktienmärkte bestens gelaunt – Hoffnung statt Kriegsangst

Die Aktienmärkte besonders in den USA sind bestens gelaunt, und notieren deutlich höher als vor Beginn des Hamas-Angriffs gegen Israel.

Bulle und Börsenkurse
Bulle und Börsenkurse. Foto: Aprilianzee4 - Freepik.com

Am Freitag kam in Aktienkursen weltweit etwas Angst auf, die Kurse fielen. Am Wochenende könnte ja die Bodenoffensive Israels gegen die Hamas im Gazastreifen anstehen. Die geopolitischen Auswirkungen sind völlig unklar. Aber bis heute ist die Offensive nicht erfolgt. Die Aktienmärkte atmen auf. Der Dow Jones notiert heute nicht nur 1,09 % im Plus, er notiert nun sogar 600 Punkte höher als kurz vor Ausbruch des Hamas-Angriffs auf Israel (im Chart auf CFD-Basis seit dem 4. Oktober). Der Nasdaq notiert seitdem 165 Punkte höher, S&P 500 seitdem 65 Punkte höher. Nur der Dax notiert seitdem gut 10 Punkte tiefer, aber von großer Panik ist auch hier nichts zu spüren.

Dow Jones zeigt den kräftigen Anstieg der Aktienmärkte

Dass Israel eine große Attacke gegen die Hamas führen wird, ist wohl klar. Aber offenbar glauben die Aktienmärkte (also die Börsianer), dass aktuell anlaufende diplomatische Bemühungen westlicher Regierungen verhindern werden, dass ein Flächenbrand im Nahen Osten entsteht. Eine äußerst gewagte Wette, aber man weiß ja nie! So formuliert Bloomberg aktuell: Angesichts der diplomatischen Bemühungen, die Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der Hamas zu einem regionalen Konflikt zu verhindern, stiegen die Aktienkurse und Anleihekurse fielen. Der Ölpreis gab nach der Rallye der letzten Woche nach.

Auf diese Aussagen stützen sich jetzt die Hoffnungen, weshalb die Aktienmärkte heute steigen: US-Präsident Joe Biden erwägt eine Reise nach Israel als Teil eines globalen diplomatischen Vorstoßes, um eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten zu verhindern. Auch US-Außenminister Antony Blinken kehrte heute nach Gesprächen mit arabischen Vertretern nach Israel zurück, und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz bereitet sich auf einen Besuch am Dienstag vor.

FMW-Anmerkung: Es ist wirklich eine äußerst verwunderliche „Gute Laune-Rally“ vor allem bei den US-Indizes. Diese Attacke der Hamas ist eine Zeitenwende, und nicht ein weiterer Terrorangriff, wie er seit Jahren immer wieder mal vorkam. Israel wird mehr als nur hart antworten. Wie würde Netanjahu da stehen, wenn er sich von westlichen Regierungen davon abhalten ließe. Meiner Meinung nach sehen die Aktienmärkte die Gefahr überhaupt nicht. Aber das ist nur meine Meinung. „Der Markt hat immer recht“, oder wie ging dieser Spruch noch mal?

FMW/Bloomberg



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9 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    die Gründe liegen viel tiefer. Historisch gesehen sind die Zinsen noch nicht sehr hoch, erst recht nicht im Verhältnis zur Inflation.

    Nur in den USA konnten wir bisher eine leicht, positive Realverzinsung erreichen, alle anderen Währungsräume notieren dagegen noch weit im negativen Realverzinsungsbereich.

    Das war 2000 ( Dot Com Crash) und 2007/08 Immobilienkrise nicht der Fall. Umlaufrendite im Sommer 2008 zum Beispiel in Deutschland bei 4,78 Prozent in der Spitze, bei damals „nur“ 3 Prozent Inflation.

    Diese ganzen negativen Realverzinsungen arbeiten im Grunde für die Märkte. Den meisten Anlegern fällt schlicht die Anlagealternative um jetzt schon umzuschichten.

    So kommen die Investoren und Spekulanten, nach den kleinen Crashs( siehe Corona) oder Rücksetzern (Fracking) immer wieder schnell in die Märkte zurück.
    Zuletzt wie gesagt eindringlich zu bewiesen während der Corona-, Euro- Griechenland- China- oder Frackingkrise….

    Auch arbeiten die hohen Notenbanken- Bilanzen den“ Bullen“ in die Hände. Die Märkte sind schlicht nicht frei, ebenfalls eindrucksvoll unter Beweis gestellt während der Eurokrise ( Whatever it takes- Draghi- EZB ) oder der jüngsten Bankenkrise in den USA, wo sich die amerikanische Notenbank FED hinstellt und die zahlreichen Regionalbanken faktisch „out bailt“, indem sie deren Anleihen zum reinen Nenn- und nicht zum augenblicklichen Marktwert erwirbt.

    Damit wird doch jede Marktwirtschaft eindrucksvoll untergraben. Und nicht zuletzt die dovishen Äußerungen einiger FED Mitglieder in der letzten Woche….

    Faktisch ist der FED Put immer noch aktuell. Und wenn sich jetzt EZB- Mitglieder hinstellen und sagen, sie würden die Spreads bei den italienischen Staatsanleihen ganz genau beobachten ,dann weiß man doch was kommt….das erneute Out Bailen durch die EZB- WHATEVER IT TAKES!

    1. „…Die Märkte sind schlicht nicht frei…“

      Was heißt da schon frei oder nicht frei? Der Ausdruck Freiheit ist in Bezug auf Börse/Märkte unangebracht.
      Die Märkte sind und waren immer schon von unzähligen Parametern bestimmt.
      Darunter eben auch von den Notenbanken. Das gehört zum Spiel und hat mit frei oder nicht frei nichts zu tun.

      1. In der DDR waren die Märkte schlicht nicht frei.
        Vielleicht hat da manch einer noch so ein Trauma mitgenommen.

    2. Wieder einmal schön das Fähnchen im Wind gedreht, der Herr Dr. Wochen- und monatelang von viel höheren erforderlichen Zinsen geschrieben, davon dass der Fed-Put nicht mehr existiert, dass sich die Bullen noch wundern würden. Und nun dieser Artikel. Im Sinne von „ was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“ Es lebe das Expertentum.

  2. @ ;Dottore Scharschmidt,es gibt da einen kleinen Unterschied, wenn Zinsen in steigender Wirtschaft steigen ist dies für den Markt erträglich, wenn Zinsen in fallender Wirtschaft wegen Inflation steigen müssen oder hoch bleiben erträgt dies die Wirtschaft nicht, vor allem wenn die Verschuldung so hoch wie nie in der Geschichte sind.
    Bitte Jens Erhardt googeln.

  3. in diesem Beitrag geht es wohl eher um das Risiko eines größeren Konfliktes, der für Angst sorgen könnte und die Geldpolitik in den Schatten stellt. Was, wenn der Araber und der Iraner einen auf Whatever IT Takes machen und ohne Vernunft und Strategie dem Trieb ihres Gottes folgen? Was macht dann der Rest der Welt und vor allem der Ami? Russland war ihm wohl zu heiß, mit dem Chinesen im im Rücken. Im nahen Osten hat er sich schon immer eingemischt. Angesichts dieser aktuellen Risiken würde man eher Verkaufsdruck erwarten als steigende Kurse. Anscheinend pokert man aktuell noch auf einen glimpflichen Ausgang bzw. keine weitere Eskalation der Lage mit anderen Beteiligten. Die Stoppkurse liegen aber bestimmt sehr eng und es kann dann schnell nach unten gehen. Mich erinnert die Situation am Markt gerade an den Corona-Crash 2020. Da hat es auch gedauert, bis quasi dieselbe Informationslage am Markt plötzlich anders interpretiert wurde. Sollte sich die Lage tatsächlich wieder entspannen, kann man ja die Lage am Markt neu bewerten und geg. wieder aufstocken/einsteigen.

  4. Siehe auch Kommentar von Lance Roberts auf Investing.com de. – EINE WEITERE KRISE IST VORPROGRAMMIERT-

  5. wie sich die Märkte entwickeln , entsagt schon seit längerer Zeit jeglicher Logik. ob bei Einzelaktien, bei denen ein Fragezeichen eines „großen“ Bloomberg Analysten, oder bei ganzen Märkten ein Hüsterchen eines FED Mitglieds, wenn ihm die Märkte zu hoch oder zu tief gehen, oder die großen Fonds, die die Kurse dahin treiben, wo sie sie gerne hätten…….mit realer Logik hat das alles nichts mehr zu tun

    1. Ich meine, nicht nur heute, Aktienmärkten hat schon immer die Logik gefehlt. Wenn überhaupt, erkennt man sie erst hinterher. Man könnte jetzt sagen, dass man bei breiter Streuung zumindest langfristig immer profitiert, was ja auch eine gewisse Logik darstellt, zumindest ist es ein Szenario mit hoher Wahrscheinlichkeit. Aber selbst da gibt es immer wieder Überraschungen wie z.B. in Japan. Da ist das letzte ATH nun über 30 Jahre her! Oder betrachten wir weltweite längere Rezessionszeiten. Auch die USA wird es, wie der Untergang des römischen Reichs, irgendwann erwischen. Von Einzelaktien möchte ich gar nicht reden. Da gibt es viele Firmen deren Kurse voller Hoffnung stark angestiegen sind, weil einem ja die Logik sagt, dass z.B. ein neues Technologiefeld voll am Markt einschlagen wird. Wieviele sind aber schon pleite gegangen an die wir uns heute kaum noch erinnern? Aber hinterher sagen wir dann oft, war klar, dass das nicht alle schaffen.
      Aber mal angenommen, wir würden die Logik der Zukunft verstehen bzw. erahnen und die Kurse würden sich tatsächlich daran orientieren, dann würden ja alle ungefähr ähnlich handeln, was wiederum bewirken würde, dass die Logik sich nicht realisieren kann, verursacht z.B. durch masslose Überkaufungen im Vorfeld und im Hinblick auf die „logische Zukunft“. Vermutlich ist die einzige einigermassen zuverlässige Logik, nach zukünftig wahrscheinlichen Szenarien zu handeln. Und das ist schon brutal anspruchsvoll. Arbeiten wir daran :-)

      Auch die aktuelle angenommene Logik: steigende Zinsen sind generell schlecht für die Aktienmärkte, hat sich in den letzten 12 Monaten nicht so richtig bewahrheitet. Aber die Zeit wird vermutlich kommen, in der wir fallende Kurse auch wieder mit dieser Logik erklären können – zumindest nachträglich!

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